Multiple Sklerose und Mikronährstoffe

pusteblume annamartha pixelio 2Die Multiple Sklerose (MS) ist in Mitteleuropa die häufigste entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie tritt meist zwischen dem zwanzigsten und vierzigsten Lebensjahr auf, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Die Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung - es werden die myelinproduzierenden Zellen des Nervensystems von Immunzellen beschädigt. Bei der Multiplen Sklerose dürften genetische Faktoren sowie Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Zu den Umweltfaktoren gehören das Rauchen, die Ebstein-Barr-Virusinfektionen sowie der geographische Breitengrad. Die Krankheitshäufigkeit für MS ist in Äquatornähe niedrig und steigt in den nördlichen und südlichen Breitengraden an.

 

Vitamin D

Es gibt inzwischen eine Fülle von Hinweisen, die belegen, dass die geographische Krankheitsverteilung durch die Vitamin-D-Versorgung erklärt werden kann. Die Sonnenexposition und der damit höhere Vitamin-D3-Serumspiegel scheinen das Krankheitsrisiko zu mindern.

In epidemiologischen Studien zeigte sich sehr häufig ein Zusammenhang zwischen der Vitamin-D-Konzentration und der MS-Prävalenz. In einer niederländischen Studie aus dem Jahr 2012 konnte nachgewiesen werden, dass höhere Vitamin-D-Spiegel auch das Risiko für Krankheitsschübe bei einer Subgruppe von MS-Patienten verminderte.

Kanadische Forscher verabreichten in einer kleinen Studie MS-Patienten kontinuierlich steigende D3-Mengen, im Schnitt waren es 14.000 IE Vitamin D3 pro Tag, zusätzlich zur bisherigen MS-Therapie. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die nur die Standardtherapie erhielt, kam es in der Vitamin-D3-Gruppe zu einer deutlichen Senkung der jährlichen Schubrate.

Bochumer Forscher konnten nachweisen, dass bereits zwei bis drei Jahre vor der Diagnosestellung eine starke Verminderung der Vitamin-D-Spiegel bei MS-Patienten vorlag.


Vitamin E und Antioxidantien

Vitamin E ist ein wichtiges fettlösliches Antioxidans mit immunmodulierenden Eigenschaften. Norwegische Wissenschaftler konnten nachweisen, dass höhere Vitamin-E–Konzentrationen während einer Interferon-Beta-Therapie gemäß Kernspintomogramm mit einer verminderten Krankheitsaktivität assoziiert war.
Bei MS-Patienten wurde eine Verminderung der totalen oxidativen Kapazität im Serum nachgewiesen.
Das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der Universität von Sarajewo zeigte, dass der oxidative Stress eine bedeutende Rolle in der Pathogenese von MS spielt, woraus sich auch die Bedeutung von Antioxidantien in der Therapie von MS-Patienten ergibt. ROS sind wichtige Mediatoren der Demyelisierung und axonalen Schädigung bei MS. In einer Studie aus Georgien, die 2012 publiziert wurde, zeigte sich, dass das antioxidative Schutzsystem und die Blutkonzentration antioxidativer Enzyme für den Krankheitsverlauf von MS eine wichtige Rolle spielen.

Durch eine Supplementierung von 500 mg Coenzym Q10 täglich konnte der oxidative Stress bei MS-Patienten vermindert werden.


Homocystein

2006 haben Wissenschaftler aus den Niederlanden publiziert, dass sowohl bei der gutartigen als auch bei der progressiven Form von MS die Homocysteinkonzentrationen im Plasma erhöht sind, unabhängig von einer Immunaktivierung oder von oxidativem Stress. 2011 wurde von chinesischen Forschern über erhöhte Homocysteinspiegel und niedrige B12-Konzentrationen bei MS berichtet. Auch italienische Wissenschaftler konnten bei MS-Patienten erhöhte Homocysteinkonzentrationen nachweisen, wobei die Erhöhung bei Männern ausgeprägter war als bei Frauen. Im Juni 2013 wurde eine Studie iranischer Wissenschaftler publiziert, die bei MS-Patienten mit schubförmigem Krankheitsverlauf sowohl erhöhte Homocysteinkonzentrationen als auch niedrigere B12- und Folsäurekonzentrationen im Vergleich zu Kontrollpersonen feststellten.


Vitamin B1

Viele Patienten mit MS klagen über Müdigkeit. Italienische Wissenschaftler untersuchten, inwieweit eine Hochdosis-Vitamin-B1-Therapie zu einer Besserung der Müdigkeitssymptomatik führt. Durch die Verabreichung hoher Mengen an Thiamin verschwanden die Müdigkeitssymptome. Außerdem zeigten sich Hinweise auf eine Dysfunktion des intrazellulären Vitamin-B1-Transports.


Acetyl-L-Carnitin

In einer kleinen Studie der Universität Rom, die 2004 publiziert wurde, zeigte sich, dass Acetyl-L-Carnitin in der Dosierung von 2 x 1 Gramm Müdigkeitsymptome bei MS-Patienten deutlich bessern konnte.


Spurenelemente/ Schwermetalle

In einer iranischen Studie wurden bei MS-Patienten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe signifikant niedrigere Zinkkonzentrationen und signifikant höhere Kupferwerte nachgewiesen. In einer weiteren Studie aus dem Iran zeigten sich bei MS-Patienten signifikant höhere Quecksilberkonzentrationen als bei Kontrollpersonen. Britische Wissenschaftler publizierten 2006, dass die Aluminium- und Eisenausscheidung über den Urin bei MS-Patienten signifikant höher waren als bei einer entsprechenden Kontrollgruppe. Interessanterweise lag die Aluminiumausscheidung im Urin in einer Größenordnung, die sonst bei einer Aluminiumvergiftung gemessen wird, was natürlich die Frage aufwirft, ob Aluminium eventuell eine Rolle für die Pathogenese von MS spielt.

 

Referenzen: