Haarausfall und Mikronährstoffe: Interessante Studien

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Haarausfall ist definiert durch einen Verlust von mehr als 100 Haaren täglich. Medizinisch lassen sich verschiedene Formen des Haarausfalls unterscheiden. Die androgenetische bzw. angeborene Alopezie ist die häufigste Form, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Hierbei besteht eine Überempfindlichkeit der Haarwurzel gegenüber Dihydrotestosteron, das aus Testosteron gebildet wird. Die Überempfindlichkeit führt zu einer Verkürzung der Wachstumsphase der Haare. Vier von fünf Männern sind in unterschiedlichem Ausmaß von der angeborenen Alopezie betroffen, aber auch die Hälfte der Frauen über 50 Jahre.

Beim so genannten diffusen Haarausfall werden die Haare auf dem Kopf gleichmäßig "dünner", es kommt aber nicht zur Bildung von kahlen Stellen. Dem diffusen Haarausfall liegen vielfältige Ursachen zugrunde. Eine Ursache können hormonelle Störungen sein, z.B. eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse. Weitere Ursachen sind: Einnahme von Medikamenten, Vergiftungen, Hauterkrankungen, mechanische Ursachen wie Druck oder Zug, unsachgemäße Haarpflege, schädliche Strahlen etc. Auch psychischer Stress kann zu Haarausfall führen.

Fehlernährung ist ein häufiger Grund für Haarausfall. Die Haarbildung ist ein hochaktiver Stoffwechselprozess, der jederzeit eine ausreichende Verfügbarkeit aller erforderlichen Mikronährstoffe erfordert. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass bei Patienten mit Haarausfall verschiedene Mikronährstoffmängel nachgewiesen wurden.

Spurenelemente

Wissenschaftler aus Südkorea verabreichten 15 Patienten mit kreisrundem Haarausfall und niedrigen Serum-Zink-Konzentrationen über einen Zeitraum von 12 Wochen täglich 50 mg Zinkglukonat. Bei 9 der 15 Patienten wurde ein positiver therapeutischer Effekt nachgewiesen. Forscher aus Jordanien untersuchten 210 Kinder mit Haarverlusten und kamen zu dem Ergebnis, dass ein Zink- und Eisenmangel wichtige Auslöser des Haarausfalls sind. Im November 2013 wurde eine Studie koreanischer Wissenschaftler publiziert, in der bei 30 gesunden Kontrollpersonen und 312 Patienten mit Haarverlusten Zink und Kupfer im Serum bestimmt wurden. Bei allen Patienten mit Haarverlusten war die Serum-Zink-Konzentration signifikant niedriger als bei der Kontrollgruppe. Die Kupferkonzentration unterschied sich nicht sehr signifikant.

In einer türkischen Studie an 116 Männern mit androgenetischer Alopezie und 100 Kontrollpersonen wurden Zink und Kupfer in den Haaren bestimmt. Beide Spurenelemente waren bei den Haarverlust-Patienten vermindert.

Eine Schilddrüsenunterfunktion führte im Falle einer indischen Patientin auch zu Haarausfall und zu einer verminderten Aufnahme von Zink, woraus ein Zinkmangel resultierte. Der Haarausfall besserte sich erst, als zusätzlich zu den Schilddrüsenhormonen auch Zink verabreicht wurde.

Rushton DH von der Universität Portsmouth et al. publizierten bereits 2002, dass reduzierte Eisenspeicher in Verbindung mit einer suboptimalen Lysinaufnahme ein Hauptgrund für Haarausfall wären. Zur Vermeidung von Haarausfall ist eine Ferritinkonzentration von wenigstens 50 Mikrogramm/Liter anzustreben. 2007 publizierten französische Wissenschaftler eine Studie, die mit 5110 Frauen im Alter zwischen 35 und 60 Jahren durchgeführt worden war. Bei jeder Studienteilnehmerin war der Haarverlust mittels eines Fragebogens ermittelt und Ferritin bestimmt worden. Unter den Frauen mit starkem Haarverlust hatten 59 Prozent niedrige Eisenspeicher, d.H. Werte kleiner 40 Mikrogramm pro Liter. Ein niedriger Eisenspeicher repräsentiert einen Risikofaktor für Haarverlust bei nicht menopausalen Frauen.

Dermatologen aus den USA berichteten 2006, dass die Behandlung von Haarverlust durch die Behandlung eines Eisenmangels mit oder ohne Anämie verbessert wird.

Wissenschaftler aus dem Iran bestimmten bei 30 Frauen mit Haarverlust und bei 30 Frauen ohne Haarverlust verschiedene Laborwerte. Bei den Frauen mit diffusem Haarverlust waren die Ferritinkonzentration und die Transferrinsättigung signifikant niedriger als bei den Frauen ohne Haarverlust.

2013 publizierten koreanische Wissenschaftler eine Studie mit 2010 Patienten, die an Haarverlust litten. In dieser Gruppe waren 113 Frauen mit einem entsprechenden Haarverlust-Muster und 97 Männer. Als Kontrollpersonen dienten 210 gesunde Personen. Die Serum-Ferritin-Konzentration war bei den Frauen deutlich niedriger als bei den gesunden Versuchspersonen. Insbesondere zeigten die prämenopausalen Frauen ausgeprägt niedrige Ferritinkonzentrationen. Bei den Männern hatten immerhin 22,7 Prozent eine Ferritinkonzentration kleiner 70 Mikrogramm/Liter, während dies bei den gesunden Kontrollpersonen nicht auftrat. Die Autoren der Studie empfehlen, eine Abklärung des Eisenstatus bei Patienten mit Haarverlust.

 

Oxidativer Stress

Bei vielen dermatologischen Erkrankungen werden erhöhte Konzentrationen von freien Radikalen von Lipidperoxidationsprodukten nachgewiesen. Wissenschaftler aus Ägypten untersuchten bei Patienten mit Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall) verschiedene Parameter der antioxidativen Kapazität und des oxidativen Stresses. Im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen hatten die Patienten mit Alopecia areata signifikant erhöhte Werte von Malondialdehyd sowie des oxidativen Stress-Index. Bei Patienten mit diesem Krankheitsbild scheint eine erhöhte Produktion von ROS durch perifollikuläre Entzündungswerte vorzuliegen. 

Außerdem scheint oxidativer Stress auch für das Grauwerden der Haare eine zentrale Rolle zu spielen, wie aus einem Fachartikel hervorgeht, der im Dezember 2013 publiziert wurde.

 

Vitamin D

Vitamin D ist ein wichtiger Modulator des Immunsystems. Ein Vitamin-D-Mangel begünstigt Autoimmunerkrankungen. Bei Patienten mit Alopecia areata wurden mehrfach verminderte Konzentrationen von 25(OH)D3 nachgewiesen, so in einer Studie türkischer Wissenschaftler publiziert, im Juni 2014, und in einer Studie israelischer Forscher, die ebenfalls im Juni 2014 veröffentlicht wurde. Der Vitamin-D-Mangel war mit der Schwere der Symptomatik assoziiert.

 

Biotin

Haarausfall wird häufig auch mit einem Biotinmangel in Verbindung gebracht. Die Biotinidase ist ein wichtiges Enzym für die Freisetzung von Biotin aus Nahrungsmitteln. Es gibt Hinweise aus Studien, dass bei Kindern, die mit Valproinsäure behandelt worden waren, eine verminderte Biotinidase-Aktivität entstand. Durch Gabe von Biotin konnte der Haarausfall erfolgreich behandelt werden.

Grundsätzlich ist Biotin ein wichtiges Coenzym für die mitochondriale Carboxylasen in den Haarwurzeln, so dass es nachvollziehbar ist, dass ein Biotinmangel das Haarwachstum nachhaltig stören kann.


Vitamin A und andere Mikronährstoffe

Auch ein Mangel an Vitamin A führt zu dermatologischen Problemen und u.a. auch zu brüchigen Haaren und beschleunigtem Haarausfall.

Wichtig für das Haarwachstum sind auch die schwefelhaltigen Aminosäuren sowie Kupfer, Vitamin C und essentielle Fettsäuren.

Bei einem Kupfer- und Vitamin-C-Mangel kommt es zu Fehlbildungen der Haare.



Fazit:

Bei Haarausfall sollte immer auch ein Mikronährstoffmangel in Betracht gezogen werden. Hierbei ist wichtig zu wissen, dass durchaus auch als normal geltende niedrige Ferritinkonzentrationen für ein normales Haarwachstum zu niedrig sein können.


Referenz: