Historische Entwicklung des Mineraliengehaltes von Obst und Gemüse

Eine Unterversorgung mit Mikronährstoffen ist relativ weit verbreitet und wird häufig auf einen zu geringen Verzehr von Obst und Gemüse zurückgeführt. Interessant ist natürlich die Frage, wie es überhaupt um den Mineralstoffgehalt von Obst und Gemüse bestellt ist. Zu diesem Thema haben Wissenschaftler der Universität von Coventry 2022 einen Fachartikel in der Fachzeitung “ International Journal of Food Sciences and Nutrition“ publiziert.

Die Forscher aus Coventry analysierten den Langzeittrend des Mineraliengehaltes von Obst und Gemüse. Grundlage hierfür waren drei Ausgaben der englischen „Composition of Food Tables“ aus den Jahren 1940, 1991 und 2019. Die verwendeten Daten stammten also aus amtlich erstellten Nährwerttabellen im Vereinigten Königreich. Verglichen wurden die Konzentrationen von Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor, Eisen und Kupfer. Bei allen untersuchten Mineralstoffen und Spurenelementen, außer Phosphor, wurde zwischen 1940 und 2019 eine Verminderung der Gehalte in Obst und Gemüse festgestellt. In dieser knapp 80-jährigen Periode kam es zu einer Verminderung der Natriumkonzentration um 52 Prozent, der Eisenkonzentration um 50 Prozent, der Kupferkonzentration um 49 Prozent und der Magnesiumkonzentration um 10 Prozent.

Es zeigte sich also seit den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts in dem in Großbritannien verzehrten Obst und Gemüse eine sehr bedeutende und signifikante Verminderung der Konzentration von essenziellen Mineralstoffen und Spurenelementen. Die Autoren des Fachartikels betonten in ihrer Zusammenfassung, dass diese Reduktion der Mineralstoffgehalte bei Menschen mit schlechter Ernährung besonders bedeutsam sei, weil sie eine ohnehin unbefriedigende Situation noch schlechter machen würde. Möglicherweise seien bei Obst und Gemüse auch die Gehalte anderer essenzieller Mikronährstoffe wie Selen, Zink und Jod rückläufig. In den frühen Ausgaben der Nährwerttabelle seien diese Elemente aber nicht berücksichtigt worden.

Kommentar:
Die Analyse der historischen Entwicklung der Mineraliengehalte in Obst und Gemüse wurde mit Daten aus Großbritannien durchgeführt. Man kann also nicht einfach davon ausgehen, dass eine entsprechende Untersuchung in Deutschland zu den genau gleichen Ergebnissen kommen würde. Es gibt aber aus verschiedenen Ländern Untersuchungsergebnisse, die einen Rückgang der Mineraliengehalte in Obst und Gemüse belegt haben. Die Studie aus Coventry ist insofern einzigartig, weil sie auf Daten eines 80-jährigen Zeitraums beruht. Es ist davon auszugehen, dass sich die Mineraliengehalte von Obst und Gemüse durch die Klimaerwärmung weiter erheblich verschlechtern werden. Diesbezüglich wurden in den letzten Jahren verschiedene Forschungsergebnisse publiziert. Am besten man überprüft von Zeit zu Zeit seinen Mikronährstoffgehalt im Blut.

Referenz:
Anne-Marie, Berenice Mayer et al.: Historical changes in the mineral content of fruit and vegetables in the UK from 1940 to 2019: a concern for human nutrition and agriculture; Int J Food Sci Nutr. 2022 May;73(3):315-326.
doi: 10.1080/09637486.2021.1981831. Epub 2021 Oct 15.