Es wird schon länger kontrovers diskutiert, inwieweit eine Proteineinschränkung den Alterungsprozess und die Lebensdauer beeinflussen kann. Eine Auswertung von Daten von NHANES 3 hat ergeben, dass eine relativ niedrige Proteinzufuhr im mittleren Lebensalter tatsächlich mit einem geringeren Sterblichkeitsrisiko einhergeht. Bei Personen über 65 Jahren ist aber eine niedrige Proteinzufuhr mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko verbunden. Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass bei älteren Menschen eine relativ hohe Proteinzufuhr das Risiko für Muskelverluste und Verschlechterung der Knochendichte vermindert. Hierfür wurde meist die Aminosäure Leucin verantwortlich gemacht. Ein anderer Erklärungsansatz beruht auf der Tatsache, dass die Glutathionsynthese mit zunehmendem Lebensalter abnimmt. Durch eine Supplementierung von N-Acetylcystein kann das Enzym Glutamatcysteinligase aktiviert werden, was zu einer Erhöhung der Glutathionsynthese führt. Auch eine Supplementierung mit Alphaliponsäure kann die Glutathionspiegel anheben. Eine höhere Cysteinverfügbarkeit könnte also erklären, warum eine höhere Proteinzufuhr bei älteren Menschen das Risiko für Sterblichkeit und Gebrechlichkeit herabsetzt. Eine Supplementierung von N-Acetylcystein und Liponsäure könnte also für ältere Menschen eine protektive Funktion haben.
Referenz:
McCarty MF, DiNicolantonio JJ et al.: An increased need for dietary cysteine in support of glutathione synthesis may underlie the increased risk for mortality associated with low protein intake in the elderly; Age (Dordr). 2015 Oct; 37(5):96