Atemwegsinfekte/Covid-19 und Vitamine - neue Studien

Wissenschaftler aus Glasgow untersuchen bei 281 Patienten mit Covid-19 die Konzentrationen verschiedener Mikronährstoffe. 55 Prozent der Patienten hatten ein Lebensalter von 70 Jahren und darüber. Bei 86 Prozent der Patienten lag die CRP-Konzentration über 10 mg/Liter und bei 49 Prozent der Patienten bestand eine Gebrechlichkeit (Frailty). Über ein Drittel der nicht gebrechlichen Patienten hatte niedrige Vitamin-B1-Konzentrationen trotz normaler Konzentrationen von Vitamin B2, B6 und Selen. Die CRP-Konzentration im Serum war signifikant mit einer niedrigeren Vitamin-B1-Konzentration assoziiert. Bei Covid-19 Patienten mit stark erhöhter Entzündungsaktivität könnte also eine Entleerung der Vitamin-B1-Speicher vorliegen und eine Vitamin-B1-Supplementierung erforderlich machen.

Oxidativer Stress spielt eine Schlüsselrolle in der Pathogenese von Atemwegserkrankungen. US-Wissenschaftler untersuchten anhand von NHANES-Daten, inwieweit niedrige Serumkonzentrationen der Vitamine A, C, D und E mit dem Auftreten von Atemwegserkrankungen und der Sterblichkeit an Atemwegserkrankungen in der US- Bevölkerung assoziiert sind.
In die Analyse wurden über 34.000 Studienteilnehmer einbezogen. Die Auswertung der Daten ergab, dass niedrige Serumspiegel der Vitamine A, C, D und Alpha-Tocopherol mit einer erhöhten Häufigkeit an Atemwegserkrankungen und /oder mit einer vermehrten Sterblichkeit an Atemwegserkrankungen verbunden sind.

Forscher aus der Türkei fanden bei 53 Covid-19-Patienten bei Klinikaufnahme verminderte Konzentrationen der Vitamine A und C im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen. Sowohl niedrige Vitamin-A-Spiegel wie auch niedrige Vitamin-C- Konzentrationen hatten einen nachteiligen Einfluss auf den Schweregrad der Erkrankung und den Krankheitsverlauf. Der ungünstige Effekt niedriger Vitamin-C-Spiegel war noch ausgeprägter als der von Vitamin A.

Wissenschaftler aus Korea publizierten einen Übersichtsartikel über die Rolle der Vitamine bei virusbedingten Atemwegserkrankungen. Insgesamt wurden 39 Studien mit Vitamin D, elf Studien mit Vitamin C, drei Studien mit Folsäure und eine Studie mit Vitamin E in die Bewertung einbezogen. Kernaussage des Übersichtsartikels ist, dass die Aufnahme der Vitamine D, E, C und Folsäure wichtig ist zur Vermeidung von Atemwegserkrankungen, die durch Viren verursacht werden.

Bei Kindern sind Atemwegsinfekte häufige Erkrankungen. Vitamin A schützt gegen Infektionen und ist wichtig für die Integrität der Epithelzellen. Forscher aus Ägypten und Saudi-Arabien untersuchen einen möglichen Zusammenhang zwischen einem Vitamin-A-Mangel und wiederholten Atemwegsinfekten bei 550 Kindern. Die Kinder mit einer Krankheitsgeschichte von häufigen Atemwegsinfekten hatten signifikant öfters einen leichteren (subklinischen) oder ausgeprägten Vitamin-A-Mangel im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen oder zu Kindern ohne entsprechende Krankheitsgeschichte. Bei den Kindern mit wiederkehrenden Atemwegsinfekten bestand auch ein vermehrtes Auftreten von Mittelohrentzündungen, Sinusitis und Lungenentzündungen.

Brasilianische Wissenschaftler untersuchten in Blutkulturen von Patienten mit moderatem bis schwerem Covid-19 den Einfluss einer zusätzlichen Gabe von Vitamin B12. Das Vitamin normalisierte die Expression verschiedener Gene der Entzündungsaktivität in den Leukozyten und beeinflusste auch die Stoffwechselwege der schwefelhaltigen Aminosäuren. Entsprechende biochemische Untersuchungen zeigten, dass Vitamin B12 den Effekt von Covid-19 auf verschiedene Entzündungswege abschwächen konnte. Es handelt sich um die erste Studie, in der nachgewiesen wurde, dass die Veränderung epigenetischer Marker bei Leukozyten zentrale Krankheitsmechanismen bei Covid-19 günstig beeinflussen kann.

Wissenschaftler der Universität Basel und des Kantonsspitals Aarau untersuchten bei stationären Covid-19-Patienten acht verschiedene Mikronährstoffe. Ein niedrigeres Risiko für schwere Krankheitsverläufe war am stärksten mit hohen Spiegeln von Vitamin A, Zink und Folsäure assoziiert. Insgesamt bestand bei den meist älteren Patienten eine hohe Prävalenz von Mikronährstoff-Mängeln, insbesondere von Selen, Vitamin D, Vitamin A und Zink.

Homocystein ist ein Biomarker für thrombotische Erkrankungen. Bei Covid-19 besteht unter anderem ein anhaltender prothrombotischer Status. Forscher aus Italien und den USA publizierten einen Literaturüberblick zur möglichen Bedeutung von Homocystein bei Covid-19. Die Auswertung von drei Studien ergab, dass erhöhte Homocystein-Konzentrationen ein nützlicher Marker für einen ungünstigen Krankheitsverlauf bei Covid-19 Patienten sein könnten.

Forscher aus dem Iran untersuchten bei 140 Covid-19-Patienten unter anderem die 25(OH)D-Spiegel. Die Konzentrationen von TNF-alpha, Interleukin-6 und D-Dimeren waren invers mit den 25(OH)D-Spiegeln assoziiert. Insgesamt waren höhere 25(OH)-Spiegel mit einer geringeren Sterblichkeit an Covid-19 und auch mit einem geringeren Schweregrad der Erkrankung verbunden.

Referenzen:

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