Gedächtnis und Mikronährstoffe

Shownotes

Mikronährstoffanalyse
DCMS-Neuro-Check

DCMS-News
Gedächtnis und Mikronährstoffe

 

Transkript

Musik

Moderator:
[00:00:00] Jeder kennt das sicherlich von uns: Man wird auf der Straße von einem bekannten Gesicht gegrüßt und es fällt einem partout der Name nicht mehr ein. Oder man ist in ein Gespräch verwickelt und weiß auf einmal nicht mehr, was man eigentlich sagen wollte. Oder man findet den Schlüssel oder die Brille auf die Schnelle einfach nicht. Muss ich mir da Sorgen machen?

[00:00:30] Heute sprechen wir über Vergesslichkeit und über die Rolle der Mikronährstoffe. Mit dabei wieder Dr. Hans-Günther Kugler vom Diagnostischen Centrum für Mineralanalytik und Spektroskopie aus Martheidenfeld. Aber erst mal Hallo zusammen und danke fürs Zuhören.

Dr. H.G. Kugler:
[00:00:47] Hallo liebe Zuhörer. 

Moderator:
[00:00:50] Wie ist das mit der Vergesslichkeit? Warum gibt es Phasen im Leben, wo das Gehirn nicht so fit ist und wann ist Vergesslichkeit krankhaft? 

Dr. H.G. Kugler:
[00:00:59] Zunächst einmal: Probleme mit dem Gedächtnis sind in einem gewissen Umfang normal. Das heißt, einzelne Aussetzer des Gedächtnisses haben doch keinen Krankheitswert. Auch im Alter muss Vergesslichkeit nicht unbedingt ein Hinweis auf eine Demenzerkrankung sein. 

[00:01:16] Den Lebensphasen, in denen man vermehrt solche Aussetzer hat, liegt oftmals auch eine erhöhte Stressbelastung vor. Chronischer Stress führt zu einer dauerhaft erhöhten Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Cortisol wiederum kann eine Dysfunktion des Hippocampus bewirken, die mit Gedächtnisstörungen einhergeht.

Moderator:
[00:01:38] Welche Rolle spielt die Ernährung für die Hirnleistungsfähigkeit? 

Dr. H.G. Kugler
[00:01:46] Der westliche Ernährungsstil oder ein häufiger Verzehr von Junkfood haben eindeutig einen nachteiligen Effekt auf die Hirnleistungsfähigkeit. Transfettsäuren, gesättigte Fette sowie sehr hohe Kohlenhydratmengen und eine hohe Kalorienzufuhr wirken sich negativ auf den Hirnstoffwechsel aus. 

Moderator:
[00:02:08] Und wie sieht es mit dem Schlaf aus? Wenn man nicht ausgeruht und müde ist, leidet ja sicherlich auch die Konzentration und das Denkvermögen. Eigentlich kennt das ja jeder von uns. 

Dr. H.G. Kugler:
[00:02:20] Für die Erhaltung oder Stärkung des Gedächtnisses ist ein erholsamer Schlaf von großer Bedeutung. 

Moderator:
[00:02:27] Und körperliche Bewegung - am besten im Freien - ist sicher auch gut für die Hirnleistung. 

Dr. H.G. Kugler:
[00:02:30] Ja, natürlich. Wichtige Faktoren sind körperliche Aktivität und Fitness. AußerdeModerator:Einen ungünstigen Effekt haben Belastungen wie Schadstoffe, oxidativer Stress und eine erhöhte Entzündungsaktivität.

Moderator:
[00:02:46] Wie sieht es mit dem Alter aus? Da nimmt doch die Hirnleistung automatisch ab, oder? Man muss ja nicht gleich eine Demenz entwickeln. 

Dr. H.G. Kugler:
[00:02:54] Das ist richtig, bei den Gedächtnisleistungen kommt es altersabhängig zu einer Verschlechterung.

[00:02:59] Generell ist im Alter von 80 Jahren im Vergleich zu 20 Jahren eine etwa 40- bis 60-prozentige Abnahme der kognitiven Geschwindigkeit zu beobachten. Es gibt aber große individuelle Unterschiede, in welchem Umfang es beim Älterwerden zu einer Verminderung der Gedächtnisleistungen kommt. 

Moderator:
[00:03:21] Sicherlich spielt hier die Mikronährstoffversorgung auch eine große Rolle, oder?

Dr. H.G. Kugler:
[00:03:25] Ja, genau. Die Sicherstellung einer guten Mikronährstoffversorgung - bereits im mittleren Lebensalter - ist ein wesentlicher Faktor für den Erhalt der Hirnleistungsfähigkeit in den späteren Jahren. 

Moderator:
[00:03:39] Und damit kommen wir jetzt auch zum zentralen Thema: Mikronährstoffe. 

Dr. H.G. Kugler:
[00:03:45] Die gesamte Hirnleistungsfähigkeit ist in hohem Maße abhängig von einer ausreichenden Verfügbarkeit an Mikronährstoffen. Verschiedene Mikronährstoffe eignen sich auch zur Prävention von Gedächtnisstörungen. 

Moderator:
[00:03:58] Gehen wir doch mal die Mikronährstoffe durch, die wichtig sind zur Vorbeugung gegen Gedächtnisstörungen - Mikronährstoffe, deren Wirksamkeit in Studien auch belegt ist.

[00:04:08] Fangen wir doch mal mit Vitamin B1 an. Vitamin B1 ist ja wesentlich für den Stoffwechsel der Kohlenhydrate und das Gehirn ist auf eine ausreichende Verfügbarkeit von Kohlenhydraten angewiesen.

Dr. H.G. Kugler
[00:04:22] Das ist richtig, Vitamin B1 ist von zentraler
Bedeutung für die Energieversorgung der Nervenzellen, da die Nervenzellen auf Glucose, also Traubenzucker, als Energieträger angewiesen sind. Das Gehirn ist also besonders empfindlich gegenüber einem Vitamin-B1-Mangel.

[00:04:42] Die Vitamin-B1-Speicher des Organismus sind sehr gering. Bereits nach zwei Wochen Vitamin-B1-armer Ernährung kann es zu Mangelerscheinungen kommen.

Moderator:
[00:04:53] Wie wirkt sich ein Vitamin-B1-Mangel aus?

Dr. H.G. Kugler
[00:04:56] Ja, zum Beispiel in einer Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses.

Moderator:
[00:05:00] Was ist mit Homocystein?

Dr. H.G. Kugler:
[00:05:02] Homocystein ist ja kein Mikronährstoff, aber ein Risikofaktor für Gefäßerkrankungen und für neuropsychiatrische Störungen. Erhöhte Homocystein-Konzentrationen sind neurotoxisch, also giftig für die Nerven, und beeinträchtigen allgemein die kognitive Leistungsfähigkeit und im Besonderen auch die Gedächtnisleistungen, besonders wenn die Homocystein-Erhöhung längere Zeit besteht.

Moderator:
[00:05:29] Zum Abbau von Homocystein sind bekanntlich die Vitamine B6, B12 und Folsäure erforderlich.

Dr. H.G. Kugler:
[00:05:37] Muss man noch erwähnen: In geringerem Umfang
auch Vitamin B2.

Moderator:
[00:05:42] Ist Folsäure auch für die Hirnleistung wichtig?

Dr. H.G. Kugler:
[00:05:45] Ja, Forscher aus Irland publizierten 2022, dass bei Teilnehmern einer irischen Langzeitstudie ein Folsäurespiegel unter 9,6 Mikrogramm pro Liter mit einem schlechteren episodischen Gedächtnis assoziiert war.

[00:06:03] Die Auswertung der Daten von 2421 Teilnehmern von NHANES 2011 bis 2014 ergab, dass bei den Studienteilnehmern eine ausreichende Aufnahme von Folsäure und Vitamin B12 signifikant mit einer besseren Hirnleistungsfähigkeit - einschließlich Gedächtnisleistung - assoziiert war.

Moderator:
[00:06:25] Ich habe mal gelesen, dass die Supplementierung von Folsäure bei schlechten Vitamin-B12-Werten gesundheitsschädlich ist.

Dr. H.G. Kugler:
[00:06:35] Es ist tatsächlich so, dass niedrige Vitamin B12-Spiegel in Verbindung mit hohen Folsäurekonzentrationen einen nachteiligen Effekt auf die Hirnleistungsfähigkeit und das Gedächtnis besonders bei älteren Menschen haben. Die sollte man eben auch bei einer entsprechenden Supplementierung beachten.

Moderator:
[00:06:56] Also müsste man beide Werte messen, Folsäure und B12.

[00:07:02] Was ist mit Vitamin C? Welche Wirkung hat Vitamin C auf das Nervensystem?

Dr. H.G. Kugler:
[00:07:07] Das Vitamin C spielt eine wichtige Rolle für verschiedene Funktionen des zentralen Nervensystems, zum Beispiel für die Differenzierung der Nervenzellen, für die Bildung von Myelin und den Neurotransmitterstoffwechsel.

[00:07:22] Vitamin C reduziert auch Stressreaktionen des Organismus, weshalb in Stresssituationen weniger Cortisol ausgeschüttet wird.

Moderator:
[00:07:32] Und ein erhöhter Cortisol-Spiegel kann die Gedächtnisleistung beeinträchtigen.

Dr. H.G. Kugler:
[00:07:36] Das ist richtig. Bei älteren Menschen ist die Vitamin-C-Versorgung oftmals unzureichend. Gleichzeitig besteht eine erhöhte Stressempfindlichkeit, die Störungen des Gedächtnisses begünstigt.

Moderator:
[00:07:48] Vitamin E ist bekanntlich ein starkes fettlösliches Antioxidans, und das Gehirn weist ja fetthaltige Strukturen auf. Was weiß man über Vitamin E in Bezug auf die Hirnfunktion?

Dr. H.G. Kugler:
[00:08:02] Vitamin E kann zur Prävention und für die Behandlung von Gedächtnisstörungen von Nutzen sein.

[00:08:09] Vitamin E vermindert zum Beispiel das Risiko für Spätfolgen des Typ-2-Diabetes. Eine ungenügende Blutzuckereinstellung mit erhöhten HbA1c-Spiegeln erhöht das Risiko für einen kognitiven Abbau.

[00:08:25] Es gibt auch Hinweise, dass Vitamin E zusammen mit Vitamin C das Auftreten der Alzheimer-Erkrankung vermindern kann. Dafür ist aber die Datenlage noch eher schmal.

Moderator:
[00:08:38] Auch Vitamin A ist ein fettlösliches Vitamin. Ist Vitamin A auch für das Gehirn wichtig?

Dr. H.G. Kugler:
[00:08:43] Es ist bekannt, dass Vitamin A für verschiedene Hirnregionen wichtig ist, insbesondere auch
für den Hippocampus. Vitamin A ist erforderlich für die Neuroplastizität im Hippocampus, was nahelegt, dass ein Vitamin-A-Mangel auch Gedächtnisleistungen beeinträchtigt.

Moderator:
[00:09:03] Was versteht man denn unter Neuroplastizität? Kannst du das erläutern?

Dr. H.G. Kugler:
[00:09:08] Kann man vielleicht mit einfachen Worten sagen, dass Neuroplastizität des Anpassungsvermögen der Nervenzellen an entsprechende Herausforderungen ist.

Moderator:
[00:09:19] Das Multivitamin Vitamin D - hat es auch eine Funktion für die Hirnleistungsfähigkeit?

Dr. H.G. Kugler:
[00:09:25] Ja, hat es und nicht nur das: Es ist auch wichtig für die Stimmung.

Moderator:
[00:09:29] Magnesium ist ein Antistress-Mikronährstoff. Ist Magnesium auch für die Hirnfunktion wichtig?

Dr. H.G. Kugler:
[00:09:36] Magnesium hat verschiedene wichtige Funktionen im Gehirn. Magnesium reguliert unter anderem NMDA-Rezeptoren, die wiederum für das Lernen und für die Gedächtnisbildung eine zentrale Rolle spielen.

Moderator:
[00:09:49] Was ist mit Eisen?

Dr. H.G. Kugler:
[00:09:52] Eisen ist nicht nur wichtig für den Sauerstofftransport und für die Sauerstoffspeicherung, sondern hat auch viele wichtige Funktionen im Gehirn. Dazu gehören der Neurotransmitterstoffwechsel, die Energieversorgung der Nervenzellen, die Myelinsynthese, die Ausbildung von Synapsen und vieles mehr.

Moderator:
[00:10:10] Ich habe einmal gelesen, dass ein Eisenmangel in der Kindheit besonders schädlich für das Gehirn ist.

Dr. H.G. Kugler:
[00:10:17] Ein Eisenmangel im Kleinkindesalter kann zu beträchtlichen Störungen des Lernvermögens und der Gedächtnisleistungen führen. Die Schäden durch einen Eisenmangel können auch durch eine Eisensupplementierung zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr ausgeglichen werden.

Moderator:
[00:10:35] Das ist schlimm und eigentlich auch völlig unnötig. Aber auch Erwachsene sollten darauf achten, keinen Eisenmangel zu entwickeln.


Dr. H.G. Kugler:
[00:10:43] Auch bei den älteren Menschen ist die Eisenversorgung von großer Bedeutung für die Hirnleistungsfähigkeit.

[00:10:50] Wissenschaftler aus Spanien publizierten 2024, dass niedrige Ferritin-Spiegel bei älteren Menschen mit einer schlechteren Hirnleistungsfähigkeit assoziiert waren. Bei Gedächtnisproblemen sollte immer auch an einen Eisenmangel gedacht werden und die Ferritin-Konzentration im Serum bestimmt werden.

Moderator:
[00:11:10] Was ist mit Zink?

Dr. H.G. Kugler:
[00:11:13] Auch das Spurenelement Zink hat mehrere wichtige Funktionen im Hirnstoffwechsel und ist auch erforderlich für Lernvorgänge und Gedächtnisfunktionen.

[00:11:22] Der Hippocampus gehört zu den Gehirnstrukturen, die besonders viel Zink enthalten.

[00:11:27] Ein Zinkmangel kann auch die Funktionsfähigkeit des Gedächtnisses beeinträchtigen.

[00:11:33] Besonders bei älteren Menschen sollte auf eine gute Zinkversorgung geachtet werden, da die Zinkspiegel mit zunehmendem Alter meist rückläufig sind.

Moderator:
[00:11:45] Bestimmte Aminosäuren sind sicherlich wichtig für die Hirnfunktion, da diese ja für den Stoffwechsel der Botenstoffe eine Rolle spielen.

Dr. H.G. Kugler:
[00:11:52] Einige Aminosäuren fungieren als Neurotransmitter, andere wiederum sind Vorstufen für die Neurotransmittersynthese. Aminosäuren haben also insgesamt eine wichtige Bedeutung für die Hirnleistungsfähigkeit.

Moderator:
[00:12:06]Gibt es hierzu Beispiele?

Dr. H.G. Kugler:
[00:12:07] Ja, z.B. Tyrosin. Tyrosin ist die Ausgangssubstanz für die Bildung der Schilddrüsenhormone und Katecholamine. Katecholamine sind ja Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin. Und es gibt einige Studien, in denen Tyrosin erfolgreich zur Verbesserung oder Stabilisierung der Hirnleistungsfähigkeit in Stresssituationen eingesetzt wurde.

[00:12:32] Eine Tyrosin-Supplementierung konnte z.B. Störungen des Arbeitsgedächtnisses bei Kältestress verhindern.

[00:12:35] Eine Gruppe deutscher Wissenschaftler von
verschiedenen Universitäten und Instituten hat 2019 publiziert, dass bei älteren Menschen eine unzureichende Tyrosinzufuhr das Kurzzeitgedächtnis stört.

Dr. H.G. Kugler:
[00:12:54] Auch die Aminosäure Taurin kann bei Gedächtnisstörungen von Vorteil sein. Dies konnten koreanische Wissenschaftler in einer Studie nachweisen. Ältere Menschen mit kognitiven Störungen erhielten über einen Zeitraum von vier Wochen 3 g Taurin täglich, das in Form einer Pudding-ähnlichen Speise verabreicht wurde. Die Supplementierung von Taurin hatte einen positiven Effekt auf die Gedächtnisleistungen.

Moderator:
[00:13:23] Was ist eigentlich mit den Fettsäuren - also mit den Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren?

Dr. H.G. Kugler:
[00:13:29] Ja, auch die spielen eine Rolle. Zu erwähnen: Da sind z.B. die Omega-3-Fettsäuren. Insbesondere DHA schützt ältere Menschen vor einem Gedächtnisabbau.

[00:13:42] Einen günstigen Effekt auf Gedächtnisfunktionen haben viele sekundäre Pfanzenstoffe, insbesondere auch die Carotinoide.

Moderator:
[00:13:50] Zusammenfassend kann gesagt werden: Eine optimale Versorgung mit Mikronährstoffen ist von zentraler Bedeutung für den Hirnstoffwechsel. Deshalb ist bei Gedächtnisstörungen in jedem Lebensalter eine Bestimmung der Mikronährstoffe im Blut empfehlenswert.

Dr. H.G. Kugler:
[00:14:07] Richtig, aber vor allem im mittleren Lebensalter sollte eine gute Mikronährstoffversorgung sichergestellt sein, um den Gedächtnisabbau mit zunehmendem Alter möglichst gering zu halten.

Moderator:
[00:14:15] Eine geeignete Mikronährstoffdiagnostik ist der DCMS-Neurocheck. Hier sieht man dann, welche Mikronährstoffe fehlen und wieder gezielt zugeführt werden müssten.

[00:14:31 Liebe Podcast-Hörer danke fürs Zuhören und gerne bis zum nächsten Mai.

Moderator, Dr. H.G. Kugler:
[00:14:36] Auf Wiederhören!

Musik

 


 

 

Öffnungszeiten:
Mo - Do von 8.00 - 12.00 Uhr
und 14.00 - 17.00 Uhr
Freitag 8.00 - 12.00 Uhr
Terminvereinbarung erforderlich!