Haarausfall und Mikronährstofftherapie

frau haarausfall brezzell fotolia 200Unbestritten spielt das Erscheinungsbild der Haare eine wichtige Rolle für die persönliche Attraktiviät des Menschen. Ein guter Haarbestand hat auch eine Schutzfunktion gegenüber Sonnenbrand oder chronischen Sonnenschäden der Kopfhaut. Ein Ausfall von 50 bis 100 Haaren täglich ist physiologisch vertretbar. Dieser normale Haarausfall kann durch akuten Stress, Krankheiten, Gewichtsverlust, einseitige Diäten etc. unter Umständen erhöht sein.

Im Wesentlichen kann man einen diffusen Haarausfall von einem umschriebenen Haarausfall unterscheiden. Der diffuse Haarausfall kann verschiedene Ursachen haben, z.B. eine genetisch bedingte Empfindlichkeit bestimmter Haarfolikel gegen Androgene, erhebliche physikalische Haarschäden, Allgemeinerkrankungen, Einnahme bestimmter Medikamente. Bei einem umschriebenen Haarausfall erkennt man im Bereich einer ansonsten behaarten Hautstelle ein Areal ohne Haare. Das Krankheitsbild der Alopecia areata ist in seiner Ursache noch nicht abgeklärt.


Eine wichtige Rolle für Haarausfälle können auch Mangelzustände spielen. Die Haarbildung ist gegen Störungen der Nährstoffzufuhr außerordentlich empfindlich, weil in keinem anderen Gewebe des Menschen die Zellteilungsrate so hoch ist wie in den haarbildenden Follikeln. Haarausfall oder Haarveränderungen treten bei verschiedenen Mikronährstoffmängeln auf bzw. können durch eine geeignete Mikronährstoffsupplementierung gebessert werden.


Eisen

Ein Eisenmangel kann zu Haarausfall führen. Der beste Parameter zur Beurteilung der Eisenversorgung ist der Eisenspeicherparameter Ferritin. Zur Vermeidung eines Haarausfalls sollte die Ferritinkonzentration bei Frauen über 70 µg/ l und höher betragen, die Vitamin-B12-Konzentration zwischen 300 und 1000 ng/ l und die Hämoglobinspiegel sollten über 13,0 g/ dl liegen - so jedenfalls die Empfehlungen von D.H. Rushton von der University of Portsmouth.

In einer Studie mit Frauen mit Haarausfall konnten Rushton et al. zeigen, dass eine sechsmonatige Behandlung mit 72 mg Eisen und 1,5 g Lysin den Haarausfall deutlich verbesserte. Lysin ist eine wichtige Ausgangssubstanz für die Bildung der Kollagene und kann möglicherweise auch die Eisenaufnahme verbessern.


Vitamine

Wie bei allen Wachstums- und Reparaturvorgängen ist eine ausreichende Verfügbarkeit der B-Vitamine erforderlich. Ein Mangel an Vitamin C kann zu Strukturveränderungen der Haare führen (Korkenzieherhaare).

Ein schwerer Biotinmangel kann Haarausfall zu Folge haben; allerdings treten bei Menschen schwere Biotinmangelzustände normalerweise nicht auf, da Biotin in zahlreichen Nahrungsmitteln enthalten ist. Es gibt aber verschiedene klinische Beobachtungen, dass eine Biotionsupplementierung von 1 bis 2 mg täglich bei Haarausfall von Nutzen ist.


Zink

Zink ist für die Bildung der Keratine erforderlich, allerdings hält Rushton eine Nahrungsergänzung mit Zink bei Haarausfall für nicht wirksam.


Aminosäuren

Neben dem bereits erwähnten Lysin hat auch Arginin eine Bedeutung für die Behandlung des Haarausfalls, da die Haarfollikeln Stickstoffmonoxid zur Bildung des Haarwachstums benötigen. Arginin ist die Ausgangssubstanz für die Bildung von Stickstoffmonoxid. Für das Haarwachstum sind auch gute Schwefelquellen in Form der schwefelhaltigen Aminosäuren erforderlich, da für Aufbau und Strukturbildung der Keratine relativ viel Schwefel benötigt wird.


Schwermetalle

Eine Belastung mit Schwermetallen, z.B. Blei, Cadmium oder Thallium, kann Haarausfall begünstigen.

Bevor man Mikronährstoffe einnimmt, sollte zunächst der Mikronährstoffstatus überprüft werden. Wer eine umfangreichere Untersuchung wünscht, der kann den DCMS-Derma-Check durchführen, mindestens aber sollten die Mikronährstoffe Lysin, Arginin, Cystein, Methionin, Zink, Ferritin, Vitamin C und Biotin bestimmt werden. Dann muss man keine „Schrotschusstherapie“ durchführen und kann gezielt die fehlenden Mikronährstoffe einnehmen, was erfahrungsgemäß viel mehr bringt als eine ungezielte Supplementierung.

 

Referenzen:

  • LifeExtension, Health Concerns, Balding
  • Rushton DH: Nutritional Factors and hair loss; Clinical and Experimental Dermatology, 27, 396-404
  • Rushton DH: Management of hair loss in Women; Dermatologic Clinics 1993, 11(1): 47-53
  • ane Higdon, Victoria J. Drake: An Evidence-based Approach to Vitamins and Minerals; Georg Thieme Verlag, 2012

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