Spurenelemente und Mineralstoffe bei Depressionen

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Im Juli 2025 publizierten Wissenschaftlerinnen aus Polen einen Übersichtsartikel zur Bedeutung verschiedener Mineralstoffe und Spurenelemente bei Depressionen. Wichtige Aussagen aus diesem Fachartikel werden im Folgenden sinngemäß vorgestellt:

Ungefähr 280 Millionen Menschen weltweit leiden an Depressionen. Depressionen sind also zu einem globalen Gesundheitsproblem geworden. Die Depression ist eine multifaktorielle Erkrankung. Es besteht eine Dysregulation mehrerer wichtiger Signalwege. Einer der Hauptmechanismen in der Pathophysiologie der Depressionen ist die Dysfunktion der HPA–Achse, die zu einer Störung der Cortisolsekretion und zu einer abnormalen Stressantworte führt. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Neuroinflammation mit erhöhten Spiegeln proinflammatorischer Zytokine. Oxidativer Stress trägt zu einer Schädigung der Nervenzellen und zu einer mitochondrialen Dysfunktion bei. Außerdem besteht eine Dysregulation einiger Neurotransmitter wie zum Beispiel Serotonin, Dopamin und Noradrenalin, die die Stimmungslage, Motivation und kognitive Funktionen beeinflusst.

Grundsätzlich ist eine ausreichende Zufuhr von Makro- und Mikronährstoffen von zentraler Bedeutung für die mentale Gesundheit. Zu den Mikronährstoffen gehören die Mineralstoffe Calcium und Magnesium sowie die Spurenelemente Eisen, Zink, Kupfer, Selen und Jod. Diese wirken über mehrere Mechanismen - dazu gehören: Verbesserung der Insulinsensitivität, Modulierung der Neurotransmission, Verringerung der Entzündungsaktivität und Reduzierung freier Radikale.

 

Calcium

Calciumionen spielen eine Rolle bei verschiedenen zellulären Prozessen. Calcium ist auch essenziell für die Signalübertragung als sogenannter “second messenger“. Gemäß neuesten Studien hat Calcium auch eine Bedeutung für die Bildung der Myelinscheiden sowie für die Regulierung der Aktivität von Dopamin-3-Rezeptoren. Eine Fehlregulation der Dopamin-3-Rezeptoren vermag die Entwicklung verschiedener mentaler Störungen einschließlich Depressionen zu begünstigen. Studien mit schwangeren Frauen haben ergeben, dass niedrige Serumspiegel von Calcium mit einem erhöhten Risiko für Depressionen verbunden waren. Nichtsdestotrotz weiß man noch wenig über den Zusammenhang zwischen der Calciumaufnahme und Depressionen.

 

Magnesium

Magnesium ist das zweithäufigste intrazelluläre Kation nach Kalium. Magnesium spielt eine wichtige Rolle für die Aufrechterhaltung des Elektrolytgleichgewichts und für die neuromuskuläre Übertragung. Magnesium hat auch eine große Bedeutung für den Glukosetransport durch die Zellmembranen. Niedrige Magnesiumspiegel beeinträchtigen die Aktivität des Insulinrezeptors. Die daraus entstehende Insulinresistenz stimuliert die Bildung von entzündungsfördernden Zytokinen, die wiederum die Nervenimpuls-Übertragung von Dopamin und Serotonin beeinträchtigen. Länger bestehende überhöhte Glukose-Spiegel können den Schweregrad von Depressionen beeinflussen. Darüber hinaus moduliert Magnesium die Nervenimpuls-Übertragung, die an emotionalen Prozessen beteiligt ist. Magnesium kann die Freisetzung von BDNF (Nervenwachstumsfaktor) fördern. Dies könnte dafür sprechen, dass Magnesiumionen angstlösende und antidepressive Eigenschaften haben.

 

Eisen

Eisen spielt eine wichtige Rolle für die Funktionsfähigkeit des Nervensystems. Eisen ist zum Beispiel für die Bildung der Myelinscheiden erforderlich sowie für die Bildung von Neurotransmittern. Symptome eines Eisenmangels sind oftmals unspezifisch wie zum Beispiel Erschöpfung, starke Müdigkeit, beschleunigter Herzschlag oder Störungen des psychischen Wohlbefindens. Die Symptome einer Depression und eines Eisenmangels sind sehr ähnlich. Frauen mit einer Anämie hatten in Studien ein vierfach erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Depressionen nach der Geburt.

Wie bereits erwähnt, spielt Eisen eine wichtige Rolle im Neurotransmitterstoffwechsel und ist zum Beispiel notwendig für die Bildung von Serotonin, Dopamin und Noradrenalin, die wiederum erheblich die psychische Befindlichkeit beeinflussen. Noradrenalin erhöht die Bildung des Nervenwachstumsfaktors, der für die Proliferation und für das Überleben der Nervenzellen erforderlich ist. Der Hippocampus reagiert besonders empfindlich auf einen Mangel am Wachstumsfaktor. Die genauen Mechanismen, wie ein Eisenmangel das emotionale Gleichgewicht stört, sind aber noch nicht bekannt.

 

Zink

Zink ist unter anderem wichtig für die Regulation von Hormonen einschließlich Cortisol sowie für das Wachstum der Nervenzellen. Die Balance zwischen extrazellulären und intrazellulären Zinkionen ist sehr wesentlich für die Zell- Homöostase in Hirnregionen wie dem Hippocampus, dem Mandelkern und der Großhirnrinde. Eine Störung dieser Balance kann depressive Symptomen nach sich ziehen. Zink hat einen antientzündlichen Effekt, der bei depressiven Patienten zu einer Verbesserung ihrer psychischen Befindlichkeit führen kann. Zink vermag auch eine Überaktivität der glutamatergen NMDA- Rezeptoren zu verhindern, was sich auch in Hirnregionen auswirkt, die für die Verarbeitung von Emotionen zuständig sind.

 

Kupfer

Kupfer ist erforderlich für die Funktion des Immunsystems, für den Energiestoffwechsel, für die Regulation von Neurotransmittern und für das Wachstum von Nervenzellen. Kupfer ist essenziell für die Bildung von Noradrenalin aus Dopamin. In Studien korrelierten hohe Kupferkonzentrationen im Serum mit einem vermehrten Auftreten von Depressionen. Möglicherweise bewirken erhöhte Kupferspiegel eine vermehrte Konversion von Dopamin in Noradrenalin. Noradrenalin führt zu einer erhöhten Aktivität des sympathischen Nervensystems, die unter anderem auch Gefühle von Ängstlichkeit hervorruft. Eine hohe Kupferaufnahme kann auch die Entzündungsaktivität erhöhen. Es ist bekannt, dass die Blut-Hirn-Schranke durch periphere Entzündungen vermehrt durchlässig wird, was auch zu Depressionen führen kann.

 

Selen

Selen ist ein wichtiges antioxidatives Spurenelement mit antientzündlichen Eigenschaften. Selen spielt eine wesentliche Rolle für die richtige Funktion der Nervenzellen. Selen ist auch für die Bildung der Schilddrüsenhormone erforderlich. Depressive Symptome bei Patienten sind negativ mit den Serumspiegeln von Trijodthyronin und Thyroxin assoziiert. Das limbische System, das für das Gedächtnis, für kognitive Funktionen und für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist, hat zahlreiche Rezeptoren für Schilddrüsenhormone. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kommt es zu einer reduzierten Stimulierung des limbischen Systems. Ein Selenmangel kann ein Grund sein für eine unzureichende Bildung der Schilddrüsenhormone und damit indirekt auch für eine Fehlfunktion des limbischen Systems. Selen stimuliert auch die Bildung und Freisetzung des Nervenwachstumsfaktors BDNF. Eine Supplementierung mit Selen während der Schwangerschaft könnte eine effektive Maßnahme sein zur Vermeidung der postpartalen Depression.

 

Jod

Bekanntlich ist Jod ein wichtiger Bestandteil der Schilddrüsenhormone. Eine Schilddrüsenunterfunktion und eine
Veränderung der Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen- Achse kann mit Depressionen assoziiert sein.

 

Referenz:
Zuzanna Majewska, Karolina Orywal et al.: Mineral Homeostasis and Depression: Implications for Prevention and Therapeutic Support-A Narrative Review; Int J Mol Sci. 2025 Jul 10;26(14):6637.

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