Altersmedizin: Immunsystem

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Im Lauf des Alterungsprozesses kommt es auch zu Veränderungen des Immunsystems, die man als Immunseneszenz bezeichnet. Davon ist sowohl das angeborene wie auch das erworbene Immunsystem betroffen. Die altersbedingten Veränderungen des Immunsystems führen dazu, dass ältere Menschen eine höhere Infektanfälligkeit haben, und Infektionen häufig schwerer verlaufen und auch länger dauern. Außerdem ist die Antikörperbildung nach Impfungen weniger ausgeprägt als bei jüngeren Menschen. In einer Studie hatten ein Drittel der älteren Personen keine nachweisbaren Antikörper nach der zweiten Dosis des RNA- Impfstoffs von Biontech/Pfizer. Der Immunseneszenz liegen verschiedene Faktoren zugrunde. Im Alter ist die Barrierefunktion von Haut, Schleimhäuten und des Darmepithels beeinträchtigt. Auch das Knochenmark wird durch den Alterungsprozess beeinflusst mit der Folge, dass weniger Immunzellen freigesetzt werden. Bei Senioren ist die Zahl der naiven T-Zellen vermindert, gleichzeitig ist die Zahl der differenzierten Gedächtniszellen im Spätstadium erhöht. Dies führt dazu, dass die Diversität der Antigenrezeptoren vermindert ist. Die Folge ist, dass bei älteren Menschen die Immunantwort gegen neue Infektionen schwächer ausfällt als bei jüngeren Personen. Der Alterungsprozess führt auch zu nachteiligen Veränderungen bei den regulatorischen T-Zellen (Tregs-Zellen). Typisch für das Alter ist eine vermehrte Bildung und Freisetzung proinflammatorischer Zytokine und eine low-grade inflammation. Eine Erhöhung der Entzündungsmarker ist mit den meisten altersassoziierten Erkrankungen, einschließlich der neurodegenerativen Veränderungen assoziiert.

Im Vergleich zu jüngeren Personen ist bei älteren Menschen der Energiebedarf tendenziell vermindert. Der Mikronährstoff-Bedarf im Alter ist hingegen gleichbleibend und möglicherweise sogar höher als in jüngeren Jahren. Das Immunsystem ist in jedem Lebensalter auf eine ausreichende Verfügbarkeit von Mikronährstoffen angewiesen. Gerade bei älteren Menschen ist die Mikronährstoff-Aufnahme oftmals zu gering. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Grundsätzlich geht die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen mit einer Appetitminderung, mit Energiemangel und mit depressiven Symptomen einher. Diese Symptome sind bei älteren Menschen stärker ausgeprägt als bei jüngeren. Bei Senioren besteht häufig auch eine verminderte Mikronährstoffaufnahme im Verdauungstrakt. Auch eine Einschränkung der Mobilität sowie finanzielle Schwierigkeiten, Stichwort „Altersarmut“, können zu einer Verminderung der Mikronährstoff-Aufnahme führen.

Eine ausreichende Verfügbarkeit von Mikronährstoffen ist von zentraler Bedeutung für die Funktionsfähigkeit des Immunsystems in jedem Lebensalter. Bereits der Mangel an einem Mikronährstoff kann die Immunkompetenz beeinträchtigen. Im Folgenden werden einige Mikronährstoffe vorgestellt, deren Nutzen für das Immunsystem bei Senioren gut belegt ist.

 

Vitamin C

Vitamin C ist ein wichtiges Antioxidans und und hat auch einen antiinflammatorischen Effekt. Ein ausgeprägter Vitamin-C- Mangel ist in Mitteleuropa zwar selten, aber gerade bei Senioren werden oftmals niedrige oder suboptimale Vitamin-C- Konzentrationen im Blutserum nachgewiesen. Vitamin C hat zahlreiche Funktionen im Immunsystem und wird sowohl von den Zellen des angeborenen wie auch von denen des erworbenen Immunsystems benötigt. Darüber hinaus hat Vitamin C auch eine wichtige Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Barrierefunktion von Haut und Schleimhäuten. Ein Vitamin-C-Mangel erhöht das Risiko für Pneumonien. Eine Vitamin-C-Supplementierung führte in Studien wiederum zu einer signifikanten Reduktion des Pneumonie-Risikos.

Es gibt auch eine ausreichende Evidenz dafür, dass Vitamin C einen Nutzen für die Prävention und Behandlung von Atemwegserkrankungen hat. Ältere Menschen benötigen mehr Vitamin C zur Aufrechterhaltung einer bestimmten Blutkonzentration als jüngere. Der Alterungsprozess ist mit einer erhöhten Entzündungsaktivität und oxidativem Stress assoziiert. Schon aus diesem Grund sollten ältere Menschen auf eine optimale Vitamin-C-Versorgung achten.

 

Vitamin D

Ein Vitamin D Mangel ist weit verbreitet, besonders auch bei älteren Menschen. Bei diesen ist auch die Fähigkeit, Vitamin D über die Haut zu bilden, um ca. 50 Prozent niedriger als bei jüngeren Personen. Vitamin D ist ein wichtiges Regulatormolekül des Immunsystems. Vitamin D fördert die Bildung antimikrobieller Proteine sowie die Differenzierung von Monozyten zu Makrophagen. Ein Vitamin-D-Mangel führt zu einer Fehlregulation des Immunsystems mit einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Atemwegsinfekten. Wie sich während der Covid-19-Pandemie gezeigt hat, kann eine gute Vitamin-D- Versorgung den Schweregrad und die Komplikationsrate einer Coronainfektion deutlich senken. Darüber hinaus hat Vitamin D auch einen Schutzeffekt gegen Autoimmunerkrankungen, die mit zunehmendem Alter häufiger auftreten.

 

Vitamin E

Vitamin E ist ein wichtiges lipophiles Antioxidans und schützt Zellmembranen gegen oxidative Schäden. Da der oxidative Stress in Alter zunimmt, besteht auch ein höherer Vitamin-E-Bedarf als bei jüngeren Menschen. Vitamin E reduziert die Bildung proinflammatorischer Eicosanoide aus der Arachidonsäure, was besonders bei der Behandlung entzündlicher Gelenkerkrankungen eine wichtige Rolle spielt. Vitamin E beeinflusst die Pathogenese verschiedener Virusinfektionen, bei denen oxidativer Stress eine Rolle spielt. Die Reduzierung von oxidativem Stress verhindert eine Virulenzzunahme verschiedener Viren. Dazu zählen RNA-Viren wie Hepatitis, Influenza und Aids. Eine niedrigdosierte Vitamin-E-Supplementierung kann auch das Auftreten von Erkältungskrankheiten vermindern. Für eine optimale antioxidative Wirksamkeit ist es meist sinnvoll, Vitamin E mit anderen Antioxidantien wie Vitamin C und Selen zu kombinieren.

 

Selen

Selen ist ein essenzielles Spurenelement und Bestandteil mehrerer Selenoproteine. Selen hat eine wichtige Bedeutung für das Immunsystem. Es steigert zum Beispiel die Produktion von IgG-Antikörpern und die Aktivität von NK-Zellen und cytotoxischen T-Lymphozyten. Selen ist besonders wichtig bei Virusinfektionen - zum einen durch Verbesserung der Immunreaktionen, zum anderen durch direkte antivirale Effekte.

Selen ist wichtiger Bestandteil des antioxidativen Schutzsystems des Organismus. Eine Selen-Supplementierung ist bei vielen altersassoziierten Beschwerden sinnvoll. Selen ist wichtig für die Schilddrüsenfunktion und kann die Mortalität für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Alter senken. Bei älteren Menschen muss Selen meist in einer etwas höheren Dosis supplementiert werden als bei jüngeren. Infolge geringer Selenkonzentrationen in den Böden ist die Selenversorgung in Mitteleuropa unzureichend, weshalb dann auch die landwirtschaftlichen Produkte eher wenig Selen enthalten.

 

Zink

Zink hat sehr vielfältige Funktionen im Stoffwechsel und ist auch von enormer Bedeutung für die Immunkompetenz. Es beeinflusst sowohl das angeborene wie auch das erworbene Immunsystem. Zink fördert die Phagozytose und die Aktivität der NK-Zellen und TH1-Lymphozyten. Auch die Proliferation von cytotoxischen T-Zellen und die Bildung von Antikörpern wird angeregt. Zink selber hat spezifische antivirale Effekte. Es hemmt die Aktivität von Herpes-Viren und schnupfen- verursachenden Viren. Bei akuten Infekten und Erkältungen führt eine Einnahme von Zink zu einer Reduktion der Infektdauer und zu einer deutlichen Verminderung der Symptome. Bei älteren Menschen wurden in bis zu 30 Prozent der Fälle niedrige Zinkkonzentrationen im Serum nachgewiesen. Bei niedrigen Zinkkonzentrationen war wiederum die Anfälligkeit für Lungenentzündungen höher als bei den Personen mit einem guten Zinkstatus. Mit zunehmendem Lebensalter kommt es zu einer Verschlechterung des Zinkstatus, die aber nicht in erster Linie mit der Ernährungssituation zusammenhängt. Jedenfalls ist im fortgeschrittenen Alter eine Zink-Supplementierung notwendig für den Erhalt der Gesundheit.

 

Fazit:
Der Alterungsprozess des Immunsystems führt zu einer Schwächung der Immunkompetenz mit daraus resultierender erhöhter Infektanfälligkeit. Infektionen können bei älteren Menschen schwerer verlaufen und dauern oft auch länger als bei jüngeren Menschen. Eine der sinnvollsten Maßnahmen zur Begrenzung der Immunseneszenz ist eine Optimierung der Mikronährstoffversorgung. Das DCMS-Immunprofil gibt Aufschluss darüber, welche Mikronährstoffe fehlen und ist die Basis für eine gezielte Supplementierung.

 

Referenzen:

  • Nutrition and Immunity, Springer 2019
  • Manfred Eggersdorfer, Mette M Berger: Perspective: Role of Micronutrients and Omega-3 Long-Chain Polyunsaturated Fatty Acids for Immune Outcomes of Relevance to Infections in Older Adults—A Narrative Review and Call for Action; Advances in Nutrition, Volume 13, Issue 5, September 2022, Pages 1415–1430

Unsere Empfehlung für eine Mikronährstoffanalyse:

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