Mikronährstoffmangel bei Übergewicht

Etwa 7 Mrd. Menschen leben derzeit auf der Erde, und rund 15 Prozent der Weltbevölkerung, also 925 Mio. Menschen sind unterernährt. Dagegen haben 1,5 Mrd. Menschen, also rund 20 Prozent der Menschheit, Übergewicht.

Forscher der Harvard University fordern dringend Maßnahmen zur Eindämmung der Übergewichts-Epidemie, z.B. Zusatzsteuern auf ungesundes Essen. Außerdem solle die Werbung für ungesundes Essen, ähnlich der für das Rauchen, kontrolliert werden, um vor allem die Kinder zu schützen.

In manchen Regionen wie etwa den USA oder dem Westen Australiens hat die Adipositas mittlerweile das Rauchen als größte zu verhindernde Gesundheitsgefahr überholt. Übergewicht ist tatsächlich mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Tumorarten, Diabetes mellitus, Gelenkerkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert. In einer südkoreanischen Studie wurde jetzt nachgewiesen, dass ein hoher Body-Mass-Index bei Erwachsenen zwischen 60 und 70 Jahren mit einer schlechten Hirnleistungsfähigkeit verbunden ist. Vor allem ältere Erwachsene mit viel Bauchfett zeigen im Vergleich zu Menschen mit geringerem Umfang eher verminderte intellektuelle Leistungen.

Die erhöhte Verfügbarkeit von relativ preiswerten hochkalorischen Nahrungsmitteln ist sicherlich eine Schlüsselkomponente für den Anstieg von Übergewicht weltweit. Trotz der kalorischen Überernährung gibt es aber bei Übergewichtigen häufig Mikronährstoffmängel, weil eine hohe Kalorienzufuhr keinesfalls bedeutet, dass der Mensch ausreichend Mikronährstoffe aufnimmt. Eine ungenügende Zufuhr von Mikronährstoffen begünstigt wiederum die Entstehung von Übergewicht; eine ungenügende Zufuhr von Vitamin A kann z.B. den Stoffwechsel der Schilddrüse verändern. Vitamin C ist wichtig für die Synthese von Carnitin und die Oxidation der Fettsäuren. Zink ist an der Regulierung des Insulinstoffwechsels beteiligt. Ein hoher Körperfettanteil führt dazu, dass die fettlöslichen Vitamine A, D und K vermehrt im Fettgewebe gespeichert werden und somit in ihrer Stoffwechselaktivität vermindert sind. Bei übergewichtigen Menschen ist z.B. häufig ein Vitamin-D-Mangel nachweisbar. Ein Vitamin-D-Mangel ist wiederum ein Risikofaktor für den Typ-2-Diabetes und beeinträchtigt die Insulinsensitivität. Im Hinblick auf das erhöhte Diabetesrisiko bei Übergewicht spielt eine gute Chrom- und Biotinversorgung eine wichtige Rolle. Chrom ist Teil des Oligopeptids Chromodulin, das für die Insulinsignalübertragung benötigt wird. Typ-2-Diabetiker haben häufig niedrigere Chromkonzentrationen als Normalpersonen. Auch die Biotinkonzentration hat einen Einfluss auf die Blutzuckerregulation, wobei Biotin z.B. auch die Funktion der Betazellen der Bauchspeicheldrüse verbessern kann. In einer Reihe von Studien konnte auch nachgewiesen werden, dass eine Supplementierung von Vitamin B1 das Risiko und den Schweregrad des Typ-2-Diabetes verminderte, z.B. durch eine Verbesserung der Endothelfunktion, durch eine Verminderung des oxidativen Stresses und durch eine Verminderung der Bildung von AGEs.

Bei Übergewicht sollte auch auf die Vitamin-K-Konzentration geachtet werden. Bei einem hohen Körperfettanteil wurden auch erhöhte Konzentrationen von uncarboxyliertem Protrombin nachgewiesen, was eine verminderte Vitamin-K-Aktivität im Serum beweist.

Für übergewichtige Menschen ist eine Mikronährstoffanalyse empfehlenswert, da durch eine individuelle Mikronährstofftherapie nachteilige Stoffwechselveränderungen bei Übergewicht/ Adipositas vermindert werden können. Außerdem können verschiedene Mikronährstoffe auch bei einer geplanten Gewichtsreduktion von Nutzen sein, z.B. durch Verbesserung des Energiestoffwechsels.