Ernährungsmedizinische Aspekte bei Haarausfall
Eine Ernährungswissenschaftlerin der Universität von Stettin hat einen Fachartikel publiziert, der sich mit ernährungsmedizinischen Fragen im Zusammenhang mit Haarausfall beschäftigte. Haarausfall gehört zu den häufigen unangenehmen Begleiterscheinungen während der Menopause. Während der Wechseljahre kann es bekanntlich zu einer vermehrten Bildung von Androgenen kommen, die den Haarausfall fördern. Insgesamt klagen 20 bis 60 Prozent der Frauen bis zum 60ten Lebensjahr über einen vermehrten Haarausfall. Zur Vermeidung oder Verminderung des Haarausfalls ist eine gute Versorgung mit allen erforderlichen Mikro- und Makronährstoffen notwendig.
Die schwefelhaltigen Aminosäuren Cystein und Methionin sind Ausgangssubstanzen für die Keratinsynthese. Keratin ist der wichtigste Bestandteil des Haarschafts und der äußeren Schicht der Haare. Keratin wird von Keratinozyten in der Epidermis gebildet. Ein wichtiger Bestandteil des Keratins ist Cystein, das im Haar in den höchsten Konzentrationen vorkommt (10 bis 17 Prozent). Das Haarwachstum, der Haardurchmesser und die Proteinsynthese sind abhängig von der Cysteinverfügbarkeit. Pyridoxalphosphat erhöht den Einbau von Cystein in Keratin. Eine wichtige Bedeutung für das Haarwachstum hat auch Lysin, das hauptsächlich im inneren Teil der Haarwurzel vorkommt und für die Form und für das Volumen der Haare verantwortlich ist. Bei einer unzureichenden Lysinaufnahme wird das Haar brüchig, dünn und verliert die Spannkraft.
Eine niedrige Zufuhr von Linolsäure, Alpha-Linolensäure und langkettigen ungesättigten Fettsäuren kann zu einem Verlust von Haaren führen, da diese Fettsäuren wichtige Bestandteile der Hornschicht der Epidermis sind. Eine hohe Zufuhr von gesättigten Fettsäuren vermag auch zu einer vermehrten Talkproduktion zu führen. Auch Kohlenhydrate beeinflussen den Haarstatus. Es konnte nachgewiesen werden, dass der Verzehr von hochverarbeiteten Nahrungsmitteln einer der Hauptfaktoren ist, der zu vermehrtem Haarverlust führt. Eine hohe Zufuhr von Einfachzuckern stimuliert die Talkproduktion, was dann zu entzündlichen Veränderungen und zu Störungen der Hornbildung führen kann. Ein Hyperinsulinismus kann das Haarwachstum beeinträchtigen, weshalb Frauen komplexe Kohlenhydrate mit niedrigem glykämischen Index bevorzugen sollten.
Eine unzureichende Vitamin-C-Versorgung beeinflusst die Bildung des Haarschafts und stört die Verkettung des Keratins, was zu stark gekräuselten Haaren führt.
Auch Vitamin D ist wichtig für das Haarwachstum, da Vitamin D die Differenzierung der Haarfollikel fördert. Folsäure ist verantwortlich für die Stimulierung oder den Umbau der Haarfollikel. Folsäure hat einen günstigen Einfluss auf das Ergrauen der Haare und reguliert die Funktion der Talkdrüsen.
Auch Pantothensäure (Vitamin B5) kann ein vorzeitiges Ergrauen der Haare verhindern und vermag zum Erhalt der natürlichen Haarfarbe beizutragen.
Biotin ist ein schwefelhaltiges Vitamin, das die Talkproduktion vermindern kann und das Haarwachstum aktiviert. Ein langanhaltender Biotinmangel kann zu typischen Hautveränderungen und auch zu Haarverlusten führen.
Auch Defizite der Vitamine B3 und B12 beeinträchtigen das Erscheinungsbild der Haare.
Ein Vitamin-A-Mangel kann grundsätzlich den Zellzyklus vermindern.
Auch mehrere Mineralstoffe und Spurenelemente sind für die Gesundheit der Haare unentbehrlich. Zink beeinflusst z.B. den Haarzyklus. Ein Zinkmangel kann also einen vorzeitigen Haarausfall beschleunigen. Auch ein Eisenmangel ist mit Haarausfall assoziiert. Eisen ist zentraler Bestandteil des Hämoglobins, das für die Versorgung der Matrixzellen unerlässlich ist. Außerdem ist Eisen ein Cofaktor für die Ribonukleotidreduktase, einem zentralen Enzym für die DNA-Synthese. Kupfer wird benötigt für die richtige Vernetzung der Keratinmoleküle. Ein Kupfermangel vermindert also die Stabilität und Elastizität der Haare, die dadurch an Glanz verlieren und vorzeitig ergrauen können.
Wichtig für die Haare ist eine gute Versorgung mit Selen, Silicium, Magnesium und Calcium. Calcium spielt eine bedeutende Rolle für den Erhalt der Haare in einem guten Zustand, und Frauen während der Wechseljahre sind besonders anfällig für einen Calciummangel. Die Calciumkonzentration der Haare ist 200-mal höher als die Calciumkonzentration im Serum und in den Erythrozyten.
Referenz:
Zuzanna Sabina Goluch-Koniuszy: Nutrition of women with hair loss problem during the period of menopause; Menopause Rev 2016; 15(1): 56-61: