Übergewicht: Auf diese Mikronährstoffe kommt es an

 Übergewicht: Auf diese Mikronährstoffe kommt es an

Nach Angaben des statistischen Bundesamtes waren 2017 mehr als die Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland übergewichtig. Als übergewichtig gelten Erwachsene mit einem Body-Mass-Index über 25. Der Anteil adipöser Menschen (BMI größer 30) betrug 2017 rund 16 Prozent. 62 Prozent der erwachsenen Männer in Deutschland waren 2017 übergewichtig, bei den Frauen waren es 43 Prozent.

Weltweit gibt es inzwischen mehr dicke als dünne Menschen. 1975 galten noch 105 Millionen Menschen als deutlich zu dick, 2014 waren es bereits 641 Millionen.

Das weltweit vermehrte Auftreten von Übergewicht und Adipositas spricht dafür, dass ungesunde Lebensstile wie hochkalorische Ernährung und körperliche Inaktivität sowie psychosoziale Faktoren sicher eine größere Rolle spielen als sogenannte “Adipositasgene“. Auch Faktoren wie ein hohes Angebot an preiswerten Lebensmitteln sowie eine weitgehende Technisierung im Alltag und im Beruf fördern natürlich die Entstehung von Übergewicht.

Übergewicht/Adipositas ist, in Abhängigkeit vom Ausmaß, ein Risikofaktor für

  • Insulinresistenz,
  • Hypertonie,
  • Typ-2-Diabetes,
  • Fettstoffwechselstörungen,
  • Arteriosklerose,
  • Nieren- und Gallensteine sowie
  • Hüft- und Kniearthrose.

Merke: Übergewichtige leiden meist an Mikronährstoffmängeln

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Übergewicht zwar meist die Folge einer zu hohen Kalorienzufuhr ist, diese aber in der Regel nicht mit einer hohen Mikronährstoffzufuhr einhergeht. Vielmehr sind Menschen mit Übergewicht bzw. Adipositas als Risikogruppe für Mikronährstoffmängel anzusehen. Das Phänomen  „Übergewicht und Mangelernährung“ wird in der Fachliteratur als “double burden“ bezeichnet.

 

Wie kommt es bei Übergewicht zu Mikronährstoffmängeln?

Häufig ist eine kalorienreiche Ernährung eher vitalstoffarm. Dazu kommt, dass die erhöhte Entzündungsaktivität bei Übergewicht die Aufnahme einiger Mikronährstoffe deutlich beeinträchtigt. Die Adipositas-assoziierten Stoffwechselveränderungen bedingen oftmals auch einen Mehrbedarf an Mikronährstoffen.

 

                                              

Spurenelemente und Mineralstoffe bei Übergewicht

  • Eisenmangel bei Übergewicht: Die erhöhte Entzündungsaktivität bei Adipositas hemmt die Bioverfügbarkeit von Eisen. Erhöhte Konzentrationen von proentzündlichen Zytokinen führen zu erhöhten Konzentrationen des Eisenregulatorproteins Hepcidin, wodurch die Eisenaufnahme aus dem Darm vermindert wird. Bei übergewichtigen und adipösen Frauen war die Eisenaufnahme um ein Drittel verringert im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen. Auch eine Verbesserung der Eisenverfügbarkeit durch Vitamin C ist bei Übergewichtigen deutlich weniger effektiv als bei normalgewichtigen Menschen.
    Bei übergewichtigen Menschen ist deshalb eine Therapie mit Eisentabletten oft wenig effektiv.

  • Übergewichtige haben oft Zinkmangel: Ein weiteres wichtiges Spurenelement im Zusammenhang mit Übergewicht / Adipositas ist Zink. Eine Metaanalyse chinesischer Wissenschaftler hat ergeben, dass bei übergewichtigen Kindern und Erwachsenen die Zinkkonzentrationen im Serum signifikant niedriger lagen als bei normalgewichtigen Kontrollpersonen. Zink spielt eine wichtige Rolle für die Regulierung der Zytokin-Expression, es unterdrückt die Entzündungsaktivität und ist auch erforderlich für die Aktivierung antioxidativer Enzyme. Außerdem spielt Zink eine wichtige Rolle für den Lipid- und Glukosestoffwechsel.

  • Selenmangel und Übergewicht:  Wissenschaftler aus dem Iran haben bereits 2008 publiziert, dass niedrigere Konzentrationen der Glutathionperoxidasen und niedrige Konzentrationen von Selen im Serum zur Entstehung eines metabolischen Syndroms beitrugen.

  • Chrom und Abnehmen:  Auch Chrom hat einen gewissen Stellenwert bei der Behandlung von Übergewicht und Adipositas. Eine Metaanalyse von randomisierten klinischen Studien, die 2013 publiziert wurde, kam zu dem Ergebnis, dass eine Chrom-Supplementierung zu einer statistisch signifikanten Verminderung des Körpergewichts beitrug. Allerdings war dieser Effekt eher klein.

  • Bei Übergewicht auch auf den Magnesiumspiegel achten: Bei einer Ernährungsweise mit einem geringen Verzehr von Obst, Gemüse und Vollkornprodukten etc. tritt häufig ein Magnesiummangel auf. Eine geringe Magnesiumzufuhr erhöht das Risiko für das metabolische Syndrom. Bei Übergewichtigen ist eine Magnesium-Supplementierung meist sinnvoll zur Verminderung der Insulinresistenz und zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

  • Auch Calcium ist wichtig: Aus epidemiologischen Studien geht auch hervor, dass eine hohe Calciumaufnahme mit einem geringeren Auftreten von Übergewicht, Adipositas und Insulinresistenz assoziiert ist.
                      

 

Vitamine und Übergewicht

  • Übergewicht erhöht Vitamin-B1-Bedarf:  Vitamin B1 ist das wichtigste Vitamin im Kohlenhydrat-Stoffwechsel. Wissenschaftler der Universität Glasgow publizierten einen Übersichtsartikel zur Rolle Vitamin-B1-abhängiger Enzyme bei Erkrankungen, die mit Übergewicht zusammenhängen. Durch eine höhere Kalorienaufnahme, die dann zwangsläufig zu Übergewicht führt, ist auch der Vitamin- B1-Bedarf erhöht. Bei höherer Kalorienzufuhr ist häufig von einer zu geringen Vitamin-B1-Aufnahme auszugehen. Der Vitamin-B1-Stoffwechsel ist auch eng mit dem Magnesiumsstoffwechsel verbunden. Ein kombinierter Vitamin- B1- und Magnesiummangel spielt eine wichtige Rolle für das Voranschreiten übergewichtsassoziierter Erkrankungen. Ein Vitamin-B1-Mangel kann relativ schnell auftreten, da der Organismus nur eine geringe Speicherkapazität für Vitamin B1 hat.

  • Für den Energiestoffwechsel ist Vitamin B2 wichtig: Vitamin B2 ist Ausgangssubstanz für die Coenzyme FAD und FMN, die an zahlreichen Stoffwechselreaktionen beteiligt und besonders auch für den Energiestoffwechsel wichtig sind.

    Polnische Wissenschaftler haben 2017 publiziert, dass ein Vitamin-B2-Mangel die proinflammatorische Aktivität von Fettzellen steigern kann.

  • Übergewichtige sollten auf einen guten Vitamin-B3-Spiegel achten: Vitamin B3 hat einen protektiven Effekt gegen die Entwicklung einer Arteriosklerose und eines Diabetes mellitus. Übergewicht/Adipositas begünstigt die Entstehung dieser Erkrankungen.

  • Vitamin B12 bei Übergewicht: Bei Patienten, die wegen massiven Übergewichts eine adipositaschirurgische Maßnahme durchführen ließen, wurden vor und nach der Operation häufig Vitamin-B12-Mängel festgestellt.

    Ein Vitamin-B12-Mangel tritt oftmals nach längerer Einnahme von Metformin auf, einem Medikament, das sehr häufig zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt wird. Die Vitamin- B12-Aufnahme vermindert sich mit zunehmendem Lebensalter. Die Wahrscheinlichkeit für einen Vitamin-B12-Mangel ist also bei älteren Menschen deutlich erhöht.

  • B-Vitamine allgemein bei Übergewicht: Wissenschaftler aus Brasilien untersuchten bei Studenten einen möglichen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 für die Entwicklung von Übergewicht. Die Studienteilnehmer mit der höchsten Folsäureaufnahme hatten ein niedrigeres Risiko für starkes Übergewicht im Vergleich zu Studienteilnehmern mit einer geringen Folsäureaufnahme. Die Folsäureaufnahme war negativ mit stark erhöhtem Körpergewicht und Adipositas assoziiert.

    Eine Studie mexikanischer Wissenschaftler hat ergeben, dass eine Biotin-Supplementierung eine Verminderung der Fettsäuresynthese bewirkte. Außerdem wurde eine Steigerung der Fettsäureoxidation nachgewiesen.

  • Vitamin C: Übergewicht / Adipositas ist, in Abhängigkeit vom Ausmaß, auch mit oxidativem Stress assoziiert. Vitamin C ist ein wichtiges wasserlösliches Antioxidans. Bei entzündlichen Erkrankungen, d. h. auch bei Adipositas, ist der Vitamin-C-Bedarf erhöht. Vitamin C ist für die Carnitinsynthese erforderlich.

    Durch einen Carnitinmangel kann es zu einer Einschränkung des Fettsäureabbaus kommen.

  • Vitamin A: Bei übergewichtigen oder adipösen Menschen wurden mehrfach niedrige Konzentrationen von Vitamin A festgestellt. Es zeigt sich auch eine negative Korrelation zwischen der Retinol-Konzentrationen im Serum und dem BMI sowie dem Taillenumfang.

    Es gibt zunehmend Hinweise aus Studien, dass Vitamin A im Glukosestoffwechsel und für die Insulinsensitivität eine wichtige Rolle spielt.

  • Übergewichtige haben oftmals einen Vitamin-D-Mangel: Übergewichtige und adipöse Menschen haben ein hohes Risiko für eine Vitamin-D-Unterversorgung, da das Körperfett Vitamin D anreichert und sozusagen der Zirkulation entzieht. Deshalb ist bei Übergewichtigen im Vergleich zu Normalgewichtigen in der Regel eine deutlich höhere Vitamin-D-Dosis erforderlich, um einen ausreichenden Vitamin-D-Status zu erreichen. Vitamin D vermindert das Risiko für Atemwegserkrankungen, was gerade bei übergewichtigen Menschen besonders wichtig ist, da ein zu hohes Körpergewicht die Immunkompetenz verschlechtern kann.

  • Vitamin E und Übergewicht: Bei übergewichtigen oder adipösen Menschen sind auch die Vitamin-E-Konzentrationen oftmals zu niedrig.

  • Antioxidantien: Grundsätzlich spielen bei Übergewicht und Adipositas antioxidative Mikronährstoffe eine bedeutende Rolle, da ein Mangel an Antioxidantien Folgeerkrankungen von Übergewicht wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc. begünstigen kann.

 

Aminosäuren andere Mikronährstoffe

  • N-Acetylcystein (NAC): Wissenschaftler aus Südafrika publizierten einen systematischen Übersichtsartikel, der sich mit den Wirkungen von N-Acetylcystein (NAC) bei Adipositas beschäftigte. NAC hat einen günstigen Effekt bei zahlreichen Stoffwechselstörungen infolge Adipositas. Dazu gehören eine Verminderung der Entzündungsaktivität sowie eine Begrenzung oxidativer Schäden. Außerdem kann NAC eine Fettanreicherung verhindern und die Insulinsensitivität verbessern.
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  • Warum Taurin bei Übergewicht wichtig ist: Die schwefelhaltige Aminosäure Taurin hat einen günstigen Effekt bei der Fettlebererkrankung, einer typischen Folgeerkrankung von Übergewicht / Adipositas. Taurin wirkt antientzündlich, antioxidativ, immunstimulierend, leicht blutdrucksenkend und cholesterinsenkend; alles Eigenschaften, die bei Übergewicht / Adipositas eine wichtige Rolle spielen.

  • Glycin bei Übergewicht: Die Aminosäure Glycin kann zu einer Verbesserung der Insulinsensitivität beitragen. Typ-2-Diabetes oder das metabolische Syndrom sind bekanntlich typische Folgeerkrankungen von Übergewicht / Adipositas.
    Aus der Fachliteratur ist bekannt, dass ein Tryptophanmangel zu einem vermehrten Verlangen nach Kohlenhydraten führen kann, was natürlich die Entstehung von Übergewicht und Diabetes begünstigt.
    Sowohl erhöhte wie auch verminderte Spiegel der verzweigtkettigen Aminosäuren können frühzeitig auf Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Übergewicht hindeuten.

  • Carnitin und Gewichtsreduktion: Carnitin ist ein Transportmolekül für langkettige Fettsäuren in die Mitochondrien. Sehr häufig wird L-Carnitin als “Fatburner“ beworben. Fakt ist, dass allein durch die Einnahme von Carnitin keine Gewichtsreduktion zu erwarten ist, wenn nicht der Kalorienverbrauch erhöht und nicht die Kalorienaufnahme entsprechend vermindert wird. Es gibt aber Hinweise aus Studien, das Carnitin möglicherweise den Effekt einer Reduktionsdiät verbessern kann.

  • Coenzym Q 10: Coenzym Q10 ist ein wichtiges lipophiles Antioxidans und hat auch eine zentrale Bedeutung im Energiestoffwechsel. Bei einem Mangel an Coenzym Q10 kommt es zu einer mitochondrialen Dysfunktion, wodurch die Verbrennung von Fettsäuren ebenfalls beeinträchtigt ist.

 

Fazit:

Übergewicht und Mangelernährung hängen eng miteinander zusammen. Die Lebensmittel, die zum Übergewicht führen, sind reich an Energie und oft arm an Mikronährstoffen. Da Übergewichtige häufig auch verschiedene Diäten erprobt haben, ist davon auszugehen, dass durch einseitige Ernährung dann wiederum die Mikronährstoffversorgung beeinträchtigt wird. Gerade bei übergewichtigen und adipösen Menschen sollte also der Mikronährstoffstatus sorgfältig überwacht werden, da ein Mangel an Mikronährstoffen Folgeerkrankungen von Übergewicht wie z. B. Diabetes begünstigt und darüber hinaus auch eine Gewichtsreduktion erschwert.

 

Mikronährstoffanalyse bei Übergewicht

Für die Bestimmung des Mikronährstoffstatus bei übergewichtigen und adipösen Menschen eignet sich in besonderer Weise das DCMS-Stoffwechselprofil.  

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