Gedächtnis: was Mikronährstoffe bewirken

Gedaechtnis und Mikronährstoffe


Laut Wikipedia bezeichnet Gedächtnis die Fähigkeit der Nervensysteme von Lebewesen, aufgenommene Informationen umzuwandeln, zu speichern und wieder abzurufen. Es gibt im Gehirn keinen abgrenzbaren Bereich, der speziell für das Gedächtnis zuständig wäre. Vielmehr beruht das Gedächtnis überwiegend auf Zusatzleistungen verschiedener Hirnbereiche.

Das Gedächtnis kann je nach Dauer der Informationsspeicherung eingeteilt werden:

Das Ultrakurzzeitgedächtnis und das Arbeitsgedächtnis haben nur geringe Speicherkapazitäten. Im Gegensatz dazu verfügt das Langzeitgedächtnis über fast unerschöpfliche Kapazitäten. Es speichert Informationen dauerhaft in unserem Gehirn.


Es werden grundsätzlich zwei Formen des Langzeitgedächtnisses unterschieden:

Das deklarative Gedächtnis ist das Wissensgedächtnis. Das deklarative Gedächtnis speichert Tatsachen und Ereignisse, die bewusst wiedergegeben werden. Dazu gehören das sogenannte Weltwissen sowie autobiografische Ereignisse und Tatsachen. Das prozedurale Gedächtnis speichert automatisierte Handlungsabläufe, zum Beispiel Gehen, Radfahren, Autofahren, Klavierspielen etc. Dies sind komplexe Bewegungen, deren Ablauf gelernt und geübt wurde.

Wenn das Gedächtnis nachläßt

Gedaechtnis und VergesslichkeitJeder Mensch kennt sicherlich das Phänomen Vergesslichkeit. Man vergisst den Namen einer an sich vertrauten Person oder weiß einfach nicht mehr, was man eigentlich gerade sagen wollte. Probleme mit dem Gedächtnis sind in einem gewissen Umfang normal, d. h. einzelne Aussetzer des Gedächtnisses haben noch keinen Krankheitswert. Auch im Alter muss Vergesslichkeit nicht unbedingt ein Hinweis auf Demenz oder Alzheimer sein.

Es gibt eine ganze Reihe von Erkrankungen, die zu Vergesslichkeit führen können, zum Beispiel entzündliche Erkrankungen des Gehirns, Schilddrüsenerkrankungen, Lebererkrankungen, Herzinsuffizienz, Epilepsien, Hirntraumata, chronisches Erschöpfungssyndrom und chronische Niereninsuffizienz. Auch verschiedene psychische Störungen haben einen Einfluss auf die Gedächtnisleistungen. Hier sind besonders Depressionen und Angststörungen zu erwähnen. Chronischer Stress führte zu einer dauerhaft erhöhten Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Cortisol führt über die Wirkung auf Glukokortikoidrezeptoren zu einer Dysfunktion des Hippocampus, die mit Gedächtnisstörungen einhergeht.

Der Hippocampus ist ein wichtiges Areal für die Gedächtnisbildung. Er ist die zentrale Schaltstelle des deklarativen Gedächtnisses, d. h. der Hippocampus bestimmt, welche bewusst erfahrenen Ereignisse in den zahlreichen Gedächtnisarealen des Großhirns gespeichert und dort abgerufen werden können.

Der Einfluss der Ernährung auf das Gedächtnis

Die gesamte Hirnleistungsfähigkeit, und damit auch die Gedächtnisleistungen, sind von mehreren Faktoren abhängig. Die Ernährung spielt für eine gute kognitive Leistungsfähigkeit eine viel größere Rolle als früher angenommen. Der westliche Ernährungsstil oder ein häufiger Verzehr von Junkfood haben eindeutig einen nachteiligen Effekt auf die Hirnleistungsfähigkeit. Transfettsäuren, gesättigte Fette sowie sehr hohe Kohlenhydratmengen wirken sich negativ auf den Hirnstoffwechsel aus. Die Hirnleistungsfähigkeit verschlechtert sich auch bei zu hoher Kalorienzufuhr.


Weitere Einflussfaktoren auf das Gedächtnis

Für die Erhaltung oder Stärkung des Gedächtnisses ist ein erholsamer Schlaf von großer Bedeutung. Weitere wichtige Faktoren sind körperliche Aktivität und Fitness. Ungünstig wiederum ist eine Belastung mit toxischen Substanzen, zum Beispiel mit Schwermetallen, oxidativer Stress und eine erhöhte Entzündungsaktivität.

Im Alter läßt das Gedächtnis nach

Die Gedächtnisleistungen gehören zu den kognitiven Funktionen, bei denen es altersabhängig zu einer Verschlechterung kommt. Generell ist im Alter von 80 Jahren im Vergleich von 20 Jahren eine etwa 40- bis 60-prozentige Abnahme der kognitiven Geschwindigkeit zu beobachten. Es gibt aber sehr große individuelle Unterschiede, in welchem Umfang es beim Älterwerden zu einer Verminderung der Gedächtnisleistungen kommt. Die Sicherstellung einer guten Mikronährstoffversorgung, bereits im mittleren Lebensalter, ist sicher ein wesentlicher Faktor für den Erhalt der Hirnleistungsfähigkeit in den späteren Jahren.

Mikronährstoffe, die das Gedächtnis beeinflussen

Vitamine für das GedaechtnisIm Folgenden werden verschiedene Mikronährstoffe vorgestellt, die sich zur Prävention von Gedächtnisstörungen eignen oder deren Wirksamkeit bei Gedächtnisstörungen durch Studien belegt wurde. Es geht aber primär nicht um ein Behandlungskonzept mit Mikronährstoffen bei neurodegenerativen Erkrankungen wie z. B. Morbus Alzheimer. Bei Demenzerkrankungen sind Gedächtnisstörungen nur ein Teil einer viel komplexeren Symptomatik.

 

Vitamine für das Gedächtnis

Vitamin B1 ist von zentraler Bedeutung für die Energieversorgung der Nervenzellen, da die Nervenzellen auf Glukose als Energieträger angewiesen sind. Das Gehirn ist also besonders vulnerabel gegenüber einem Vitamin-B1-Mangel. Die Vitamin-B1-Speicher des Organismus sind gering. Bereits nach zwei Wochen Vitamin-B1-armer Ernährung kann es zu Mangelerscheinungen kommen. Ein Vitamin-B1-Mangel zeigt sich zum Beispiel in einer Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses. Generell kann ein Vitamin-B1-Defizit mit einer Vielzahl an neurologischen und psychiatrischen Symptomen einhergehen, so die Aussagen eines US-amerikanischen Fachartikels vom April 2019.

US-Wissenschaftler untersuchten den Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Mikronährstoffen und der Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses bei Senioren. Dazu wurden NHANES-Daten verwendet. Frauen mit einer unzureichenden Vitamin-B2-Versorgung hatten eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine schlechte Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses.

Homocystein ist ein Risikofaktor für Gefäßerkrankungen und auch für neuropsychiatrische Störungen. Erhöhte Homocysteinkonzentrationen sind neurotoxisch und beeinträchtigen allgemein die kognitive Leistungsfähigkeit und im Besonderen auch die Gedächtnisleistungen. Zur Homocysteinsenkung sind die Vitamine B6, B12 und Folsäure erforderlich. In der Hordaland Homocysteine Study fand sich ein klarer Zusammenhang zwischen der Höhe der Homocysteinkonzentrationen und Störungen des Gedächtnisses.

Wissenschaftler aus den Niederlanden und Singapur publizierten 2018, dass höhere Homocysteinspiegel mit einer Atrophie des Gehirns assoziiert waren. Davon war insbesondere die weiße Hirnsubstanz betroffen. Bei 768 Studienteilnehmern wurden Homocysteinbestimmungen sowie kernspintomografische Aufnahmen des Gehirns durchgeführt.

Eine ungünstige Konstellation im Bezug auf die Hirnleistungsfähigkeit sind niedrige Vitamin-B12-Spiegel und hohe Folsäurekonzentrationen bei älteren Menschen. Dies wurde 2014 von australischen Wissenschaftlern publiziert. Wissenschaftler verschiedener deutscher Universitäten untersuchen bei 100 Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und Gedächtnisstörungen, den Zusammenhang zwischen der Vitamin-B12-Konzentration und der Gedächtnisfunktion. Außerdem wurden das Volumen und die Mikrostruktur des Hippocampus mittels MRI untersucht. Bei niedrignormalen Vitamin-B12-Konzentrationen bestanden signifikante schlechtere Gedächtnisleistungen. Außerdem zeigte sich eine Beeinträchtigung der Mikrostruktur des Hippocampus.

Vitamin C spielt eine wichtige Rolle für verschiedene Funktionen des ZNS, zum Beispiel für die Differenzierung der Nervenzellen, die Bildung von Myelin und den Neurotransmitter- Metabolismus. Forscher aus Australien und den USA konnten nachweisen, dass zwischen den Vitamin-C-Plasmakonzentrationen und einigen kognitiven Leistungen, einschließlich des Arbeitsgedächtnis, ein signifikanter Zusammenhang bestand. In einer US-amerikanischen Studie, die 2016 publiziert wurde, war eine Vitamin-C-Supplementierung mit einem signifikant besseren Kurzzeitgedächtnis assoziiert.

Vitamin E ist ein wichtiges fettlösliches Antioxidans und kann auch zur Prävention und für die Behandlung von Gedächtnisstörungen von Nutzen sein. Vitamin E vermindert zum Beispiel das Risiko für Spätfolgen des Typ-2-Diabetes. Es ist überzeugend nachgewiesen, dass Störungen der Blutzuckerregulation die kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigen können. Ein Anstieg der HbA1c- Konzentration erhöht das Risiko für einen kognitiven Abbau. Es gibt auch Hinweise aus Studien, dass Vitamin E zusammen mit Vitamin C bei Risikopatienten das Auftreten der Alzheimererkrankung vermindern kann. Die Ergebnisse von Interventionsstudien mit Vitamin E sind aber nicht eindeutig.

Wissenschaftler aus Frankreich und Kanada untersuchen bei 160 älteren Erwachsenen den Zusammenhang zwischen der Vitamin-K-Aufnahme und der Gedächtnisleistung. Im Vergleich zu den Studienteilnehmern, die nicht über ernste Gedächtnisprobleme klagten, hatten die Studienteilnehmer mit größeren Gedächtnisproblemen eine niedrigere Vitamin-K-Aufnahme.

Neben seinen zahlreichen anderen Funktionen hat Vitamin D auch eine wichtige Rolle für den Erhalt der Hirnleistungsfähigkeit und für die Stimmung. Ein guter Vitamin-D-Status ist auch wichtig für das Gedächtnis. In einer kanadischen Studie wurde nachgewiesen, dass das nicht- verbale Gedächtnis von einer Vitamin-D-Supplementierung profitierte, besonders bei den Studienteilnehmern, die einen unzureichenden Vitamin-D-Status hatten. Als unzureichend wurde ein 25-OH-Vitamin-D-Wert kleiner als 30 Nanogramm/ Milliliter definiert. Forscher aus verschiedenen Ländern konnten nachweisen, dass ein höherer Vitamin-D-Status bei Altenheimbewohnern dazu beitrug, dass sie sich neue Informationen besser merken konnten.

Vitamin A ist für verschiedene Hirnregionen wichtig, insbesondere auch für den Hippocampus. Vitamin A wird für die Neuroplastizität im Hippocampus benötigt, so dass davon auszugehen ist, dass ein Vitamin-A-Mangel auch Gedächtnisleistungen beeinträchtigt.

 

Aminosäuren

Einige Aminosäuren fungieren als Neurotransmitter, andere sind Vorstufen für die Neurotransmittersynthese. Aminosäuren haben also insgesamt eine wichtige Bedeutung für die Hirnleistungsfähigkeit.

Tyrosin ist Ausgangssubstanz für die Bildung der Katecholamine und Schilddrüsenhormone. Es gibt einige Studien, in denen Tyrosin erfolgreich zur Verbesserung oder Stabilisierung der kognitiven Leistungsfähigkeit in Stresssituationen eingesetzt wurde. Eine Tyrosin-Supplementierung konnte zum Beispiel Störungen des Arbeitsgedächtnisses bei Kältestress verhindern. Eine Gruppe deutscher Wissenschaftler von verschiedenen Universitäten und Instituten hat 2019 publiziert, dass bei älteren Menschen eine unzureichende Tyrosinzufuhr das Kurzzeitgedächtnis stört, infolge einer gestörten Konnektivität zwischen verschiedenen Hirnregionen.

Es gibt auch Hinweise, dass die Aminosäure Glycin Gedächtnisleistungen beeinflussen kann. Bereits 1999 wurde publiziert, dass Glycin in einer biologisch aktiven Form (Bioglycin) bei Erwachsenen jüngeren und mittleren Alters Gedächtnisleistungen und Aufmerksamkeit verbesserte. Glycin ist ein inhibitorischer Neurotransmitter an glycinergen Rezeptoren und kann auch die NMDA-Rezeptoren in ihrer Aktivität modellieren. Wissenschaftler aus China formulierten in einem Fachartikel die Vermutung, dass Glycin im Hippocampus einen wichtigen regulierenden Effekt auf die Nervenerregbarkeit hat. Dadurch würden auch Lernvorgänge und Gedächtnis beeinflusst.

Auch die Aminosäure Taurin kann bei Gedächtnisstörungen von Vorteil sein. Taurin beeinflusst GABA- und Glycerinrezeptoren, hat antioxidative Eigenschaften verbessert die Nervenimpulsübertragung, reduziert oxidativen Stress und fördert die Neubildung von Nervenzellen.

Eine Mischung aus Glycin, Glutamin und Niacin führte bei Erwachsenen mittleren und höheren Lebensalters zu einer Verbesserung der Gedächtnisleistungen.

Mit zunehmendem Lebensalter kommt es zu einer Verminderung der Cystein-Verfügbarkeit im Organismus. Altern ist mit vermehrtem oxidativen Stress assoziiert. Cystein spielt eine wichtige Rolle zur Begrenzung von oxidativem Stress und neurodegenerativen Entwicklungen im Gehirn. Cystein ist Ausgangssubstanz für die Bildung von Glutathion, das auch für die Entgiftung der Hirnzellen eine große Rolle spielt. In mehreren Studien fanden sich Zusammenhänge zwischen einer Schwermetallbelastung und Gedächtnisstörungen. Eine ausreichende Entgiftungskapazität ist deshalb von großer Bedeutung für den Erhalt der Hirnleistungsfähigkeit, einschließlich der Gedächtnisleistungen.

 

Mineralstoffe, Spurenelemente und andere Mikronährstoffe

Magnesium ist der Anti-Stress Mikronährstoff mit verschiedenen wichtigen Funktionen im Gehirn. Magnesium reguliert die Aktivität der in NMDA-Rezeptoren, die wiederum für das Lernen und für die Gedächtnisbildung eine zentrale Rolle spielen. Eine zu geringe Magnesiumszufuhr war in einer US-amerikanischen Studie mit einem höheren Risiko für eine milde kognitive Störung assoziiert

Eisen ist nicht nur wichtig für den Sauerstofftransport und die Sauerstoffspeicherung, sondern hat auch viele wichtige Funktionen im Gehirn. Eisen ist zum Beispiel erforderlich für den Neurotransmittermetabolismus, die Energieversorgung der Nervenzellen, die Myelinsynthese, die Ausbildung von Synapsen und vieles mehr. Ein Eisenmangel im Kleinkindesalter kann zu beträchtlichen Störungen des Lernvermögens und der Gedächtnisleistungen führen. Es kommt zu verschiedenen Störungen bei der Entwicklung des Hippocampus, also der Hirnregion, die für das Gedächtnis von großer Bedeutung ist. Die Schäden durch Eisenmangel können auch durch eine Eisensupplementierung zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr ausgeglichen werden.
Wissenschaftler aus Indien haben publiziert das sowohl ein Eisen wie auch Zink- Mangel bei Kindern mit Gedächtnisstörungen assoziiert war.

Eine Eisenmangelanämie kann in jedem Lebensalter zu einer Beeinträchtigung des Gedächtnisses führen.
Erhöhte Kupferkonzentrationen waren bei Kindern mit einer Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit verbunden.

Es gibt Hinweise aus Studien, dass eine lebenslange niedrige Selenzufuhr mit schlechteren kognitiven Leistungen assoziiert ist. Mit zunehmendem Lebensalter kommt es häufig zu einer Verminderung der Selenkonzentrationen im Blut.

Omega-3-Fettsäuren spielen eine wichtige Rolle im Nervenstoffwechsel. DHA ist ein Bestandteil der Nervenzellmembranen. US-Wissenschaftler publizierten 2015 eine Metaanalyse über den Zusammenhang zwischen DHA und Gedächtnisleistungen bei Erwachsenen. DHA alleine oder in Kombination mit EPA tragen zu einer verbesserten Gedächtnisfunktion bei älteren Erwachsenen bei.

Carnitin und Coenzym Q10 sind von großer Bedeutung für den Energiestoffwechsel und haben auch einen gewissen Schutzeffekt gegen neurodegenerative Entwicklungen.

 

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