Warum Mikronährstoffe für das alternde Gehirn erforderlich sind

Seniorin Rainer Sturm pixelio 200Im Jahr 2040 wird jeder vierte Europäer älter sein als 65 Jahre, jeder Siebte sogar älter als 75 Jahre. Häufig ist die letzte Lebensdekade durch Krankheit und Gebrechlichkeit gekennzeichnet. Eine wichtige Rolle hierbei spielt eine Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen und ein erhöhtes Risiko für Demenzerkrankungen.

Ein gesundes Gehirn ist eines der Organe mit den höchsten Stoffwechselaktivitäten, und es nutzt einen großen Teil der gesamten Nährstoff- und Energieaufnahme. Die hohe Stoffwechselaktivität des Gehirns bedeutet, dass das Gehirn rund 20 Prozent der Glukose verbraucht; der Anteil an Körpergewicht beim gesunden Erwachsenen beträgt hierbei nur 2 -3 Prozent. Ein wichtiger Faktor bei einer normalen und auch krankhaften Hirnalterung ist ein Abfall der Mitochondrienfunktion. Defekte Mitochondrien führen zu einer Reduzierung der Energieversorgung der Nervenzellen, was wiederum den altersassoziierten Verlust von Nervenzellen fördert.

Für den Stoffwechsel des alternden Gehirns und für die kognitive Gesundheit spielen Mikronährstoffe eine zentrale Rolle. Einige lebenswichtige Nährstoffe sind an der Synthese der Neurotransmitter, der Aminosäuren, biogener Amine und Steroide beteiligt. Besonders der Stoffwechsel von Dopamin und Noradrenalin ist von den Vitaminen B2, B6, B12, B3, Folsäure und Vitamin C abhängig. Vitamin B1, Vitamin E und die ungesättigten Fettsäuren sind Teile der Nervenzellmembranen und beeinflussen deren Eigenschaften und Funktionen. Ein Vitamin-B6-Mangel führt zu Veränderungen der Rezeptorbindung einer Reihe von Neurotransmittern, einschließlich Glutamat und Glycin. Die Energieproduktion im Gehirn hängt von mehreren Vitaminen und Mineralstoffen ab, insbesondere von Vitaminen der B-Familie und von Vitamin C.

Der Stoffwechsel von Homocystein ist ein weiteres wichtiges Bindeglied zwischen der Mikronährstoffversorgung und der kognitiven Leistungsfähigkeit. Bei einer unzureichenden Versorgung mit Folsäure, Vitamin B6 und B12 kommt es zu einem Anstieg des Homocysteins. Bei Patienten mit kognitiven Störungen sind die Homocysteinspiegel im Vergleich zu Kontrollpersonen signifikant höher. Der Schweregrad der kognitiven Beeinträchtigung ist mit einer Erhöhung der Homocysteinkonzentration assoziiert.

Eine adäquate Vitaminversorgung spielt eine zentrale Rolle für die mentale Gesundheit. Verschiedene mentale Störungen können durch Unterversorgung eines Vitamins ausgelöst werden. Ein Thiaminmangel kann z.B. zu Verwirrung und Depressionen sowie zu Gedächtnisstörungen führen. Zu den psychiatrischen Symptomen eines Niacinmangels gehören Irritabilität, schlechte Konzentrationsfähigkeit, Ängstlichkeit, Müdigkeit und Depressionen in Folge einer Störung der Serotoninsynthese. Die neuropsychiatrischen Störungen eines Vitamin-B6-Mangels sind Konfusion und Neuropathie. Vitamin-B6-abhängige Enzyme spielen eine zentrale Rolle für die Biosynthese von fünf wichtigen Neurotransmittern: Serotonin, Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin und GABA.

Die Vitamine C und E wirken als Antioxidantien im Gehirn. Nach der Hypophyse und den Leukozyten hat das Gehirn die höchsten Vitamin-C-Konzentrationen aller Organe. Vitamin C ist essenziell für die Bildung der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin, und es moduliert den Tyrosinmetabolismus. Vitamin E ist wichtig für eine normale Funktionsfähigkeit der Nervenzellen. Ein Mangel führt hauptsächlich zu neurologischen Symptomen. Vitamin E verhindert die Oxidation von Lipiden und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, beeinflusst die Genexpression und moduliert verschiedene Enzymaktivitäten. Niedrige Plasmakonzentrationen von Tocopherolen und Tocotrienolen sind mit einem erhöhten Risiko für die milde kognitive Störung und Morbus Alzheimer assoziiert.

Niedrige Vitamin-D-Spiegel sind mit Ängstlichkeit und einem Stimmungsabfall, hauptsächlich in den Wintermonaten, verbunden. Bereits eine kurzzeitige Vitamin-D3-Supplementierung konnte einen Stimmungsabfall verhindern. Vitamin-D-Rezeptoren sind in größerem Umfang im Gehirn vorhanden. Neuere Studien haben gezeigt, dass Vitamin D für die Hirnleistungsfähigkeit, besonders bei älteren Menschen, eine zentrale Rolle spielt.

In zahlreichen Studien wurde der Beweis erbracht, dass Vitamine eine zentrale Rolle für die Hirnleistungsfähigkeit bei älteren Erwachsenen spielen.

Referenz:
M. Hasan Mohajeri, Barbara Troesch et al.: Inadequate supply of vitamins and DHA in the elderly: Implications for brain aging and Alzheimer-type dementia; DSM Nutritional Products Ltd., R&D Human Nutrition and Health, Basel, Switzerland; February 2015 Volume 31, Issue 2, Pages 261–275