Borreliose und Orthomolekulare Medzin

Die Borreliose ist inzwischen zu einer häufigen Infektionserkrankung herangewachsen, und die Epidemiologen rechnen mit etwa 80.000 – 100.000 Neuinfektionen pro Jahr. Genaue Zahlen kennt man leider nicht, da die Borreliose in den östlichen Ländern keiner Meldepflicht unterliegt. Die Überträger der Lyme-Borreliose sind ganz überwiegend Zecken, die mit Borrelien infiziert sind. In Deutschland gibt es ein Süd-Nordgefälle bei der Durchseuchung der Zecken mit Borrelien, d.h. in südlichen Bundesländern ist die Infektionsgefahr größer als im Norden. Eine Borrelieninfektion durch Zecken ist aber in ganz Deutschland und sogar in Städten möglich.

Laut Aussagen des Max-von-Pettenkofer-Instituts für Hygiene in München ist sogar der direkte Kontakt mit Büschen in Gärten ein bisher unterschätztes Risiko für einen Zeckenbiss. Der Biss einer Zecke bedeutet nicht zwangsläufig, dass man an Borreliose erkranken muss. Nach einer an der Universität Heidelberg durchgeführten Studie geht das Landesgesundheitsamt Stuttgart davon aus, dass in den Borrelien-Hochendemiegebieten etwa jeder zehnte Zeckenstich zu einer Infektion führt.

Bei der Borreliose werden typischerweise drei Stadien unterschieden: Im Stadium eins entwickeln bis zu 90 Prozent der Infizierten eine schmerzlose lokale Hautrötung, das so genannte Erythema migrans. Sie breitet sich von der Einstichstelle allmählich ringförmig oder homogen aus. Bei 10 bis 15 Prozent der Patienten kommt es etwa drei bis sechs Wochen später zu Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen. Es kann auch in diesem Stadium bereits zu einer Entzündung der Hirnhäute, des Rückenmarks und der Nervenwurzeln kommen. Es können dann starke Schmerzen und Bewegungsstörungen bis hin zu Lähmungen auftreten. Das Stadium drei der Erkrankung, die so genannte Spätmanifestation, wird nur selten angetroffen. Es können u.a. Gelenkentzündungen, Polyneuropathien sowie eine Schädigung des Gehirns mit Hirnleistungsstörungen auftreten.

Nach erfolgter Antibiotikatherapie kann dann ein Beschwerdekomplex weiter bestehen, den man als „Post-Lyme-Disease-Syndrom“ bezeichnet. Darunter versteht man unspezifische Beschwerden wie chronische Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Fibromyalgie-ähnliche Beschwerden bei positiver Borrelien-Serologie.

Das Krankheitsbild der Borreliose ist allerdings sehr umstritten und wird häufig als psychosomatisch eingestuft. Die Borreliose ist eine „schwierige“ Infektionserkrankung. Häufig werden gerade in der Frühphase viele Borreliosefälle übersehen, da innerhalb der ersten Wochen noch keine erfassbaren Antikörperspiegel gegen Borrelien-Antigene gebildet werden. Das Erythema migrans, das ein eindeutiges Symptom für eine Borrelieninfektion ist, tritt nur in 50 Prozent der Fälle einer Neuerkrankung auf. Ein größeres Problem ist die laborchemische Unterscheidung zwischen einer abgeheilten Borreliose (sog. Seronarbe) und einer noch aktiven therapiebedürftigen Borreliose, denn die Serologie kann noch Jahre nach einer ausgeheilten Borreliose positiv sein. Eine Vielzahl von Symptomen kann die Borreliose hervorbringen, die denen anderer Erkrankungen ähnlich sind, was die Abgrenzung mitunter recht schwierig macht. Bei der Borreliose sind neuropsychiatrischen Beschwerden häufig ähnlich wie beim chronischen Erschöpfungssyndrom.

Neben einer sachgerechten Antibiotikatherapie kommen für die Behandlung der Borreliose auch verschiedene Verfahren der Komplementärmedizin, z.B. auch eine Mikronährstofftherapie, in Frage. Diesbezüglich gibt es verschiedene Hinweise in mehreren Fachzeitungen. In der Mai-Juni-Ausgabe 1999 des International Journal of Integrative Medicine empfiehlt der Autor Steven J. Bock eine Calcium-/ Magnesiumsupplementierung bei Muskelschmerzen und Krämpfen. Wenn fibromyalgieähnliche Symptome im Vordergrund stehen, wird darüber hinaus eine zusätzliche Magnesiumeinnahme empfohlen. Coenzym Q10 und andere mitochondriale Wirkstoffe wie Carnitin und Alpha-Liponsäure steigern die Energiebildung. Zur Verbesserung der Immunfunktion wird die intravenöse Gabe von Vitamin C und B-Vitaminen empfohlen.

2007 erschien ein großer Übersichtsartikel mit dem Titel „Novel diagnosis of lyme disease: potential for CAM intervention“. In diesem Artikel geht es neben der Vorstellung neuer Diagnoseverfahren auch um die Möglichkeiten einer Beeinflussung der Borrelieninfektion durch Mikronährstoffe und verschiedene pflanzliche Wirkstoffe. Generell haben diese Substanzen verschiedene therapeutische Ansatzpunkte: Verbesserung der Aktivität der natürlichen Killerzellen und Makrophagen, Verhinderung der Bildung entzündungsfördernder Zytokine, Reparatur der Blut-Hirn-Schranke etc.

NAC, Glutathion, Vitamin D und Alpha-Liponsäure sind wichtig für die Aufrechterhaltung und Stabilisierung der Blut-Hirn-Schranke. Antioxidantien verbessern die Killerzellaktivität sowie die Phagozytoseleistung von Immunzellen.

Viele Hinweise zur Mikronährstofftherapie finden sich in dem Artikel „Fortschritte im Verständnis der Lyme-Krankheit“ von Dr. med. Joseph J. Burrascano Jun. Er empfiehlt u.a. die Anwendung von Coenzym Q10 bei einer Beeinträchtigung der Funktion des Herzens, bei Erkrankungen des Zahnfleisches und bei einer verminderten Immunkompetenz. Alpha-Liponsäure erleichtert den Eintritt von Coenzym Q10 in die Mitochondrien. Bei Borrelieninfektionen ist auch eine Substituierung von B-Vitaminen sinnvoll, weil sich neurologische Symptome dadurch schneller bessern können. Magnesium ist hilfreich bei Muskelzuckungen, –krämpfen oder
-schmerzen, bei Herz-Rhythmusstörungen oder allgemeiner Schwäche. Er empfiehlt auch die Einnahme von Acetyl-Carnitin mit S-Adenosylmethionen (SAM). Nach seinen Aussagen kann diese Kombination zu bemerkenswerten Verbesserungen des Kurzzeitgedächtnisses, der Stimmung und der Hirnleistungsfähigkeiten führen. Vitamin C ist vonnöten, um das Bindegewebe gesund zu erhalten. Bei Lyme-Patienten kann ein niedriger Vitamin-D-Spiegel diffuse Schmerzen und Krämpfe verursachen, die nicht auf zusätzliche Magnesium- oder Calciumgaben ansprechen.

Dies sind nur einige Beispiele aus dem umfangreichen Fachartikel des oben erwähnten Autors. Zum Schluss noch eine Studie, die 2005 von polnischen Wissenschaftlern publiziert wurde: Bei 117 Waldarbeitern wurden Antikörper gegen Borrelien sowie die Vitamine A, E und C bestimmt. Die niedrigsten Konzentrationen der Vitamine A und E wurden bei den Versuchsteilnehmern festgestellt, die auch IgM- und IgG-Antikörper gegen Borrelien im Blut aufwiesen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Orthomolekulare Medizin eine sinnvolle komplementäre Therapieform bei der Borreliose ist, da sie in mehrfacher Hinsicht einer krankhaften Veränderung entgegenwirkt.

Voraussetzung für eine optimal eingestellte Mikronährstofftherapie ist eine exakte Blutanalyse wie der DCMS-Neuro-Check. Nur so können Mikronährstoffmängel genau ermittelt und die Mikronährstoffe ggf. auch in hochdosierter Form verabreicht werden.