Immunsystem und Mikronährstoffe
Immunsystem allgemein
Ein gut funktionierendes Immunsystem ist von zentraler Bedeutung zur Abwehr von Bedrohungen für unseren Organismus. Zu den Bedrohungen gehören mögliche Krankheitserreger wie zum Beispiel Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten. Das Immunsystem muss aber auch körpereigene mutierte Zellen erkennen und gegebenenfalls abtöten. Das Immunsystem benötigt ein optimales Gleichgewicht zwischen Abwehr und Toleranz und eine genaue Unterscheidungsfähigkeit zwischen “körpereigen“und “körperfremd“.
Das Immunsystem kann man sich als ein Netzwerk verschiedener mobiler Immunzellen, regulierender Botenstoffe und Antikörper vorstellen. Zu den Organen des Immunsystems zählen: das Knochenmark, die Lymphknoten, der Thymus, die Milz, die Darmschleimhaut und die Haut. Auch die Schleimhäute der Atemwege enthalten zahlreiche immunologische aktive Zellen.
Man unterscheidet das unspezifische oder angeborene Immunsystem, das bereits ab Geburt funktioniert, vom spezifischen oder erworbenen Immunsystem. Das spezifische Immunsystem wird dann aktiviert, wenn die Mechanismen des angeborenen Immunsystems nicht mehr ausreichen.
Das Immunsystem muss sich schnell und flexibel neuen Herausforderungen stellen, was eine optimale Funktionsfähigkeit des Immunsystems erforderlich macht.
Einflussfaktoren auf das Immunsystem
Es gibt verschiedene Faktoren, die zu einer Beeinträchtigung der Immunkompetenz führen können. Dazu zählen zum Beispiel:
- Umweltschadstoffe
- Infektionen,
- Medikamente,
- Genussmittel,
- physikalische Belastungsfaktoren,
- Lebensstilfaktoren
- psychischer Stress.
Viele Menschen haben sicherlich schon die Erfahrung gemacht, dass nach einer psychisch belastenden Situation vermehrt Erkältungen auftreten.
Das Immunsystem ist allezeit auf eine gute Versorgung mit allen immunrelevanten Nährstoffen angewiesen, insbesondere auf eine ausreichende Verfügbarkeit von Mikronährstoffen.
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Hier lohnt sich eine Mikronährstofftherapie!
Es gibt im Wesentlichen drei verschiedene Arten von Fehlfunktionen des Immunsystems, bei denen Mikronährstoffe mit Erfolg eingesetzt werden können.
Infektanfälligkeit
Häufig besteht eine Immunschwäche mit erhöhter Infektanfälligkeit, die in jedem Alter auftreten kann. Die sogenannten banalen Atemwegserkrankungen sind die häufigsten Erkrankungen in den Industriestaaten und beruhen in 97 Prozent der Fälle auf eine Virusinfektion. Nur in wenigen Fällen besteht die Notwendigkeit einer Antibiotikatherapie. Das Immunsystem unterliegt, wie alle anderen Organe auch, einem Alterungsprozess. Insgesamt besteht mit zunehmendem Alter eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionserkrankungen, da die Zahl und die biologische Aktivität der Immunzellen rückläufig ist. Die Immunseneszenz kann durch eine Optimierung der Mikronährstoff-Versorgung zumindest abgeschwächt werden.
Allergien
Eine häufig verbreitete Fehlregulation des Immunsystems sind die Allergien. Eine Allergie ist eine überschießende krankhafte Abwehrreaktion des Immunsystems auf bestimmte, normalerweise harmlose Umweltstoffe. Die Allergiehäufigkeit in Deutschland ist seit den Siebzigerjahren stark gestiegen. Die häufigste allergische Erkrankung ist der Heuschnupfen. Experten gehen davon aus, dass im Rahmen des Klimawandels mit einer weiteren Zunahme allergischer Reaktionen zu rechnen ist. Die Voraussetzung für die Entstehung einer Allergie ist eine bestimmte Programmierung des Immunsystems, die sogenannte TH2-Immundominanz. Diese geht mit einer vermehrten Freisetzung bestimmter Zytokine einher, die dann wiederum die typischen Symptome einer Allergie auslösen. Bei Allergien geht es also vor allem auch darum, überschießende Immunreaktionen und entzündliche Prozesse zu begrenzen.
Dies ist möglich durch eine gezielte Supplementierung von Mikronährstoffen.
Autoimmunerkrankungen
Eine weitere wichtige Fehlregulation des Immunsystems sind die Autoimmunerkrankungen. Bei den Autoimmunerkrankungen greift das Immunsystem gesundes körpereigenes Gewebe an.
Es sind ungefähr 80 bis 100 verschiedene Autoimmunerkrankungen bekannt, von denen 5 bis 8 Prozent der Bevölkerung weltweit betroffen sind. Die häufigste Autoimmunerkrankung ist die Hashimoto-Thyreoiditis, die wiederum die Entstehung andere Autoimmunerkrankungen fördert.
Mikronährstofftherapie
Bei allen Erkrankungen des Immunsystems gilt, dass eine Supplementierung von Mikronährstoffen auf der Basis einer Mikronährstoff-Analyse erfolgen soll. Nur durch eine geeignete Mikronährstoff-Diagnostik ist es möglich herauszufinden, welche Mikronährstoffe tatsächlich fehlen und gezielt ergänzt werden sollen.
Kurzportrait immunrelevanter Mikronährstoffe:
Vitamine
Vitamin A wurde früher als das „antiinfektiöse Vitamin“ bezeichnet. Vitamin A ist essenziell für die regelrechte Bildung der Schleimhautzellen der Atemwege und erhöht sowohl Zahl wie auch Effektivität der Leukozyten. Bei Infekten kommt es zu einem Absinken der Vitamin-A-Konzentration. Dadurch ist häufig eine Supplementierung erforderlich.
Vitamin D ist ein wichtiges Regulatormolekül des Immunsystems. Eine wichtige Funktion von Vitamin D ist die Kontrolle der Zytokin-Bildung bei Entzündungsreaktionen. Zytokine sind Botenstoffe des Immunsystems, die unter anderem die Entzündungsaktivität im Organismus regulieren. Die antientzündliche Wirkung von Vitamin D spielt auch für den Verlauf von Covid-19 eine wichtige Rolle. Eine Supplementierung von Vitamin D kann akute Atemwegsinfekte reduzieren. Vitamin D senkt die Infektiosität von Erkältungsviren, indem es die Bildung von virusabtötenden körpereigenen Molekülen steigert. Ausreichend hohe Vitamin-D-Spiegel sind auch wichtig für die Begrenzung von Autoimmunreaktionen zum Beispiel bei der Hashimoto-Thyreoiditis, Multipler Sklerose, Psoriasis etc.
Vitamin E ist ein wichtiges fettlösliches Antioxidans mit antientzündlichen Eigenschaften. Vitamin E kann bei Autoimmunerkrankungen und Allergien die Entzündungsaktivität vermindern. Ein Vitamin E-Mangel ist häufig mit einer erhöhten Infektanfälligkeit assoziiert. Bei Senioren kann Vitamin E die Häufigkeit von Lungenentzündungen reduzieren.
Vitamin C ist ein wasserlösliches Antioxidans und unentbehrlich für die Funktionsfähigkeit des Immunsystems. Ein Mangel erhöht das Risiko für Atemwegsinfekte. Bei Infektionen ist der Vitamin-C-Bedarf der weißen Blutkörperchen deutlich erhöht. Vitamin C verbesserte den Schweregrad und die Dauer von Erkältungssymptomen. Auch bei Allergien ist Vitamin C von Bedeutung, da es den Abbau von Histamin fördert. Histamin ist bekanntlich ein wichtiger Mediator allergischer Reaktionen.
Ein Vitamin-B1-Mangel kann die Bildung von Antikörpern bei Infektionen vermindern.
Die Vitamine B6, B12 und Folsäure sind sehr wichtig für die Proliferation der Immunzellen sowie für Bildung verschiedener Botenstoffe und Antikörper. Ein Vitamin-B12-Mangel kann mit einer vermehrten Bildung von Entzündungsmediatoren assoziiert sein. Eine ausreichende Bildung von Leukozyten ist abhängig von einer bedarfsdeckenden Versorgung mit den Vitaminen B12 und Folsäure. Ein Vitamin-B6-Mangel führt zu einigen Veränderungen der Immunkompetenz, zum Beispiel zu einer verminderten Produktion von Antikörpern und zu einer reduzierten Reaktionsfähigkeit der Leukozyten bei Entzündungen. Außerdem fördert eine unzureichende Vitamin- B6-Versorgung eine sogenannte TH2-Immundominanz, die zu einem vermehrten Auftreten von Allergien führt.
Mineralstoffe und Spurenelemente
Magnesium hat sehr vielfältige Wirkungen, am bekanntesten ist wahrscheinlich seine Funktion als Antistress-Mikronährstoff. Letztere ist sehr wichtig im Hinblick auf die Tatsache, dass länger anhaltender Stress die Immunantwort schwächt. Der Magnesiumspiegel im Blut spielt eine wichtige Rolle dabei, wie gut das Immunsystem Krankheitserreger oder Krebszellen bekämpfen kann. Des Weiteren hat Magnesium einen Einfluss auf die Allergiebereitschaft im Körper. Ein Mangel führt zu einer stärkeren Histaminausschüttung und damit auch zu stärkeren Allergiesymptomen.
Calcium besitzt eine antiallergische Wirkung und kann deshalb als Begleittherapie bei der Behandlung von Allergien eingesetzt werden.
Eisen ist ein Spurenelement mit sehr vielen Funktionen und ist auch wichtig für die Immunkompetenz. Eisen wird benötigt für die Vermehrung der Lymphozyten sowie für die biologische Aktivität der weißen Blutkörperchen. Bei bakteriellen Infektionen kann eine Eisen-Supplementierung auch kontraindiziert sein, da Bakterien Eisen als Wachstumsfaktor benötigen. Ein Eisenmangel hat auch eine große Bedeutung für die Entstehung von Allergien. Bei einem Eisendefizit wird die sogenannte TH2-Immundominanz favorisiert, die zu einer vermehrten Bildung von IgE-Antikörpern und allergieauslösenden Molekülen führt.
Selen ist ein Spurenelement mit antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften. Selen spielt auch eine wichtige Rolle für die Funktionsfähigkeit des Immunsystems. Ein Selenmangel erhöht die Anfälligkeit gegenüber mehreren Virusarten, unter anderem auch Influenzaviren. Niedrige Selenspiegel korrelieren auch mit einem erhöhten Risiko für Covid-19. Eine Selen-Supplementierung kann auch bei der Hashimoto-Thyreoiditis von Vorteil sein durch Verminderung der TPO-Antikörper.
Ein Kupfer-Mangel führte zu einer Verminderung der Anzahl von Leukozyten und zu einer Reduzierung ihrer Reaktionsfähigkeit. Daraus resultiert dann eine erhöhte Infektanfälligkeit.
Viele Funktionen des Immunsystems sind Zink-abhängig. Ein Zinkmangel erhöht die Infektanfälligkeit und führt insgesamt zu einer Fehlregulation des gesamten Immunsystems, wodurch auch Allergien und Autoimmunerkrankungen begünstigt werden. Eine gute Zinkversorgung ist auch wichtig für den Erfolg von Impfungen.
Aminosäuren
Arginin ist die Ausgangssubstanz für die Bildung des Signalgases Stickstoffmonoxid (NO). Die Makrophagen (große Fresszellen) produzieren große Mengen an NO zur Abtötung von Bakterien und Zellen. Arginin beeinflusst die Immunantwort und kann die Komplikationsrate von Infekten vermindern.
Cystein ist eine schwefelhaltige Aminosäure und eine wichtige Ausgangssubstanz für die Bildung von Glutathion. Glutathion ist das bedeutendste intrazelluläre Antioxidans und Regulatormolekül des Zellstoffwechsels. Cystein kann die Aktivität verschiedener Immunzellen steigern.
Glutamin ist ein essenzielles Nährsubstrat für sich schnell teilende Zellen, dazu gehören auch die Immunzellen. Ein Glutamin-Mangel verhindert die schnelle Neubildung von Immunzellen. Körperlicher oder psychischer Stress vermindert den Glutaminpool des Organismus. Glutamin kann bei Infektionen nach Operationen, bei Verbrennungen etc. zur Unterstützung des Immunsystems eingesetzt werden. Glutamin ist auch sehr wichtig für die Barrierefunktion des Darms.
Glycin ist eine Ausgangssubstanz zur Bildung von Glutathion.
Eine Lysin-Supplementierung ist sinnvoll zur Prävention und Behandlung von Fieberbläschen.
Taurin ist eine schwefelhaltige Aminosäure mit zahlreichen Funktionen. Taurin ist erforderlich für die Begrenzung von Immunreaktionen, bei denen viele freie Radikale freigesetzt werden. Möglicherweise hat Taurin auch einen günstigen Effekt bei der Behandlung allergischer Entzündungen.
Prinzipiell kann jeder Mangel einer essenziellen oder semi- essenziellen Aminosäuren die Immunkompetenz beeinträchtigen, da eine ausreichende Verfügbarkeit von Aminosäuren von zentraler Bedeutung ist für die Zellproliferation die Bildung immunrelevanter Botenstoffe.
Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren besitzen immunmodulierende Eigenschaften und können besonders bei Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden.
Empfehlung
Bei allen Störungen des Immunsystems ist die Durchführung einer geeigneten Mikronährstoff-Analyse sinnvoll als Grundlage für eine gezielte Supplementierung der fehlenden Mikronährstoffe. Hierfür eignet sich besonders das DCMS- Immun-Profil.