Anorexia nervosa: neue Studien über Mikronährstoffmängel

Mikronährstoffmangel bei 374 stark unterernährten Anorexia-Nervosa-Patienten

anorexia nervosa 320Im April 2019 wurden von französischen Wissenschaftlern die Ergebnisse einer Studie publiziert, in der bei 374 Patienten mit Anorexia nervosa die Konzentrationen verschiedener Mikronährstoffe bestimmt wurden.

Anorexia nervosa ist eine komplexe psychiatrische Störung, die mit verschiedenen körperlichen Komplikationen einhergeht. Ein diagnostisches Hauptkriterium für Anorexia nervosa ist eine Mangelernährung, die mit verschiedenen Mikronährstoffmängeln einhergehen kann.

Die französischen Wissenschaftler untersuchten bei stationär behandelten Anorexiapatienten verschiedene Mikronährstoffe: Zink, Kupfer, Selen, Vitamin B12, Vitamin B9, Vitamin D und Vitamin B1. Die Wissenschaftler unterschieden zwei Subtypen der Anorexiaerkrankung, nämlich den restriktiven Ernährungstyp und den Binge-Eating-Typ.

Bei 64,3 Prozent der Patienten wurde ein Zinkmangel festgestellt, bei 54,2 Prozent ein Vitamin-D-Mangel, bei 37,1 Prozent ein Kupfermangel. Ein Selenmangel bestand bei 20 Prozent, bei 15 Prozent ein Vitamin-B1-Mangel, ein Vitamin-B12-Mangel bei 4,7 Prozent und ein Folsäuremangel bei 8,9 Prozent. Dabei ist aber zu beachten, dass die Patienten bereits bei der stationären Aufnahme eine Mikronährstoffsupplementierung erhielten, was die Ergebnisse entsprechend beeinflusste. Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass die Anorexiapatienten im Vergleich zur Normalbevölkerung in erheblichem Umfang Mikronährstoffmängel aufwiesen. Ein Selenmangel sei mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko und mit kognitiven Störungen verbunden, ein Zinkmangel erhöhte das Risiko für kognitiven Abbau, neurologische Störungen, Osteoporose und Infektionen. Bei den schwer fehlernährten Anorexiapatienten könnten diese Defizite zu zusätzlichen körperlichen Störungen führen und die Krankheitsprognose mittel- und langfristig verschlechtern.

Der Mikronährstoffstatus bei Anorexiapatienten sollte also bestimmt werden und eine entsprechende Supplementierung erfolgen, so die Schlussfolgerung der Autoren der Studie.

Referenz:
Mouna Hanachi, Marika Dicembre et al.: Micronutrients Deficiencies in 374 Severely Malnourished Anorexia Nervosa Inpatients; Nutrients 2019, 11(4), 792; https://doi.org/10.3390/nu11040792