Schilddrüsen-Gesundheit und Mikronährstoffversorgung
Darum geht es
Für eine normale Funktion der Schilddrüse sind außer Jod noch verschiedene andere Mikronähstoffe erforderlich.
Mikronährstoffe werden benötigt:
- für die Bildung der Schilddrüsenhormone
- für die Regulierung der Schilddrüsenfunktion
- zur Begrenzung von Autoimmunreaktionen
- für die biologische Wirksamkeit der Schilddrüsenhormone
- zur Verminderung von oxidativem Stress bei Fehlfunktion der Schilddrüse
Inhaltsverzeichnis |
Schilddrüse: eines der wichtigsten Organe im Hormonsystem
Die Schilddrüse ist verantwortlich für die Produktion und Freisetzung von zwei Schilddrüsenhormonen, nämlich Thyroxin (T4) und Trijodthyronin(T3). Im Gegensatz zu T4 wird T3 hauptsächlich in Geweben außerhalb der Schilddrüse gebildet durch eine Dejodierung von T4.
Die Schilddrüsenhormone kontrollieren den Stoffwechsel von Lipiden, Kohlenhydraten, Proteinen sowie von Elektrolyten und spielen eine wichtige Rolle für die Regulierung der Körpertemperatur. Eine nicht ausreichende Konzentration der Schilddrüsenhormone wirkt sich nachteilig auf nahezu jedes Organ aus.
Die Schilddrüsenhormone haben auch eine wichtige Funktion für die Entwicklung des Fötus, so dass schwangere Frauen unbedingt auf ausreichende Spiegel der Schilddrüsenhormone achten sollten. Die Aktivität der Schilddrüse wird über einen Regelkreis reguliert. Wenn die Konzentrationen der freien Schilddrüsenhormone absinken, wird aus der Hypophyse vermehrt TSH freigesetzt, das die Jodresorption im Darm sowie die Schilddrüsenhormon-Bildung anregt. Bei hohen Hormonspiegeln wird die TSH-Freisetzung entsprechend reduziert. Die TSH-Bestimmung im Blutserum ist zum Ausschluss einer Schilddrüsenfunktionsstörung im Regelfall als Screeningtest ausreichend.
Erkrankungen der Schilddrüse
Jede Schilddrüsenvergrößerung, unabhängig von der Entstehung, wird als Struma bezeichnet. In Deutschland haben ca. 30 Prozent der Erwachsenen in Jodmangelgebieten eine vergrößerte Schilddrüse, die aber häufig nicht mit einer Veränderung der Hormonproduktion einhergeht.
Wenn die Schilddrüse zu wenig Hormone bildet, spricht man von einer Hypothyreose, die oft schleichend beginnt und zum Beispiel mit Symptomen wie Antriebsarmut, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Kälteempfindlichkeit, Depressionen, Erschöpfung etc. einhergeht.
Die häufigste Ursache einer erworbenen Schilddrüsenunterfunktion ist die Hashimoto-Thyreoiditis. Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die zu einer allmählichen Zerstörung des Schilddrüsengewebes führt. Die Hashimoto-Thyreoiditis ist oftmals mit anderen Autoimmunerkrankungen assoziiert und tritt bei Frauen etwa neunmal häufiger auf als bei Männern. Zu Beginn der Erkrankung kann es zu einer kurzfristigen Überfunktion der Schilddrüse kommen, längerfristig entsteht aber immer eine Hypothyreose, die eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen erforderlich macht.
Auch eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) wird häufig durch immunologische Prozesse hervorgerufen. Kennzeichnend für eine Schilddrüsenüberfunktion ist eine Beschleunigung der Stoffwechselprozesse, meist kombiniert mit vermehrter Nervosität und Schlafstörungen.
Die Schilddrüse ist auf eine ausreichende Mikronährstoffversorgung angewiesen
Da Jod essenzieller Bestandteil der Schilddrüsenhormone ist, kommt natürlich der Jodversorgung des Menschen eine zentrale Bedeutung zu. Darüber hinaus sind aber viele weitere Mikronährstoffe wichtig für die Bildung der Schilddrüsenhormone und für die Funktionsfähigkeit der Schilddrüse. Die Zusammenhänge zwischen der Mikronährstoff-Versorgung und der Schilddrüsenfunktion werden aber häufig gar nicht oder zu wenig beachtet. Es gibt inzwischen eine beträchtliche Anzahl von Fachartikeln zur Bedeutung der Mikronährstoffe für die Schilddrüsenfunktion. Im Folgenden finden vor allem Fachartikel neueren Datums Beachtung.
Aminosäuren
In einer Studie von US-Wissenschaftlern wurden bei 387 gesunden Personen verschiedene Marker der Schilddrüsenfunktion sowie zahlreiche Mikronährstoffe bestimmt. Die Studie zeigt einen signifikanten Einfluss von verschiedenen Mikronährstoffen auf die Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen. Verminderte Konzentrationen der Aminosäuren Asparagin, Glutamin, Serin, Valin, Citrullin und Arginin hatten einen signifikanten Effekt auf die Schilddrüsenparameter. Ein Citrullin-Mangel erhöhte die Konzentrationen von T4, niedrige Konzentrationen der Aminosäure Arginin verminderten die Serumspiegel von T3. Zur Klärung der Funktion der einzelnen Aminosäuren auf die Schilddrüsenfunktion sind aber nach Aussage der Autoren der Studie weitere Studien erforderlich.
Vitamine und Schilddrüse
2022 publizierten italienische Wissenschaftler einen Übersichtsartikel über den Zusammenhang zwischen Störungen der Schilddrüsenfunktion und Vitamin A. Ein Vitamin-A-Mangel hat eine ganze Reihe von Konsequenzen für die Schilddrüsenfunktion. Dazu zählen: Erhöhung der TSH-Sekretion, Verminderung der Jodaufnahme in die Schilddrüse, Verminderung des Pools von T4 und T3, verminderte Konversion von T4 zu T3 in der Leber, verminderte T3-Aufnahme in die Muskulatur. Ein Vitamin-A-Mangel beeinträchtigt auch die Homöostase der T-Zellen, was zur Entstehung der Hashimoto-Thyreoiditis beitragen kann.
In einer polnischen Studie, die 2024 publiziert wurde, waren bei Hashimoto-Patientinnen die Vitamin-A- und Vitamin-B2- Konzentrationen signifikant niedriger als bei gesunden Kontrollpersonen.
Die Auswertung von NHANES-Daten von Seiten chinesischer Wissenschaftler hat ergeben, dass eine höhere Aufnahme von Vitamin E bei Männern mit einer geringeren Prävalenz für eine Autoimmunthyreoiditis und subklinische Hypothyreose assoziiert war.
Vitamin D ist ein wichtiges Regulator-Molekül des Immunsystems und kann Autoimmunprozesse begrenzen. Deshalb spielt Vitamin D eine wichtige Rolle bei der Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis. 2022 publizierten chinesische Wissenschaftler eine Metaanalyse von randomisierten kontrollierten Studien über die Effekte von Vitamin D bei der Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis. Das Ergebnis der Metaanalyse war, dass eine Vitamin-D-Supplementierung signifikant die Spiegel von Thyreoperoxidase-Antikörpern (TPO-Ak) im Vergleich zu einer Kontrollgruppe verminderte. Die Thyreoperoxidae spielt eine wichtige Rolle in der Synthese der Schilddrüsenhormone. TPO–AK sind bei über 90 Prozent der Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis nachweisbar, nicht selten sind aber die Antikörper-Titer nur leicht oder grenzwertig erhöht.
Wissenschaftler aus der Türkei fanden bei Patienten mit Schilddrüsenknoten signifikant niedrigere Vitamin-D-Spiegel als bei Kontrollpersonen. Ein Vitamin-D-Mangel könnte auch ein Faktor sein, der an der Entstehung von Schilddrüsenknoten beteiligt ist.
2025 publizierten chinesische Wissenschaftler, dass die Vitamin-D-Spiegel bei Patienten mit subakuter Thyreoiditis niedriger waren als bei gesunden Kontrollpersonen und dass niedrigere Vitamin-D-Spiegel das Risiko für subakute Thyreoiditis erhöhten.
Chinesische Wissenschaftler konnten auch nachweisen, dass verminderte Vitamin-D-Spiegel das Risiko für eine subklinische Hypothyreose bei Typ-2-Diabetikern erhöhten.