Hypertonie: neue Studien über Mikronährstoffe

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In Europa leiden durchschnittlich 25 Prozent der Erwachsenen an arterieller Hypertonie. Im Alter über 50 Jahren sind es bis zu 50 Prozent, bei Adipositas bis zu 75 Prozent. Die arterielle Hypertonie ist die Hauptursache für die koronare Herzkrankheit (KHK) und für die Herzinsuffizienz. Über 90 Prozent der Hypertonie-Patienten haben eine essenzielle Hypertonie, für deren Entstehung genetische Faktoren sowie verschiedene Lebensstilfaktoren verantwortlich gemacht werden. Wesentlich für die Prävention und auch für die Behandlung der Hypertonie ist die Versorgung mit Mikronährstoffen. Über die Zusammenhänge zwischen Mikronährstoffen und Bluthochdruck werden regelmäßig neue Studien publiziert.

Update: September 2019

Wissenschaftler aus China publizierten eine Metaanalyse zum Effekt einer Folsäure-Supplementierung als Zusatz zu einer blutdrucksenkenden Therapie. 49 von 65 Studien berichteten über einen signifikant besseren Effekt einer Kombination aus Folsäure und blutdrucksenkenden Mitteln im Vergleich zu einer ausschließlichen Therapie mit Antihypertensiva. Durch die Folsäure-Supplementierung wurde auch die Homocysteinkonzentration vermindert, außerdem reduzierte die Zusatztherapie mit Folsäure das Risiko für kardiovaskuläre und cerebrovaskuläre Ereignisse.

Referenz:
Wang WW, Wang XS et al.: A Meta-Analysis of Folic Acid in Combination with Anti-Hypertension Drugs in Patients with Hypertension and Hyperhomocysteinemia; Front Pharmacol. 2017 Aug 31;8:585. doi: 10.3389/fphar.2017.00585. eCollection 2017.

Wissenschaftler aus Australien untersuchten bei Typ-2-Diabetikern, inwieweit sich eine Vitamin-C-Supplementierung auf die Blutzuckerkontrolle und auf den Blutdruck auswirkte. Durch die Einnahme von 2 × 500 mg Vitamin C über einen Zeitraum von vier Monaten kam es zu einer deutlichen Verbesserung der Blutzuckerregulierung. Außerdem zeigte sich eine Verminderung sowohl des systolischen wie auch des diastolischen Blutdrucks.

Referenz:
Das UN: Vitamin C for Type 2 Diabetes Mellitus and Hypertension; Arch Med Res. 2019 Feb;50(2):11-14. doi: 10.1016/j.arcmed.2019.05.004. Epub 2019 May 23.

Wie Wissenschaftler aus Nordirland berichteten, kann auch Vitamin B2 (Riboflavin) für die Prävention und Behandlung der arteriellen Hypertonie eine Rolle spielen. Wichtig ist Vitamin B2 für die Patienten, die einen Polymorphismus des Enzyms 5,10-Methylentetrahydrofolatreduktase (MTHFR) aufweisen. Diese Enzymvariante ist relativ häufig; 12 bis 15 Prozent der europäischen Bevölkerung sind davon betroffen. Bei diesen Menschen erhöht sich das Risiko für arterielle Hypertonie um 24 bis 87 Prozent. Durch eine Vitamin-B2-Supplementierung kann es bei diesen Menschen zu einer Senkung des systolischen Blutdrucks um 6 - 13 mmHg kommen - unabhängig von der Wirksamkeit von blutdrucksenkenden Medikamenten.

Referenz:
McNulty H, Strain JJ et al.: Riboflavin, MTHFR genotype and blood pressure: A personalized approach to prevention and treatment of hypertension; Mol Aspects Med. 2017 Feb;53:2-9. doi: 10.1016/j.mam.2016.10.002. Epub 2016 Oct 6.

 

Wissenschaftler der dänischen Universität Aarhus und der Universität Magdeburg publizierten einen Fachartikel über die Wirksamkeit einer Arginin- und Citrullin-Supplementierung auf den Blutdruck. Sowohl Arginin wie auch Citrullin können die Plasma-Argininkonzentration erhöhen. Citrullin ist dabei etwa doppelt so effektiv wie Arginin. Eine orale Supplementierung von Arginin kann den Blutdruck um 5,4/2,7 mmHg senken, was vergleichbar mit einer Ernährungsumstellung und vermehrter Bewegung ist. Die antihypertensiven Eigenschaften von Citrullin sind mehr fraglich, bewegen sich aber wahrscheinlich in einer Größenordnung von 4,1/2,1 bis 7,5/3,8 mmHg. Der exakte Mechanismus, wie Citrullin und Arginin den Blutdruck beeinflussen, ist noch unklar und dürfte nicht darauf beruhen, dass es zu einer vermehrten Bildung von Stickstoffmonoxid kommt.

Referenz:
Khalaf D, Krüger M et al.: The Effects of Oral l-Arginine and l-Citrulline Supplementation on Blood Pressure; Nutrients. 2019 Jul 22;11(7). pii: E1679. doi: 10.3390/nu11071679.

Eine Kombination aus Arginin und den Vitaminen B6, B12 und Folsäure eignet sich als diätetische Maßnahme zur Verbesserung der Endothelfunktion und des Blutdrucks bei Personen mit leichter bis moderater Blutdruckerhöhung.

Referenz:
Menzel D, Haller H et al.: L-Arginine and B vitamins improve endothelial function in subjects with mild to moderate blood pressure elevation; Eur J Nutr. 2018 Mar;57(2):557-568. doi: 10.1007/s00394-016-1342-6. Epub 2016 Nov 5.

 

Wissenschaftler aus dem Iran publizierten einen systematischen Übersichtsartikel und eine Metaanalyse über den Effekt einer Vitamin-E-Supplementierung auf den Blutdruck. Die Ergebnisse der Metaanalyse lassen den Schluss zu, dass eine Vitamin-E-Supplementierung nur den systolischen Blutdruck senken kann, aber nicht den diastolischen Blutdruck und den mittleren arteriellen Druck.

Referenz:
Emami MR, Safabakhsh M et al.: Effect of vitamin E supplementation on blood pressure: a systematic review and meta-analysis; J Hum Hypertens. 2019 Jul;33(7):499-507. doi: 10.1038/s41371-019-0192-0. Epub 2019 Mar 7.

 

Forscher der Universität Wien publizierten eine kurze Zusammenfassung zu Metaanalysen über den Effekt von Elektrolyten auf dem Blutdruck. Eine Verminderung der Natriumaufnahme und Erhöhung der Kaliumzufuhr zeigte einen überzeugenden blutdrucksenkenden Effekt, besonders bei Hypertoniepatienten. Die Senkung des systolischen Blutdrucks bewegte sich in der Größenordnung von 8 - 9 mmHg, was vergleichbar mit der Wirksamkeit eines blutdrucksenkenden Medikaments ist. Auch eine höhere Magnesiumaufnahme hatte einen günstigen Effekt auf dem Blutdruck, obwohl die Ergebnisse eher moderat ausfielen. Es gibt aber Patienten mit Bluthochdruck, die ausgesprochen sensitiv auf eine höhere Magnesiumszufuhr reagieren.

Referenz:
Sehar Iqbal, Norbert Klammer et al.: The Effect of Electrolytes on Blood Pressure: A Brief Summary of Meta-Analyses; Nutrients. 2019 Jun; 11(6): 1362.

 

Wissenschaftler aus Großbritannien haben im April 2019 publiziert, dass zwischen einem Vitamin-D-Mangel und resistenter Hypertonie ein statistisch signifikanter Zusammenhang bestand. In der Studie wurden Daten von NHANES 2003 - 2006 verwendet.

Referenz:
Alagacone S, Verga E et al.: The association between vitamin D deficiency and the risk of resistant hypertension; Clin Exp Hypertens. 2019 Apr 2:1-4. doi: 10.1080/10641963.2019.1601204.

 

Ein Forscherteam aus China veröffentlichte einen Fachartikel über Vitamin D und Vitamin-D-Rezeptor. Der Vitamin-D-Rezeptor ist auch in den Endothelzellen der Blutgefäße sowie in den Muskelzellen der Blutgefäße und in den Herzmuskelzellen weit verbreitet. Vitamin D spielt eine wichtige regulatorische Rolle zur Senkung des Blutdrucks durch Hemmung des Renin- Angiotensin- Aldosteron-Systems, durch Modulierung der Funktion der Gefäßwände und durch Reduzierung von vaskulärem oxidativen Stress. Es gibt zunehmend Beweise dafür, dass ein Vitamin-D-Mangel mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Bluthochdruck assoziiert ist. Bereits ein kurzzeitiger Vitamin-D-Mangel kann den Blutdruck erhöhen und Organschäden begünstigen.

Referenz:
Lin L, Zhang L et al.: Vitamin D and Vitamin D Receptor: New Insights in the Treatment of Hypertension; Curr Protein Pept Sci. 2019 Aug 7.

 


 

Studien, die in den letzten Monaten veröffentlicht wurden (Juni 2018):

  • Wissenschaftler aus Polen haben im Mai 2018 publiziert, dass blutdrucksenkende Medikamente den Zinkstatus bei neu diagnostizierten Hypertoniepatienten störten. Durch die Einnahme blutdrucksenkender Mittel kam es zu einer Verminderung der Zinkkonzentration im Serum und in den Erythrozyten sowie zu einer erhöhten Zinkausscheidung über den Urin. Bei der Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten ist also eine zusätzliche Zinksupplementierung empfehlenswert.

  • Auch Magnesium hat eine wichtige Bedeutung für die Prävention der Hypertonie. Magnesium kann die Bildung von gefäßerweiternden Botenstoffen verstärken und auch die Effekte der Katecholamine bei akutem und chronischem Stress mildern. Ein Magnesiummangel stimuliert die Bildung von Aldosteron und verstärkt entzündliche Reaktionen in den Blutgefäßen. Außerdem ist ein Magnesiummangel mit der Entwicklung einer Insulinresistenz und Hyperglykämie sowie mit Veränderungen im Fettstoffwechsel assoziiert.

  • Wissenschaftler aus China konnten nachweisen, dass sehr hohe Selenspiegel bei Frauen das Risiko für eine arterielle Hypertonie erhöhten. Bei Männern wurde dies nicht beobachtet.

  • Eine andere Forschergruppe in China untersuchte den Einfluss einer Metallexposition auf das Risiko für eine arterielle Hypertonie. Sie konnten nachweisen, dass eine Exposition gegenüber Vanadium, Eisen, Zink, Selen und Quecksilber das Risiko für arterielle Hypertonie und bereits bestehende Blutdruckwerte erhöhte.

  • Wissenschaftler aus den Iran haben im Januar 2018 publiziert, dass die Aufnahme von Phenylalanin offensichtlich das Risiko für eine arterielle Hypertonie beeinflusste. Bei einer Phenylalanin-Zufuhr im höchsten Quartil stieg das Risiko für Bluthochdruck um den Faktor 1,63 im Vergleich zum untersten Quartil.

  • Wissenschaftler aus dem Iran konnten auch nachweisen, dass ein Ernährungsmuster mit einem hohen Anteil an verzweigtkettigen Aminosäuren, aromatischen Aminosäuren und alkoholischen Aminosäuren das Risiko für die Entstehung einer arteriellen Hypertonie erhöhte. Alkoholische Aminosäuren sind Serin und Threonin, aromatische Aminosäuren sind Tryptophan, Phenylalanin und Tyrosin. Zu den verzweigtkettigen Aminosäuren gehören Isoleucin, Leucin und Valin. Das erwähnte Aminosäurenmuster hing mit dem Verzehr tierischer Proteine zusammen und war negativ mit dem Verzehr pflanzliche Proteine assoziiert.

  • Wissenschaftler aus Brasilien untersuchten bei 116 Patienten mit arterieller Hypertonie und Typ-2-Diabetes die Vitamin-D-Konzentrationen. Bei den Patienten konnte häufig ein Vitamin-D-Mangel festgestellt werden. Ein Vitamin-D-Mangel war auch mit einem höheren systolischen Blutdruck bei der ambulanten Blutdrucküberwachung assoziiert.

  • Polnische Wissenschaftler konnten nachweisen, dass ein Vitamin-D-Mangel bei übergewichtigen Heranwachsenden mit einer höheren Prävalenz von arterieller Hypertonie, Fettleber, erhöhten Harnsäurekonzentrationen und niedrigen Phosphorspiegeln assoziiert war.

  • Bei Patienten mit Bluthochdruck ohne größere Herz-Kreislauf-Erkrankungen konnte eine Folsäuretherapie die Sterblichkeit aufgrund schwerer Proteinurie reduzieren.

  • Wissenschaftler aus Polen untersuchten bei Patienten mit primärem Bluthochdruck den Einfluss einer Folsäuresupplementierung auf die Konzentrationen von Homocystein, Gesamtcholesterin, HDL- und LDL-Cholesterin, Triglyceriden und Apolipoprotein A1 und Apolipoprotein B. Durch die Einnahme von 15 mg Folsäure kam es zu einem beträchtlichen Abfall der Homocysteinkonzentration. Parallel hierzu stieg die HDL-Cholesterinkonzentration an, ebenso wie Apolipoprotein A1. Der Abfall der Homocysteinkonzentration durch die Folsäuresupplementierung hatte also einen günstigen Einfluss auf die verschiedenen Lipidparameter, was mit einer Verminderung des Atheroskleroserisikos verbunden sein dürfte.

  • Wissenschaftler aus China publizierten 2017, dass eine höhere Aufnahme von Vitamin B6 unabhängig mit einem verminderten Hypertonierisiko verbunden war. Bei Frauen mit einer hohen Folsäurezufuhr war der Zusammenhang zwischen Vitamin B6 und Hypertonie am stärksten.

  • Im Juni 2018 wurden die Ergebnisse einer großen chinesischen Studie veröffentlicht, in der der Zusammenhang zwischen Homocystein und dem systolischen und diastolischen Blutdruck untersucht wurde. Die Homocystein-Serumkonzentrationen waren positiv mit dem systolischen und diastolischen Blutdruck assoziiert. Der Zusammenhang war stärker bei Personen mit Alkoholkonsum.

  • 2017 wurde eine Metaanalyse über den Effekt einer Folsäuretherapie als adjuvante Therapie bei Patienten mit Bluthochdruck und Hyperhomocysteinämie publiziert. Die Folsäuretherapie hatte einen günstigen Effekt auf die Homocysteinkonzentration und reduzierte das Risiko für cardiovaskuläre und cerebrovaskuläre Ereignisse. Bei einer Supplementierungsdauer über 12 Wochen war der therapeutische Nutzen ausgeprägter als bei kürzerer Einnahmedauer.

  • Im November 2017 wurde publiziert, dass bei chinesischen Erwachsenen eine größere Senkung von Homocystein auch mit einer größeren Reduktion des Schlaganfallrisikos assoziiert war.

 

Referenzen:

  • DCMS-News: Arterielle Hypertonie und Mikronährstoffe; www.diagnostisches-centrum.de
  • Suliburska J, Skrypnik K et al.: Effect of hypotensive therapy combined with modified diet or zinc supplementation on biochemical parameters and mineral status in hypertensive patients; J Trace Elem Med Biol. 2018 May;47:140-148.
  • Kostov K, Halacheva L: Role of Magnesium Deficiency in Promoting Atherosclerosis, Endothelial Dysfunction, and Arterial Stiffening as Risk Factors for Hypertension; Int J Mol Sci. 2018 Jun 11;19(6). pii: E1724. doi: 10.3390/ijms19061724.
  • Wu G, Li Z et al.: Cross-sectional Study: Relationship Between Serum Selenium and Hypertension in the Shandong Province of China; Biol Trace Elem Res. 2018 Mar 13.
  • Wu W, Jiang S et al.: Environmental exposure to metals and the risk of hypertension: A cross-sectional study in China; Environ Pollut. 2018 Feb;233:670-678. doi: 10.1016/j.envpol.2017.10.111.
  • Teymoori F, Asghari G et al.: High dietary intake of aromatic amino acids increases risk of hypertension; J Am Soc Hypertens. 2018 Jan;12(1):25-33