Vor Kurzem erschien die sechste Ausgabe von “The Vitamins“ von Gerald F. Combs und James P. McClung, erschienen im Verlag “Academic Press“. Dieses Buch ist eine wahre Fundgrube an Informationen über die Vitamine. Es gibt verschiedene Wechselwirkungen zwischen dem Stoffwechsel einiger Vitamine und dem Eisenstoffwechsel. Dies ist von großer praktischer Relevanz, da rund 25 Prozent der Weltbevölkerung an einem Eisenmangel leiden, und der Eisenmangel in 80 Prozent der Fälle die Ursache einer Anämie ist.
Vitamin A
Verschiedene Querschnittsstudien, hauptsächlich in ärmeren Ländern, zeigten eine positive Korrelation zwischen der Eisenkonzentration im Serum und den Serumspiegeln von Vitamin A. Vitamin A oder Beta-Carotin verbessern die Absorption von Eisen aus pflanzlichen und anorganischen Quellen. Klinische Studien haben gezeigt, dass eine Therapie mit Eisen und Vitamin A zur Behandlung einer Anämie effektiver ist als eine Monotherapie mit Eisen. Ein chronischer Vitamin-A-Mangel beeinträchtigt die Erythropoese. Der Serum-Retinolspiegel ist etwa zu 10 Prozent für die Schwankungen der Hämoglobinspiegel bei Kindern verantwortlich. Ein Vitamin-A-Mangel reduziert die Aktivität von Coeruloplasmin, einem kupferhaltigen Protein, das für die Absorption von Eisen im Darm eine wichtige Rolle spielt.
Vitamin D
Ein Eisenmangel beeinträchtigt die Absorption von Vitamin D im Darm. Dadurch kommt es bei einem Eisenmangel nach einer Vitamin-D-Supplementierung zu einem geringeren Anstieg von 25-Hydroxy-Vitamin-D. Es lohnt sich also, vor einer geplanten Vitamin-D-Supplementierung auch den Eisenstatus zu bestimmen.
Vitamin C
Vitamin C kann Fe3+ zu Fe2+ reduzieren, mit dem es ein stabiles Chelat bildet. Dadurch wird die Resorption von Eisen im Dünndarm verbessert. Die niedrige Bioverfügbarkeit von Nicht- Hämeisen und die Eisen-antagonistischen Effekte von Polyphenolen, Phytaten und Phosphaten werden durch gleichzeitige Einnahme von Vitamin C aufgehoben. Vitamin C verbessert auch die Ferritinbildung und erhöht die Stabilität des Ferritinmoleküls durch Blockierung von Abbauprozessen.
Vitamin B2
Vitamin B2 (Riboflavin) wird für die Erythropoese benötigt. Für die Mobilisierung von Fe 3+ aus Leber-Ferritin und die Umwandlung zu Fe 2+ ist ein FAD-Enzym erforderlich. Die sogenannten Flavin-Coenzyme FAD und FMN sind die biologisch aktiven Formen von Vitamin B2. Fe2+ wird in das Hämoglobinmolekül eingebaut. Auch an der Synthese von Häm ist ein FAD-Enzym beteiligt. Eine hypochrome Anämie kann also durchaus auch die Folge eines Vitamin-B2-Mangel sein.
Vitamin B6
Vitamin B6 ist an der Synthese von Häm aus Porphyrin-Vorläufermolekülen beteiligt. Außerdem erhöht die Bindung von Vitamin B6 an das Hämoglobinmolekül die Sauerstoffbindungskapazität.
Für einen funktionierenden Eisenstoffwechsel sind verschiedene Vitamine erforderlich. Bei einer erforderlichen Eisen-Supplementierung, zum Beispiel zur Behandlung einer Anämie, sollte also unbedingt auch auf eine ausreichende Verfügbarkeit der erwähnten Vitamine geachtet werden. Vitaminmängel sind nicht selten der Grund, weshalb eine Eisen-Supplementierung nicht zum gewünschten Erfolg führt.
Referenz:
Gerald F. Combs, Jr. Und James P. McClung: The Vitamins; Elsevier, sixth edition, 2022