Im Mai 2025 publizierten Wissenschaftler der University of California eine Literaturübersicht zum Thema “Eisenmangel“. Wichtige Aussagen aus diesem Fachartikel werden im Folgenden sinngemäß wiedergegeben:
Ein Eisenmangel ist global der am weitesten verbreitete Nährstoffmangel. Ein Eisenmangel ist sozusagen die Vorstufe einer Eisenmangelanämie und ist etwa doppelt so häufig wie die Anämie selbst. Ein Eisenmangel kann verschiedene Ursachen haben wie zum Beispiel verminderte Eisenabsorption, erhöhter Eisenbedarf, Blutverluste etc. Die Symptome eines Eisenmangels sind vielfältig und unspezifisch: zum Beispiel Müdigkeit, Depressionen, Burnout-Symptomatik, Schlafstörungen, Haarausfall oder verminderte körperliche Leistungsfähigkeit.
Eisen wird sowohl als zweiwertiges Eisen (Fe 2+) als auch als dreiwertiges Eisen (Fe3+) zugeführt. Es wird aber nur das zweiwertige Eisen von den Darmzellen des Zwölffingerdarms aufgenommen. Für die Umwandlung von dreiwertigem zu zweiwertigem Eisen ist eine ausreichende Menge an Magensäure erforderlich. Säurehemmende Medikamente wie Antazida oder Protonenpumpenhemmer können die Eisenaufnahme behindern, genauso wie chirurgische Eingriffe zur Magenverkleinerung.
Für einen Eisenmangel sind niedrige Ferritinspiegel charakteristisch. In der klinischen Praxis wird meist ein Ferritin- Spiegel kleiner 30 ng/ml als Kriterium für einen Eisenmangel angesehen. Über den Cut-off-Wert für die Diagnose Eisenmangel herrscht aber keine Einigkeit. In einer großen Studie mit 28.134 Studienteilnehmern wurde nachgewiesen, dass es bereits bei Ferritinkonzentrationen zwischen 44 und 65 ng/ml zu einem Abfall einiger Parameter des roten Blutbildes kommt. Bei einem Eisenmangel ist die Eisenaufnahme im Magen-Darm-Trakt erhöht und kehrt erst bei einem Ferritinwert von 50 ng/ml wieder auf ein Basisniveau zurück. Es spricht also einiges dafür, den Cut-off Wert für die Diagnose Eisenmangel höher anzusetzen als bisher üblich. Es gibt aber nach wie vor keinen verbindlichen und allgemein akzeptierten Grenzwert für Ferritin, der dann zur Diagnose Eisenmangel führen würde.
Typische Veränderungen des roten Blutbildes im Sinne einer Anämie werden am häufigsten als Eisenmangel-Folgeerkrankung erkannt. Aus der Fachliteratur geht hervor, dass ein Eisenmangel auch zu anderen hämatologischen Veränderungen führen kann, zum Beispiel zu einer Erhöhung der Thrombozytenzahl und der Zahl der neutrophilen Leukozyten.
Es ist auch belegt, dass ein Eisenmangel durch Steigerung der Gerinnungsaktivität das Thromboserisiko erhöhen kann. Niedrige Eisenspiegel im Serum waren in Studien mit erhöhten Konzentrationen des Gerinnungsfaktors assoziiert.
Möglich ist auch, dass ein Eisenmangel zu einer Verminderung der Zahl der Thrombozyten und weißen Blutkörperchen führen kann.
Die Autoren des Fachartikels betonen zum Schluss, dass der frühzeitige Nachweis eines Eisenmangels ohne Anämie essenziell ist, weil ein Eisenmangel zum Beispiel auch ein wichtiger Hinweis auf die Entwicklung von Krebserkrankungen des Magen-Darm-Trakt sein kann. Das unzureichende Verständnis von Fachleuten im Gesundheitswesen hinsichtlich der Diagnose und Behandlung eines Eisenmangels könne zu einer Störung der Lebensqualität und zu wirtschaftlichen Verlusten führen. Aufgrund der eher unspezifischen Symptome eines Eisenmangels sei ein breit angelegtes Screening auf einem Eisenmangel wünschenswert.
Kommentar:
Erschöpfung, Müdigkeit, psychische Befindlichkeitsstörungen und Hirnleistungsstörungen sowie eine verminderte körperliche Belastbarkeit sollten bei Frauen im gebärfähigen Alter immer Anlass sein, den Eisenstatus zu überprüfen
Ferritin-Konzentrationen knapp über der unteren Grenze des Referenzbereichs sind sehr oft nicht ausreichend für eine gute körperliche und mentale Verfassung.
Referenz:
Arianna S Moss, Zahra Pakbaz: Iron Deficiency-More Than Just Anemia: A Literature Review; J Community Hosp Intern Med Perspect. 2025 May 5;15(3):38-45.