Glycin beeinflusst akustisch evozierte Potentiale

Die Bestimmung akustisch evozierter Potentiale ist seit einigen Jahren eine interessante und aussagekräftige Messmethode zur Beurteilung des Neurotransmitterstoffwechsels. Dazu werden die Hirnstromveränderungen bei verschiedenen Lautstärken gemessen. Bei einer Unterfunktion des Botenstoffs Serotonin kommt es mit Erhöhung der Lautstärke zu einer besonders deutlichen Zunahme der Reizantwort.

In einer Doppelblindstudie wurde jetzt bei 14 gesunden Versuchspersonen dieses Phänomen untersucht, wobei ein Teil der Probanden hochdosiert Glycin erhielt, der andere Teil ein Placebopräparat.  Durch die Einnahme von Glycin kam es zu einer signifikanten Verminderung der Lautstärkeabhängigkeit.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass Glycin einen inhibitorischen Effekt in der Hirnrinde hervorruft, z.B. durch Aktivierung von GABA-Interneuronen oder durch Aktivierung von Glycin-Rezeptoren.  Offensichtlich können akustisch evozierte Potentiale durch verschiedene Neurotransmittersysteme beeinflusst werden.

 

Referenz:
O´Neill BV et al.: High-dose glycine inhibits the loudness dependence of the auditory evoked potential (LDAEP) in healthy humans; Psychopharmacology (Berl), 2007 Jul 24