Eisenmangel begünstigt Depressionen bei weiblichen Jugendlichen
Bei 408 Mädchen und Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 20 Jahren wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen depressiven Symptomen und dem Eisenstatus sowie dem Körpergewicht untersucht. Das Ergebnis der Untersuchung zeigte, dass weibliche Jugendliche mit einem Eisenmangel mit höherer Wahrscheinlichkeit an depressiven Symptomen litten. Niedrigere Konzentrationen von Hämoglobin und ein höheres Körpergewicht erhöhten die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung depressiver Symptome.
Referenz:
Arli G Zarate-Ortiz , Hans Verhoef et al.: Depressive symptoms among Mexican adolescent girls in relation to iron status, anemia, body weight and pubertal status: results from a Latent Class Analysis; Public Health Nutr. 2022 May 18;1-22.
Eisenmangel führt zu Verhaltensauffälligkeiten in jedem Lebensalter
Wissenschaftler des California Institute of Behavioral Neurosciences & Psychology Neurosciences and Psychology publizierten einen Fachartikel über Veränderungen, die durch einen Eisenmangel in verschiedenen Hirnregionen hervorgerufen werden und dessen Auswirkungen auf Psyche und Verhalten. Eisen hat vom ungeborenen Kind bis ins hohe Alter einen Einfluss auf das Verhalten. Bei Kindern führt ein Eisenmangel oft zu einem übertrieben vorsichtigen und zögerlichen Verhalten, zu einem Mangel an positiven Affekten und zu einem verminderten sozialen Engagement. Bei Erwachsenen sind Depressionen und Angststörungen üblich. Ein Eisenmangel beeinflusst die Funktionen des Hippocampus, des Corpus striatum und der Neurotransmitter mit entsprechenden Auswirkungen auf das Verhalten. Von zentraler Bedeutung ist eine Eisen-Supplementierung bereits in der Schwangerschaft. Eine Eisen-Supplementierung in der frühen Kindheit oder im späteren Leben kann die Schäden des Nervensystems nicht mehr ausgleichen, die in der embryonalen Phase entstanden sind. Der Mensch profitiert zeitlebens durch Vermeidung eines Eisenmangels in der embryonalen Phase.
Referenz:
Hira E Shah, Nitin Bhawnani et al.: Iron Deficiency-Induced Changes in the Hippocampus, Corpus Striatum, and Monoamines Levels That Lead to Anxiety, Depression, Sleep Disorders, and Psychotic Disorders; Cureus. 2021 Sep 20;13(9):e18138.
Symptome einer Eisenmangelanämie häufig mit Depressionen und Ängstlichkeit assoziiert
Forscher aus den Philippinen untersuchen bei 160 männlichen und weiblichen Studenten eine mögliche Assoziation zwischen Symptomen einer Eisenmangelanämie und Depressionen und Ängstlichkeit. Die Studie wurde während der Covid-19-Pandemie durchgeführt. Bei den Studentinnen zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Anzahl der Anämiesymptome und Symptome einer Depression oder Symptome einer Angststörung. Je mehr Anämiesymptome vorlagen, desto höher war der Schweregrad der Depressionen und Angststörungen.
Referenz:
Ericka Nicole G. Buita, David Angelo R. Castor et al.: Association of Symptoms-Based Iron Deficiency Anemia to Anxiety and Depression Related Criteria Symptoms among the 3rd Year Medical Technology Students of the University Of Santo Tomas during the COVID-19 Pandemic; https://journals.grdpublications.com/index.php/ijprse/article/view/457
Eisentherapie verbessert psychische Befindlichkeit bei Kindern und Jugendlichen
Wissenschaftler aus Japan untersuchten in einer Studie, inwieweit eine Eisen-Supplementierung bei Kindern und Jugendlichen mit niedrigen Ferritinkonzentrationen die psychische Befindlichkeit beeinflusste. An der Studie nahmen 19 Studienteilnehmer im Alter zwischen sechs und fünfzehn Jahren mit Serumferritinspiegel kleiner als 30 Nanogramm pro Milliliter teil. Die häufigsten körperlichen Symptome waren Ermüdungsneigung und Schlaflosigkeit. Mittels verschiedener Testverfahren wurden die Schlafqualität, die Stimmungslage und die Depressionsneigung ermittelt. Die durchgeführte Eisen-Supplementierung konnte die psychologischen Symptome wie schlechte Konzentration, Ängstlichkeit, Depressionen, Energiemangel und Irritabilität deutlich bessern. Die Autoren der Studie empfehlen bei Kindern und Jugendlichen mit Schlafstörungen und erhöhter Ermüdungsneigung eine bevorzugte Bestimmung von Ferritin.
Referenz:
Katsunaka Mikami, Fumiaki Akama et al.: Iron supplementation for hypoferritinemia-related psychological symptoms in children and adolescents; J Nippon Med Sch . 2021 Sep 14.
Eisenmangel bei Vegetariern und Mischköstlern
Wissenschaftler aus Brasilien untersuchen die Häufigkeit eines Eisenmangels bei Vegetariern und Mischköstlern. In die Studie wurden 1.340 Personen einbezogen, davon 422 Männer, 225 postmenopausale Frauen und 693 prämenopausale Frauen. Eine Zunahme des BMI, der Insulinresistenz und der Entzündungsaktivität führte zu einem Anstieg der Ferritinkonzentrationen, unabhängig von den Essensgewohnheiten. Nach Ausschluss der Studienteilnehmer mit erhöhter Entzündungsaktivität zeigte sich, dass ein Eisenmangel bei Vegetariern nicht häufiger auftrat als bei Mischköstlern, außer bei den Frauen mit regelmäßiger Menstruationsblutung. Die Autoren der Studie betonten, dass sowohl der Ernährungsstatus wie auch die Entzündungsaktivität die Ferritinspiegel beeinflussen und die korrekte Diagnose eines Eisenmangels sowohl bei Vegetariern wie auch bei Mischköstlern erschwert.
Referenz:
Eric Slywitch, Carine Savalli et al.: Iron Deficiency in Vegetarian and Omnivorous Individuals: Analysis of 1340 Individuals; Nutrients 021 Aug 26;13(9):2964.
Eisentherapie bei der Herzinsuffizienz
Die Universität von Glasgow publizierte im September 2021 eine Literaturübersicht zur Eisentherapie bei der Herzinsuffizienz. Dabei wurden sieben randomisierte kontrollierte Studien und verschiedene Metaanalysen ausgewertet. Eine intravenöse Eisentherapie wurde gut toleriert und zeigte eine mit Placebogabe vergleichbare Zahl von Nebenwirkungen. Bei Herzinsuffizienzpatienten mit reduziertem Auswurfvolumen reduzierte eine intravenöse Eisentherapie das Risiko für eine Krankenhausbehandlung und verbesserte die funktionelle NYHA-Klasse sowie die körperliche Leistungsfähigkeit. Bei Herzinsuffizienz mit unverändertem Auswurfvolumen war der Effekt einer intravenösen Eisentherapie nur begrenzt. Bei Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffaktion sollte ein Eisenmangel abgeklärt werden. Kriterien hierfür sind eine Ferritinkonzentration kleiner 100 µg/Liter oder Ferritin 100 bis 299 µg/l bei einer Transferrinsättigung kleiner 20 Prozent.
Referenz:
Hassan Ismahel, Nadeen Ismahel et al.: Iron replacement therapy in heart failure: a literature review; Egypt Heart J. 2021 Sep 26;73(1):85.
Eisenmangel stört Schilddrüsenfunktion bei Schwangeren
Wissenschaftler aus Belgien konnten nachweisen, dass ein Eisenmangel bei schwangeren Frauen die fT4- und T4-Werte verminderte. Ein leichter Jodmangel hingegen hatte keinen Einfluss auf die Schilddrüsenhormone. Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass eine Korrektur des Eisenmangels zum Erhalt der Schilddrüsenfunktion beitragen könne und auch zu einer Vermeidung einer Anämie während der Schwangerschaft.
Referenz:
Rodrigo Moreno-Reyes, Bernard Corvilain et al.: Iron deficiency is a risk factor for thyroid dysfunction during pregnancy: A population-based study in Belgium; Thyroid 2021 Sep 20.
Eisen-Supplementierung verbessert psychische Befindlichkeit bei Kindern und Jugendlichen
Wissenschaftler aus Japan haben bei 19 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 6 und 15 Jahren mit einer Ferritin-Konzentration kleiner 30 Nanogramm/Milliliter untersucht, wie sich eine Eisen-Supplementierung auf die mentale Gesundheit auswirkte. Zur Ermittlung der psychischen Befindlichkeit wurden verschiedene Tests durchgeführt. Die häufigsten körperlichen Symptome bei den Studienteilnehmern waren Müdigkeit und Schlafstörungen. Die orale Eisen- Supplementierung über einen Zeitraum von zwölf Wochen führte zu einer Verminderung von Konzentrationsstörungen, Ängstlichkeit, Depressionen, Energiemangel und Irritabilität. Es kam zu einem signifikanten Anstieg der Ferritinkonzentration, während Hb und MCV unverändert blieben.
Referenz:
Katsunaka Mikami, Fumiaki Akama et al.: Iron supplementation for hypoferritinemia-related psychological symptoms in children and adolescents; J Nippon Med Sch 2021 Sep 14.
Eisenmangelanämie und atopische Erkrankungen
Koreanische Wissenschaftler untersuchten anhand von Daten einer großen nationalen Gesundheitsstudie mögliche Zusammenhänge zwischen Anämien und atopischen Erkrankungen wie Neurodermitis, Heuschnupfen oder Asthma. Sie konnten nachweisen, dass bei Personen mit atopischen Erkrankungen vermehrt Anämien auftraten, sowohl Eisenmangelanämien wie auch Anämien bei chronischen Erkrankungen. Je höher die Zahl atopischer Erkrankungen war, umso häufiger trat eine Eisenmangelanämie auf.
Referenz:
Kiyon Rhew , Joshua D Brown et al.: Atopic Disease and Anemia in Korean Patients: Cross-Sectional Study with Propensity Score Analysis; Int J Environ Res Public Health. 2020 Mar 18;17(6):1978.
Eisenüberladung häufig beim metabolischen Syndrom
Griechische Forscher untersuchten den möglichen Zusammenhang zwischen einer dysmetabolischen Eisenüberladung und dem metabolischen Syndrom. Die Serumferritinspiegel stiegen proportional zum Ausmaß der Insulinresistenz und dem Ausmaß des metabolischen Syndroms an. Die metabolische Eisenüberladung war ein Prognosefaktor für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes und einer nichtalkoholischen Fettlebererkrankung. Die Dysregulation des Eisenstoffwechsels bei der metabolischen Eisenüberladung ist ein multifaktorieller Prozess, der durch eine ungesunde Ernährung getriggert wird, unterstützt durch Umweltfaktoren und genetische Cofaktoren. Ein Eisenentzug kombiniert mit einer gesunden Ernährung verbesserte die Insulinsensitivität und die Betazellfunktion, hatte aber keinen signifikanten Effekt auf den Blutzuckerspiegel. Die Autoren des Fachartikels betonen, dass eine Eisenüberladung in der täglichen klinischen Praxis häufig unterschätzt wird. Eine Modifizierung der Ernährung und des Lebensstils kann zu einer Besserung des Krankheitsbildes führen. Unklar ist noch, inwieweit Aderlässe bei der dysmetabolischen Eisenüberladung erfolgsversprechend sind.
Referenz:
Alexandros Sachinidis, Michael Doumas et al.: Dysmetabolic Iron Overload in Metabolic Syndrome; Curr Pharm Des. 2020;26(10):1019-1024.
Vitamin-D-Supplementierung verbessert Hämoglobin und Hämatokrit
In einer randomisierten Doppelblindstudie an 50 Frauen wurde untersucht, inwieweit eine Vitamin-D-Supplementierung hämatologische Parameter beeinflusste. Die Versuchsteilnehmerinnen hatten einen Eisenmangel mit Ferritinkonzentrationen kleiner 20 µg/Liter und erhielten zu einem eisenangereicherten Getreideprodukt entweder 1500 IU Vitamin D täglich oder ein entsprechendes Placebopräparat. Die Studiendauer betrug acht Wochen. In der Vitamin-D-Gruppe kam es zu einem signifikanten Anstieg der Hämoglobinkonzentrationen und des Hämatokrit-Spiegels, aber nicht in der Placebogruppe.
Referenz:
S Mushtaq, SFA Fuzi: Dietary vitamin D supplementation improves haematological status following consumption of an iron-fortified cereal: an 8-week randomised controlled trial;
Proceedings of the Nutrition Society, 2020 - cambridge.org
Rotes Fleisch erhöht das Darmkrebsrisiko
Forscher der Technischen Universität Kaiserslautern haben die Rolle von Hämeisen bei der Krebsentstehung untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass Eisen in Konzentrationen, wie sie im menschlichen Darm bei fleischhaltiger Ernährung üblich sind, die Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies fördert und Schäden an der DNA verursacht. Diese Effekte waren bei anorganischen Eisenverbindungen nur gering ausgeprägt.
Ausschließlich Hämeisen, aber nicht das anorganische Eisen, führte zum Absterben der normalen Darmzellen in Zellkulturen. Die Aufnahme von Hämeisen induzierte die Bildung von Hämoxygenase, das im Eisenstoffwechsel für den Abbau von Hämeisen zu anorganischen Eisen benötigt wird. Die Schutzfunktion des Enzyms reicht aber bei einer hohen Hämeisenzufuhr nicht aus. Hämeisen begünstigt das Wachstum von Tumorzellen im Darm und somit die Entstehung von Darmkrebs.
Referenz:
scienexx.de, 11.11.2020: Wie rotes Fleisch das Darmkrebsrisiko erhöht
Eisenaufnahme und Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Forscher aus China publizierten eine Metaanalyse zu Studien über die Eisenaufnahme und der Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In die Metaanalyse wurden 19 Studien mit 720.427 Studienteilnehmern einbezogen. Eine höhere Aufnahme von Hämeisen war mit einer größeren Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert. Die Autoren der Metaanalyse empfehlen zur Vermeidung eines frühen Todes infolge Herz-Kreislauf-Erkrankungen, den Konsum von Hämeisen zu reduzieren.
Referez:
Minghui Han, Li Guan et al.: Dietary iron intake and risk of death due to cardiovascular diseases: A systematic review and dose-response meta-analysis of prospective cohort studies; Asia Pac J Clin Nutr. 2020;29(2):309-321. doi: 10.6133/apjcn.202007_29(2).0014.
Eisenstatus beeinflusst Hirnleistungsfähigkeit
Wissenschaftler aus Portugal untersuchten bei 162 Altenheimbewohnern verschiedene Parameter des Eisenstoffwechsels und deren Auswirkungen auf Gedächtnis, Stimmungslage und Müdigkeit. Ein niedriger Eisenstatus war mit einer depressiven Stimmungslage, schlechteren Gedächtnisfunktionen sowie mit funktioneller Müdigkeit assoziiert.
Referenz:
Iron Status is Associated with Mood, Cognition, and Functional Ability in Older Adults: A Cross-Sectional Study; https://www.mdpi.com/2072-6643/12/11/3594
Therapieresistente Eisenmangelanämie
Zwei US-amerikanische Ernährungsmediziner publizierten ein Fallbeispiel einer Patientin, die sich bereits 2002 einem adipositaschirurgischen Eingriff unterzogen hatte. Bei der Patientin bestand eine massive Anämie bei einem extrem niedrigen Ferritinspiegel, weshalb intravenöse Eiseninfusionen verabreicht wurden. Durch die Eisentherapie konnte aber keine nachhaltige Besserung erreicht werden. Als ausschlaggebender Faktor erwies sich ein Kupfermangel, der durch den adipositaschirurgischen Eingriff erklärbar war. Nach einer adäquaten Verabreichung von Kupfer und Zink konnte die Häufigkeit der Eiseninfusionen bei der Patientin deutlich vermindert werden. Bei einer therapieresistenten Eisenmangelanämie sollte auch ein Kupfermangel in Betracht gezogen werden.
Referenz:
Vijaya Surampudi, Zhaoping Li: Refractory Iron Deficiency Anemia; Current Developments in Nutrition, Volume 4, Issue Supplement_2, June 2020, Page 1841
Anämie beeinflusst HbA1c
HbA1c gilt heute als der Goldstandard für die Diagnose eines Diabetes. Der HbA1c-Spiegel kann aber durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden einschließlich einer Anämie.
Bei der Auswertung von 18 Fachartikeln fanden US-Wissenschaftler eine Assoziation zwischen Hämoglobin und HbA1c. Große Studien zeigten, dass der HbA1c-Spiegel bei einer Eisenmangelanämie anstieg. Die Autoren des Fachartikels betonen die Notwendigkeit eines Screenings auf eine Anämie vor Beginn einer Therapie eines Diabetes, der auf der Basis des HbA1c-Spiegels diagnostiziert wurde. Vor Korrektur einer Anämie ist eine strikte HbA1c-Kontrolle nicht empfehlenswert.
Referenz:
Andrew B Song, BA, David J. Kuter et al.: Characterization of the Rate, Predictors, and Thrombotic Complications of Thrombocytosis in Iron Deficiency Anemia; Blood (2019) 134 (Supplement_1): 959.
Eisenmangelanämie erhöht Thromboserisiko
US-Wissenschaftler fanden bei Patienten mit Eisenmangelanämie in 32,6 Prozent der Fälle eine Erhöhung der Thrombozytenkonzentration. Die Thromboserate betrug 7,8 Prozent bei Patienten mit Eisenmangelanämie und 15,8 Prozent bei Patienten mit Eisenmangelanämie und erhöhten Thrombozytenwerten. Eine adäquate Behandlung der Eisenmangelanämie ist wichtig zur Vermeidung von Komplikationen durch eine Thrombose.
Referenz:
Andrew B. Song, David J. Kuter et al.: Characterization of the rate, predictors, and thrombotic complications of thrombocytosis in iron deficiency anemia; https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/ajh.25925
Serumeisenkonzentration und Risiko für diabetische Retinopathie
Die diabetische Retinopathie ist ein Hauptgrund für Erblindung weltweit. Es gibt zunehmend Hinweise für Zusammenhänge zwischen Diabetes und dem Eisenstoffwechsel. Wissenschaftler aus Taiwan untersuchten bei 5321 Teilnehmern einer nationalen Gesundheitsstudie den Zusammenhang zwischen der Eisenkonzentration im Serum und dem Auftreten einer diabetischen Retinopathie.
Die Studienteilnehmer mit diabetischer Retinopathie hatten im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant niedrigere Eisenkonzentrationen. Die Autoren der Studie empfehlen bei Diabetespatienten die Bestimmung des Serumeisen-Spiegels.
Referenz:
Ying-Jen Chen, Jiann-Torng Chen et al.: Serum Iron and Risk of Diabetic Retinopathy; Nutrients. 2020 Aug; 12(8): 2297.
Schilddrüsen-Autoantikörper bei Eisenmangel
Wissenschaftler aus der Türkei untersuchten, inwieweit ein Eisenmangel bei nicht schwangeren Frauen im gebärfähigen Alter als Risikofaktor für Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse anzusehen ist. Als Eisenmangel wurden Ferritinkonzentrationen unter 15 µg/Liter definiert. Die Studienteilnehmerinnen mit Eisenmangel hatten höhere TSH-Werte und niedrigere T4-Konzentrationen. Die Veränderung der T4-Konzentrationen war aber nicht statistisch signifikant. Bei den Studienteilnehmerinnen mit Eisenmangel wurden häufiger Autoantikörper gefunden als in der Kontrollgruppe.
Ein Eisenmangel ist also mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse assoziiert. Empfehlenswert ist eine Bestimmung der Schilddrüsen-Autoantikörper bei Frauen mit Kinderwunsch.
Referenz:
N. Okuroglu, A. Ozturk et al.: IS IRON DEFICIENCY A RISK FACTOR FOR THE DEVELOPMENT OF THYROID AUTOANTIBODIES IN EUTHYROID WOMEN WITH REPRODUCTIVE AGES? Acta Endocrinol (Buchar). 2020 Jan-Mar; 16(1)
Serumferritin korreliert mit Fettgehalt der Leber bei Jugendlichen
Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern untersuchten die Zusammenhänge zwischen dem Serum-Ferritinspiegel, der Entzündungsaktivität und dem Leberfettgehalt bei Kindern und Jugendlichen mit nicht alkoholischer Fettlebererkrankung. Der Serum-Ferritinspiegel bei männlichen Heranwachsenden mit Übergewicht wurde hauptsächlich durch den Leberfettgehalt und die Entzündungsaktivität determiniert, aber nicht durch den Körper-Eisenstatus.
Referenz:
Mörwald, Katharina , Aigner, Elmar: Serum Ferritin Correlates With Liver Fat in Male Adolescents With Obesity; Frontiers in Endocrinology, ISSN 1664-2392, E-ISSN 1664-2392, Vol. 11, article id 340
Einfluss von Eisen auf die Darmbakterien
In einem Fachartikel gingen britische Wissenschaftler der Frage nach, inwieweit eine orale Eisentherapie bei Patienten mit kolorektalem Karzinom sinnvoll ist. Veränderungen der Bakterienflora können zu der Entstehung und Progression des kolorektalen Karzinoms beitragen. Hierbei kommt es zu einem Überwiegen pathogener Bakterienstämme auf Kosten protektiver Bakterien. Die meisten pathogenen Bakterienstämme können in hohem Umfang Eisen aufnehmen und haben hierbei einen Wettbewerbsvorteil gegenüber protektiven Bakterienstämmen. Bei einer oralen Eisentherapie besteht also die Möglichkeit, dass ein prokarzinogenes Mikrobiom entsteht. Eine orale Eisentherapie ist die übliche Behandlungsform für eine Anämie bei Patienten mit kolorektalem Karzinom und kann zu erhöhten Eisenkonzentrationen im Darm führen. Aus diesem Grund sollte der Weg der Eisentherapie bei diesen Patienten neu bewertet werden.
Referenz:
Oliver Phipps, Hafid O. Al-Hassi et al.: Influence of Iron on the Gut Microbiota inColorectal Cancer; N utrients2020,12, 2512; doi:10.3390/nu12092512
ADHS und Ferritin
Wissenschaftler aus der Türkei bestimmten bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS (131 Jungen und 16 Mädchen) verschiedene Parameter des Eisenstoffwechsels. Die Serum-Ferritinspiegel waren bei den Versuchsteilnehmern mit kombiniertem Typ niedriger als bei den Versuchsteilnehmern mit überwiegendem Aufmerksamkeitsdefizit. Es bestand auch ein Zusammenhang zwischen den Eisenparametern und ADHS. Die Autoren der Studie betonten die Notwendigkeit der Bestimmung der Eisenparameter bei ADHS.
Referenz:
Hande Ayraler Taner, Fatih Hilmi Çetin et al.: Ferritin and Transferrin Saturation Index Levels in Children with Attention Deficit Hyperactivity Disorder; Van Tıp Derg 27(1): 17-21, 2020 DOI: 10.5505/vtd.2020.93276
Beeinflusst Übergewicht den Eisenstoffwechsel?
Wissenschaftler der ETH Zürich und der Amerikanischen Universität Beirut untersuchten in einer Studie, wie sich die Fettverteilung bei Frauen auf den Eisenstoffwechsel auswirkte.
Die Studienpopulation bestand aus drei Gruppen, nämlich normalgewichtigen Frauen, Frauen mit peripherer Adipositas und Frauen mit zentraler Adipositas. Bei den übergewichtigen Frauen mit androider Fettverteilung waren das Hämoglobin, das Serumferritin, die Eisenspeicher, das Serumeisen und die Transferrinsättigung am niedrigsten, und die Konzentration des Transferrin-Rezeptors war am höchsten. Die Serumhepcidinspiegel waren bei den Frauen mit zentralem und peripherem Übergewicht höher als bei den Studienteilnehmerinnen mit Normalgewicht. Die Serumeisen-Konzentration war bei den Studienteilnehmern mit zentraler Adipositas niedriger als bei den normalgewichtigen Frauen und den Frauen mit peripherer Adipositas. Entzündungsaktivität und Serumhepcidin sind bei Frauen mit zentraler Adipositas erhöht und bedingen eine niedrigere Eisenabsorption und die niedrige Eisenspiegel im Vergleich zu Frauen mit einer mehr peripheren Fettverteilung.
Referenz:
Nicole U. Stoffel, Carla El-Mallah et al.: The effect of central obesity on inflammation, hepcidin, and iron metabolism in young women; International Journal of Obesity volume 44, pages1291–1300 (2020)
Eisenmangelanämie erhöht Risiko für psychiatrische Erkrankungen
Wissenschaftler aus Taiwan untersuchten in einer Studie das Risiko für psychiatrische Störungen bei Personen mit Eisenmangelanämie im Vergleich zu Personen ohne Eisenmangelanämie. Das Risiko für psychiatrische Störungen war bei Personen mit Eisenmangelanämie um den Faktor 1,5 höher im Vergleich zu Personen ohne Eisenmangelanämie. Bei Patienten mit Eisenmangelanämie bestand ein höheres Auftreten und ein höheres Risiko für Angststörungen, Depressionen Schlafstörungen und psychotische Störungen. Eine Eisen-Supplementierung bei den Patienten mit Eisenmangelanämie war im Vergleich zu Patienten ohne Eisentherapie mit einem signifikant niedrigeren Risiko für psychiatrische Störungen assoziiert.
Referenz:
Herng-Sheng Lee , Hsin-Hao Chao et al.: Psychiatric disorders risk in patients with iron deficiency anemia and association with iron supplementation medications: a nationwide database analysis; BMC Psychiatry, 2020 May 11;20(1):216. doi: 10.1186/s12888-020-02621-0.
Eisentabletten täglich oder jeden zweiten Tag?
Wissenschaftler aus der Türkei untersuchten bei Patientinnen mit Eisenmangelanämie die Effektivität der oralen Eisentherapie. Eine Gruppe der Patientinnen erhielt 270 mg Eisensulfat zweimal täglich. Die zweite Gruppe erhielt 270 mg Eisensulfat einmal täglich, Gruppe drei erhielt 270 mg Eisensulfat jeden zweiten Tag. In allen drei Gruppen kam es zu einem signifikanten Hämoglobinanstieg, wobei dieser in allen drei Gruppen ähnlich war. In Gruppe eins war der Anstieg der Ferritinkonzentration signifikant höher als in Gruppe zwei und drei, die Studienteilnehmerinnen der Gruppe eins klagten auch signifikant häufiger über Magen-Darm Beschwerden. Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass eine niedrigdosierte Eisenbehandlung jeden zweiten Tag besser ist als eine tägliche oder gar zweimal tägliche Eisengabe.
Referenz:
Sinan Demircioğlu, Nur Düzen Oflas et al.: Comparison of the Effects of Oral Iron Treatment Every Day and Every Other Day in Female Patients with Iron Deficiency Anemia; Internal Medicine Journal, First published:28 January 2020
Dysmetabolische Eisenüberladung und metabolisches Syndrom
Wissenschaftler aus Griechenland publizierten einen Fachartikel über den Zusammenhang zwischen dem dysmetabolischen Eisenüberladungssyndrom (DIOS) und dem metabolischen Syndrom. Mehrere Studien haben gezeigt, dass DIOS mit dem metabolischen Syndrom assoziiert ist. Die Serumferritinspiegel steigen proportional mit dem Ausmaß der Insulinresistenz und der Zahl der Komponenten des metabolischen Syndroms. Die Dysregulation des Eisenstoffwechsels bei DIOS ist ein multifaktorieller und dynamischer Prozess, der durch ungesunde Ernährung getriggert wird und durch Umweltfaktoren und genetische Cofaktoren mitbegünstigt wird. DIOS wird in der täglichen ärztlichen Praxis eher unterschätzt. Eine Diät und eine Veränderung des Lebensstils bieten einen gewissen klinischen Nutzen, sind aber für die Behandlung dieser Erkrankung nicht ausreichend. Die Resultate eines Aderlasses werden kontrovers beurteilt. Es bedarf also weiterer Anstrengungen, um geeignete Behandlungsstrategien herauszufinden.
Referenz:
Sachinidis A, Doumas M et al.: Dysmetabolic iron overload in metabolic syndrome; Curr Pharm Des. 2020 Jan 29. doi: 10.2174/1381612826666200130090703.
Vitamin A und Eisenstoffwechsels
Vitamin A ist wichtig für die Bildung roter Blutkörperchen, da es die Freisetzung des Eisens aus den Eisenspeichern verbessert und die Bioverfügbarkeit von Nicht-Hämeisen steigert. Ein Vitamin-A-Mangel macht sich häufig durch eine Anämie bemerkbar, noch bevor die typischen Symptome eines Vitamin- A-Mangels auftreten.
Referenz:
Hans-Konrad Biesalski, Peter Grimm: Taschenatlas Ernährung, 8. Auflage Thieme-Verlag
Niedrigere Ferritinspiegel bei Hashimoto-Thyreoiditis
Wissenschaftler aus dem Irak untersuchten bei Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis verschiedene Parameter der Schilddrüsenfunktion und des Eisenstoffwechsels. Bei den Patienten mit Hashimoto Thyreoiditis waren die Konzentrationen von Gesamt-T4, Ferritin und Eisen signifikant niedriger als bei den Kontrollpersonen.
Referenz:
Ameen Inaam Ahmed, Saleh Eman Saadi et al.: Serum Ferritin Levels for Iraqi Patients with Hashimoto's Thyroiditis; Indian Journal of Public Health Research & Development, Year : 2019, Volume : 10, Issue : 10
Androide Fettverteilung beeinflusst Eisenstoffwechsel
Wissenschaftler aus der Schweiz und im Libanon untersuchten bei übergewichtigen Frauen, welchen Einfluss die Fettverteilung auf Parameter des Eisenstoffwechsels und auf Entzündungsmarker hatte. Sie konnten nachweisen, dass die Körperfettverteilung den Eisenstoffwechsel beeinflusste. Die Frauen mit größerer zentraler Adipositas, also mit einer androiden Fettverteilung, hatten höhere Serum-Hepcidin Spiegel im Vergleich zu den Frauen mit gynoider Fettverteilung. Bei den Frauen mit zentraler Adipositas wurde auch eine schlechtere Eisenaufnahme nach Supplementierung festgestellt.
Referenz:
Stoffel NU, El-Mallah C et al.: The effect of central obesity on inflammation, hepcidin, and iron metabolism in young women; nt J Obes (Lond). 2020 Jan 23. doi: 10.1038/s41366-020-0522-x.
Hepcidin und hohe Ferritinspiegel
Wissenschaftler aus Brasilien publizierten einen Fachartikel, der sich mit dem Zusammenhang zwischen Hepcidin und hohen Ferritinspiegeln beschäftigte. Hepcidin reguliert negativ die Eisenabsorption und die Eisenfreisetzung. Zu einem Anstieg von Hepcidin kommt es, wenn die Eisenspiegel ausreichend sind oder bei Entzündungen. Letztere sind häufig mit erhöhten Ferritinkonzentrationen assoziiert. Eine Hämochromatose führt zu erhöhten Ferritinspiegeln aufgrund einer Eisenüberladung, hat häufig aber niedrige Hepcidinspiegel. Die Wissenschaftler aus Brasilien untersuchen bei 94 Patienten mit metabolischem Syndrom verschiedene Parameter des Eisenstoffwechsels. Erhöhte Ferritinkonzentrationen waren ein häufiger Befund bei Patienten mit metabolischem Syndrom, hauptsächlich bei Männern. Erhöhte Ferritinkonzentrationen waren mit der Transferrinsättigung und dem Hepcidinspiegel assoziiert.
Referenz:
Rauber MR, Pilger DA et al.: Hepcidin is a useful biomarker to evaluate hyperferritinemia associated with metabolic syndrome; An Acad Bras Cienc. 2019 May 13;91(2):e20180286. doi: 10.1590/0001-3765201920180286.
Eisenwerte und Schilddrüse
Wissenschaftler aus China untersuchten den Zusammenhang zwischen dem Eisenstatus und dem Auftreten von Autoimmunreaktionen der Schilddrüse bei schwangeren Frauen im ersten Schwangerschaftsdrittel. Studienteilnehmer waren 7463 schwangere Frauen im ersten Drittel der Schwangerschaft und 2185 nicht schwangere Frauen im gebärfähigen Alter. Bei den Versuchsteilnehmern wurden verschiedene Parameter des Schilddrüsenstoffwechsels sowie Ferritin bestimmt. Ein Eisenmangel wurde als Ferritin kleiner 15 µg/Liter definiert. Bei den Frauen mit einem Eisenmangel wurde vermehrt das Auftreten von Thyreoperoxidase-Antikörpern nachgewiesen, sowohl bei den schwangeren wie auch den nicht schwangeren Frauen. Die Thyreoglobulin-Antikörper wurden durch den Eisenstatus nicht beeinflusst. Auch eine Eisenüberladung (definiert als Ferritin größer 150 µg/Liter) hatte keinen Einfluss auf TPO und TAK.
Referenz:
Zhang HY, Teng XC et al.: Association between iron deficiency and prevalence of thyroid autoimmunity in pregnant and non-pregnant women of childbearing age: a cross-sectional study; Chin Med J (Engl). 2019 Aug 30.
Eisengabe jeden zweiten Tag ist effektiver als tägliche Eiseneinahme
Wissenschaftler der ETH Zürich und der Columbia University untersuchen die Effektivität der Eisenaufnahme bei täglicher Eisengabe und bei einer Eisenzufuhr jeden zweiten Tag. Bei einer Eisengabe von 200 mg Eisen jeden zweiten Tag war die Eisenaufnahme etwa doppelt so hoch als bei einer täglichen Eisenzufuhr von 100 mg. Die Einnahme von Eisen- Supplementen bewirkte einen akuten Hepcidinanstieg über einen Zeitraum von 24 Stunden.
Referenz:
Stoffel NU, Zeder C et al.: Iron absorption from supplements is greater with alternate day than with consecutive day dosing in iron-deficient anemic women; Haematologica. 2019 Aug 14. pii: haematol.2019.220830. doi: 10.3324/haematol.2019.220830
Müdigkeit und Erschöpfung in der Allgemeinbevölkerung
Wissenschaftler der Universität Lausanne befragten Einwohner von Lausanne im Alter zwischen 45 und 86 Jahren hinsichtlich Erschöpfungs- und Müdigkeitssymptomen. Außerdem wurden verschiedene Faktoren ermittelt wie Body-Mass-Index, Ferritinspiegel und Stärke des Händedrucks. 21 Prozent der untersuchten Personen klagten über Müdigkeit- und Erschöpfungssymptome. Die Personen mit Erschöpfung waren jünger, hatten einen höheren BMI, einen schwächeren Händedruck und niedrigere Ferritinspiegel als die Personen ohne Erschöpfungssymptomatik. Die Autoren der Studie empfehlen unter anderem den Ausschluss einer Anämie bei Personen mit Erschöpfung/Müdigkeit.
Referenz:
Galland-Decker C, Marques-Vidal P et al.: Prevalence and factors associated with fatigue in the Lausanne middle-aged population: a population-based, cross-sectional survey; BMJ Open. 2019 Aug 24;9(8):e027070. doi: 10.1136/bmjopen-2018-027070.
Eisen, Typ-1-Diabetes und Depressionen
Wissenschaftler der Uniklinik Frankfurt publizierten eine Studie, in der untersucht wurde, wie sich der Eisenstatus bei Typ-1-Diabetikern auf Depressionen und auf die Lebensqualität auswirkte. An der Studie nahmen 109 Patienten mit Typ-1-Diabetes teil. Die Lebensqualität sowie die Depressivität wurden mittels Fragebogen ermittelt. Bei 28 Prozent der Patienten wurden Ferritinspiegel kleiner 50 µg/Liter festgestellt, 18,3 Prozent der Patienten litt an einer Anämie. Ein ungenügender Eisenstatus korrelierte signifikant mit Depressivität und beeinträchtigter Lebensqualität.
Referenz:
Bergis D, Tessmer L et al.: Iron deficiency in long standing type 1 diabetes mellitus and its association with depression and impaired quality of life. Diabetes Res Clin Pract. 2019 May;151:74-81. doi: 10.1016/j.diabres.2019.03.034. Epub 2019 Mar 30.
Eisentherapie bei Anämie nach Geburt
Britische Wissenschaftler publizierten einen systematischen Übersichtsartikel und eine Metaanalyse über eine orale bzw. intravenöse Eisentherapie bei Anämie nach der Geburt. In die Auswertung wurden 15 Studien einbezogen. Bei einer intravenösen Eisentherapie waren die Hämoglobinkonzentrationen nach sechs Wochen etwa 1 g/Deziliter höher als bei den Frauen, die eine orale Eisentherapie erhielten. Die Autoren der Studie stellten fest, dass eine intravenöse Eisentherapie eine sinnvolle Therapieoption bei Anämie nach der Geburt darstellt. Bei einer oralen Eisentherapie ist der Hämoglobinanstieg geringer, außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für Magen- Darm-Beschwerden.
Referenz:
Sultan P, Bampoe S et al.: Oral vs intravenous iron therapy for postpartum anemia: a systematic review and meta-analysis; Am J Obstet Gynecol. 2019 Jul;221(1):19-29.e3. doi: 10.1016/j.ajog.2018.12.016. Epub 2018 Dec 19.
Plasmaaminosäuren, Albumin und Hämoglobin bei Schlaganfallpatienten
Wissenschaftler aus Italien untersuchten in einer retrospektiven Studie mögliche Korrelationen zwischen den Konzentrationen der Aminosäuren im Plasma und der Albumin- und Hämoglobinkonzentration. Außerdem wurden für die Konzentrationen von Albumin und Hämoglobin nach Aminosäuren gesucht mit Prädiktorenfunktion. In der Studie wurden 125 Schlaganfallpatienten und 15 gesunde Kontrollpersonen einbezogen. Die beste Korrelation mit Albumin hatten Tryptophan und Histidin. Histidin und die essenziellen Aminosäuren waren als Vorhersagevariable für Hämoglobin am besten geeignet.
Referenz:
Aquilani R, Maestri R et al.: The relationship between plasma amino acids and circulating albumin and haemoglobin in postabsorptive stroke patients; PLoS One. 2019 Aug 14;14(8):e0219756. doi: 10.1371/journal.pone.0219756. eCollection 2019.
Eisenstatus der Mutter und kognitive Entwicklung des Säuglings
Eine Studie untersuchte den Eisenstatus der Mutter drei Monate nach der Geburt sowie verschiedene Parameter der kognitiven Entwicklung beim Säugling nach drei und neun Monaten.
Es zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen dem mütterlichen Eisenstatus und der kognitiven Entwicklung des Säuglings. Der Hämoglobinwert der Mutter hatte einen Einfluss auf die Aufmerksamkeit. Der Eisenspiegel und der lösliche Transferrinrezeptor beeinflussten die Variabilität der neuralen Antwort nach neuen Monaten.
Referenz:
Thomas DG, Kennedy TS et al.: Multiple Biomarkers of Maternal Iron Predict Infant Cognitive Outcomes; Dev Neuropsychol. 2017;42(3):146-159.
Zusammenhang zwischen Eisen und Vitamin D
Vitamin D beeinflusst den Eisenstoffwechsel und die Erythropoese, während Eisen für die Vitamin-D-Bildung essenziell ist.
Polnische Wissenschaftler untersuchten bei 219 gesunden weiblichen Athleten den Zusammenhang zwischen dem Eisenstatus und dem Vitamin-D-Status. Die Wahrscheinlichkeit für einen Vitamin-D-Mangel nahm mit zunehmendem Eisenmangel zu. Die Studienteilnehmerinnen mit Eisenmangel hatten eine kleinere OH-D-Konzentration als die Studienteilnehmer ohne Eisenmangel. Die Studienteilnehmerinnen mit einem Vitamin-D-Mangel hatten wiederum niedrigere Ferritinspiegel als die Kontrollpersonen.
Die Untersuchung bestätigte den Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D- und dem Eisenstatus bei weiblichen Athleten, wobei es nach Auffassung der Autoren aber schwierig zu beurteilen sei, welche dieser Nährstoffe einen größeren Einfluss auf den anderen habe.
Referenz:
Malczewska-Lenczowska J, Sitkowski D et al.: The Association between Iron and Vitamin D Status in Female Elite Athletes; Nutrients. 2018 Jan 31;10(2). pii: E167. doi: 10.3390/nu10020167.
HbA1c und Eisenmangelanämie
In verschiedenen Studien zeigte sich ein Zusammenhang zwischen einer Eisenmangelanämie und höheren HbA1c-Spiegeln. Wissenschaftler aus Italien untersuchten bei 2625 Patienten den Zusammenhang zwischen Hämoglobin und HbA1c. Die Durchschnittswerte bei HbA1c waren bei den Versuchsteilnehmern mit Eisenmangelanämie signifikant höher als bei den Studienteilnehmern ohne Anämie.
Die HbA1c-Spiegel waren invers mit den Hämoglobin-Spiegeln assoziiert. Die Autoren der Studie empfehlen deshalb bei Patienten mit Eisenmangelanämie eine Korrektur von HbA1c, basierend auf dem Hämoglobinspiegel, was für die Diagnostik eines Prädiabetes und zur Überwachung eines Diabetes notwendig sei.
Referenz:
Jari Intra PhD, Giuseppe Limonta MD et al.: Glycated haemoglobin and iron deficiency anaemia: a case-control study; Practical Diabetes, 7. June 2018-06-19
Eisenmangel und ADHS
Wissenschaftler aus Indien untersuchten bei 119 ADHS-Patienten verschiedene Parameter des Eisenstoffwechsels und konnten nachweisen, dass ein Eisenmangel mit ADHS assoziiert war. Hämoglobin, Eisen, Ferritin, MCV und MCH waren bei den ADHS-Patienten niedriger und zeigten eine negative Korrelation zum ADHS-Krankheitsbild.
Referenz:
Kamirul Islam, Soutrik Seth et al.: A study on association of iron deficiency with attention deficit hyperactivity disorder in a tertiary care center; Indian Journal of Psychiatry, 2018, Volume 60, Issu 1, Page 131-134
Eisenmangelanämie und Depression
Wissenschaftler aus Japan untersuchten den Zusammenhang zwischen einer Eisenmangelanämie und Depressionen per Befragung über das Internet. In die Untersuchung wurden 1000 Personen einbezogen, die selber über Depressionen klagten sowie 10.876 Kontrollpersonen. Zur Ermittlung psychologischer Stressfaktoren wurde ein entsprechendes Testverfahren durchgeführt. Personen, die eine Eisenmangelanämie angaben, berichteten auch vermehrt über Depressionen. Eine Eisenmangelanämie war auch mit einem höheren Distress assoziiert.
Referenz:
Hidese S, Saito K et al.: Association between iron deficiency anemia and depression: A web-based Japanese investigation; Psychiatry Clin Neurosci. 2018 Mar 30.
Eisenmangel bei Kindern mit Folgen
Wie eine US-amerikanische Studie zeigte, hatte ein Eisenmangel im Kleinkindesalter auch noch Auswirkungen im Jugendalter. Die Studienteilnehmer mit einem Eisenmangel als Kleinkind wiesen als Jugendliche vermehrt Verhaltensprobleme sowie Ängstlichkeit und soziale Probleme auf.
Referenz:
Doom JR, Richards B et al.: Infant Iron Deficiency and Iron Supplementation Predict Adolescent Internalizing, Externalizing, and Social Problems; J Pediatr. 2018 Apr;195:199-205.e2.
Vitamin B12 und Hämoglobin bei ADHS
In einer türkischen Studie wurden 100 ADHS-Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren, die noch keine ADHS-Medikamente genommen hatten, auf verschiedene Blutparameter untersucht. Parallel dazu wurden verschiedene psychologische Testverfahren durchgeführt. Die türkischen Wissenschaftler konnten nachweisen, dass ein niedriger Hämoglobinspiegel mit schlechteren Testergebnissen in Bezug auf Lern- und Ängstlichkeitsscores assoziiert war. Je niedriger der Vitamin-B12-Spiegel, umso stärker war die psychosomatische Test-Symptomatik, je höher der Ferritinspiegel, umso niedriger war die psychosomatische Test-Symptomatik.
Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass Vitamin B12 und Eisen bei der Behandlung von ADHS bei Kindern von Nutzen sein könnte.
Referenz:
Dilek Unal, Fahri Celebi et al.: Vitamin B12 and haemoglobin levels may be related with ADHD symptoms: a study in Turkish children with ADHD; Journal Psychiatry and Clinical Psychopharmacology; Received 19 Dec 2017
Ferritin und Knochendichte
Wissenschaftler aus Korea untersuchten den Zusammenhang zwischen der Ferritinkonzentration im Serum, Hämoglobin und der Knochendichte. Sie konnten nachweisen, dass Ferritin und Hämoglobin mit der Knochendichte bei männlichen Jugendlichen korrelierte.
Referenz:
Jung, Dong-Wook MD, Park, Joo-Hyun MD et al.: Association between serum ferritin and hemoglobin levels and bone health in Korean adolescents: A nationwide population-based study; Medicine: December 2017 - Volume 96 - Issue 51 - p e9403
Eisentherapie bei entzündlichen Darmerkrankungen
In einer Studie wurde untersucht, wie sich eine orale Eisentherapie oder eine intravenöse Eisentherapie auf die Krankenhausaufenthalte bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen auswirkte. Die Patienten, die eine intravenöse Eisentherapie erhielten, wurden weniger häufig ins Krankenhaus eingewiesen und verursachten insgesamt geringere Gesundheitskosten als die Patienten mit oraler Eisentherapie.
Referenz:
Jürgen Stein, Jennifer Scarlet Haas et al.: Oral versus intravenous iron therapy in patients with inflammatory bowel disease and iron deficiency with and without anemia in Germany – a real-world evidence analysis; Clinicoecon Outcomes Res. 2018; 10: 93–103.
Korrelation zwischen Hämeisen, Nicht-Hämeisen und Ferritinspiegel
Bei jungen Frauen wurde untersucht, inwieweit zwischen Hämeisen, Nicht-Hämeisen und der Ferritinkonzentration im Serum ein Zusammenhang bestand. Es zeigte sich, dass sowohl Hämeisen wie auch Nicht-Hämeisen positiv mit dem Ferritinspiegel assoziiert waren. Eine wichtige Rolle spielte aber auch die Gesamtenergieaufnahme. Frauen mit einer reduzierten Kalorienzufuhr hatten ein größeres Risiko für einen niedrigeren Eisenstatus.
Referenz:
Young I, Parker HM et al.: Association between Haem and Non-Haem Iron Intake and Serum Ferritin in Healthy Young Women; Nutrients. 2018 Jan 12;10(1). pii: E81.
Eisenstatus bei übergewichtigen Frauen
Bei übergewichtigen Personen wurden häufiger verminderte Eisenkonzentrationen, Ferritinspiegel und eine niedrigere Transferrinsättigung beobachtet als bei gesunden Personen. Forscher aus Polen untersuchten bei übergewichtigen Frauen verschiedene Stoffwechselparameter, u. a. auch den Serumeisenspiegel und die Transferrinsättigung sowie das CRP. Bei den übergewichtigen Frauen wurden niedrigere Eisenspiegel sowie eine niedrigere Transferrinsättigung nachgewiesen sowie höhere Plasmaspiegel von CRP. Die erhöhten CRP-Spiegel könnten die Eisenhomöostase beeinflussen. Eine Gewichtsreduktion führte zwar zu einer Verminderung der CRP-Spiegel, veränderte aber nicht die hämatologischen Parameter innerhalb von acht Wochen.
Referenz:
Stankowiak-Kulpa H, Kargulewicz A et al.: Iron status in obese women; Ann Agric Environ Med. 2017 Dec 23;24(4):587-591. doi: 10.5604/12321966.1232092. Epub 2017 May 11.
Dysmetabolische Eisenüberlagerung und nichtalkoholische Fettlebererkrankung
US-Wissenschaftler publizierten einen Fachartikel über den Einfluss einer Eisendepletion bei dysmetabolische Eisenüberlagerung und nichtalkoholische Fettlebererkrankung. Aderlässe sind kein geeignetes Mittel, um die Stoffwechselparameter bei der dysmetabolischen Eisenüberlagerung und bei der Fettlebererkrankung zu verbessern.
Referenz:
Arvind R. Murali, Ashutosh Gupta, kyle Brown: Systematic review and meta-analysis to determine the impact of iron depletion in dysmetabolic iron overload syndrome and non-alcoholic fatty liver disease; Hepatol Res. 2018 Feb;48(3):E30-E41. doi: 10.1111/hepr.12921. Epub 2017 Jul 20.
Eisenmangel bei Herzinsuffizienz
Wissenschaftler aus Portugal publizierten einen Fachartikel zur Bedeutung eines Eisenmangels bei Herzinsuffizienz. Gegenwärtig kann man davon ausgehen, dass mehr als 30 bis 50 Prozent der Patienten mit stabiler chronischer Herzinsuffizienz einen Eisenmangel aufweisen, der die Prognose der Erkrankung verschlechtert.
Eine intravenöse Eisentherapie sei eine sichere und effektive Intervention zur Verminderung der Krankenhausaufenthalte wegen Herzinsuffizienz.
Referenz:
Bruno M.L. Rocha, Gonçalo J.L. Cunha et al.: The Burden of Iron Deficiency in Heart Failure : Therapeutic Approach; Journal of the American College of Cardiology, Volume 71, Issue 7, 20 February 2018, Pages 782–793
Eisen: Enorm wichtig für die Hirnentwicklung
Ein Eisenmangel vor dem dritten Lebensjahr kann zu lang anhaltenden neurologischen Defiziten führen. Ein Eisenmangel verändert neurophysiologische Funktionen und ist bei Kleinkindern etwa drei Mal häufiger als eine Eisenmangelanämie.
Zur Erfassung des Risikos einer unzureichenden Eisenkonzentration im Gehirn ist es also dringend erforderlich, bessere Nachweismethoden herauszufinden. Die bisher bekannten Methoden sind hierfür aus mehreren nicht geeignet Gründen. Die Anämie ist sozusagen das Endstadium eines Eisenmangels. Das sich entwickelnde Gehirn hat also einen Eisenmangel, wenn die Eisenmangelanämie diagnostiziert wird, da vom Organismus das verfügbare Eisen in erster Linie zur Bildung roter Blutzellen verwendet wird.
Ein Eisenmangel im Gehirn ist, unabhängig von einer Eisenmangelanämie, verantwortlich für langfristige neurologische Defizite. Deshalb ist eine Eisentherapie nach Diagnostik einer Eisenmangelanämie deutlich weniger effektiv als die Prävention. Die üblichen hämatologischen Grenzwerte sind nicht unbedingt geeignete Bioindikatoren zur Beurteilung eines Eisenmangels im Gehirn und einer Gehirndysfunktion bei Kindern. Im voranämischen Stadium eines Eisenmangels ist es also dringend notwendig, geeignete Serumparameter zur Beurteilung einer cerebralen Dysfunktion zu finden.
Referenz:
Georgieff MK: Iron assessment to protect the developing brain; Am J Clin Nutr. 2017 Dec;106(Suppl 6):1588S-1593S.
Taurin verhindert Methämoglobinbildung durch Nitrit
Nitrit ist eine schädliche Substanz im Trinkwasser und kann oxidativen Stress verursachen. Nitrit führt auch zu Bildung von Methämoglobin und schädigt Blutzellen. Wissenschaftler aus Indien konnten in einem Zellkulturversuch nachweisen, dass Taurin die antioxidative Kapazität der Blutzellen verbesserte und Veränderungen in der Aktivität verschiedener Enzyme rückgängig machte. Taurin könnte also eine Schutzsubstanz gegen die schädlichen Effekte von Nitrit sein.
Ansari FA, Ali SN, Mahmood R: Taurine mitigates nitrite-induced methemoglobin formation and oxidative damage in human erythrocytes; Environ Sci Pollut Res Int. 2017 Jun 28. doi: 10.1007/s11356-017-9512-5.
Bleispiegel, Eisenmangel und ADHS-Symptome
In einer Studie in Uruguay wurde bei Schulkindern untersucht, ob ein Eisenmangel und eine Bleiexposition Aufmerksamkeitssymptome beeinflussen. Es zeigte sich, dass eine Kombination aus Eisenmangel und höheren Bleivollblutkonzentrationen, vor allen Dingen die Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit verschlechterte - eine Schlüsselkompetenz für Lernen und Sozialisation.
Referenz:
Gabriel Barg, Elena I Queirolo: Blood lead, iron deficiency and attentional ADHD symptoms in Uruguayan first-graders; The FASEB JOURNAL, April 2017, vol. 31 no. 1 Supplement 649.12
ADHS bei Frauen mit Eisenmangelanämie
Wissenschaftler aus der Türkei untersuchten bei 83 Patientinnen mit der Diagnose Eisenmangelanämie und bei 70 gesunden Kontrollpersonen das Vorhandensein von ADHS-Symptomen. Sie konnten zeigen, dass die Prävalenz von ADHS im Erwachsenenalter bei Patientinnen mit Eisenmangelanämie höher war als bei gesunden Kontrollpersonen. Patienten mit Eisenmangelanämie sollten also frühzeitiger auf ADHS-Symptome abgeklärt werden.
Referenz:
Kadir Demirci, Funda Yildirim Bas et al.: The investigation of Symptoms and Diagnoses of Adult-Attention Deficit/Hyperactivity Disorder in Women with Iron Deficiency Anemia; Arch Neuropsychiatry 2017; 54:72-7
Zusammenhang zwischen Zink, Eisen und Depression
Wissenschaftler aus China publizierten eine Metaanalyse über den Zusammenhang zwischen der Zink- und Eisenaufnahme und dem Risiko für Depressionen. Neun Studien über die Zinkaufnahme und drei Studien über die Eisenaufnahme wurden in die Metaanalyse einbezogen. Es zeigte sich ein klarer inverser Zusammenhang zwischen der Zink- und Eisenaufnahme und dem Risiko für Depressionen.
Referenz:
Li Z, Li B et al.: Dietary zinc and iron intake and risk of depression: A meta-analysis; Psychiatry Res. 2017 Feb 3;251:41-47
Metaanalyse über Eisenstatus bei ADHS
Im Januar 2017 wurden von chinesischen Wissenschaftlern eine Metaanalyse und ein systematischer Übersichtsartikel zum Thema Eisenstoffwechsel und ADHS publiziert. In die Metaanalyse wurden elf Studien einbezogen, die vor Juli 2016 publiziert worden waren. Die Auswertung der Daten ergab, dass niedrigere Ferritinkonzentrationen im Blutserum mit ADHS bei Kindern assoziiert waren, wohingegen die Eisenkonzentrationen nicht mit ADHS korrelierten.
In dem Fachartikel beschäftigen sich die Autoren auch mit den möglichen Zusammenhängen zwischen einem Eisenmangel und der ADHS-Symptomatik. Ein Grund dürfte sein, dass Eisen ein Hauptcofaktor der Tyrosinhydroxylase ist, die für die Dopaminsynthese benötigt wird. Ein Eisenmangel ist auch mit einer verminderten Dopamintransporterdichte und -aktivität assoziiert, was erhöhte extrazelluläre Dopaminkonzentrationen und eine reduzierte Dopaminrezeptordichte im Striatum bewirkt.
Ein Eisenmangel könnte auch zu einer Dysfunktion der Basalganglien führen. Für die Entstehung der ADHS-Symptomatik spielt das Gleichgewicht zwischen inhibitorischen und exzitatorischen Neurotransmittern eine wichtige Rolle. GABA ist der wichtigste inhibitorische Neurotransmitter, der auch die Eisenkonzentrationen im Blut beeinflusst. Die GABA-Spiegel sind bei ADHS-Patienten niedriger als bei gesunden Kontrollpersonen, was dann auch mit niedrigeren Eisenkonzentrationen in den Basalganglien einhergeht.
Bei Kindern mit ADHS wurden auch niedrigere Eisenspiegel im Thalamus kernspintomographisch nachgewiesen.
Referenzen:
- wang Y, Huang L et al.: Iron Status in Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder: A Systematic Review and Meta-Analysis; PLoS One 2017 Published: January 3, 2017,
- http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0169145
Eisenmangel beeinträchtigt Hirnleistungsfähigkeit
US-Wissenschaftler untersuchten in einer Studie bei jungen Studentinnen den Zusammenhang zwischen dem Eisenstatus, der körperlichen Fitness und der Hirnleistungsfähigkeit. Die Hirnleistungsfähigkeit wurde mittels computerisierter Aufmerksamkeits- und Gedächtnistests ermittelt. Die Hirnleistungsfähigkeit war bei den Frauen mit normalen Ferritinspiegeln höher als bei Frauen mit niedrigeren Ferritinspiegeln. Am besten schnitten die Frauen ab mit normalen Ferritinspiegeln und hoher Fitness.
Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass niedrigere Eisenspeicher und eine niedrige aerobe Fitness Studentinnen davon abhalten könnten, ihr volles Lernpotenzial zu entfalten.
Referenz:
Samuel P Scott, Mary Jane De Souza et al.: Combined Iron Deficiency and Low Aerobic Fitness Doubly Burden Academic Performance among Women Attending University; J. Nutr. 2017 Jan, 147(1): 104-109
Eisenmangel bei Übergewicht und warum erhöhte Ferritinkonzentrationen einen Eisenmangel nicht ausschließen
Von Übergewicht, Adipositas und Eisenmangel sind weltweit sehr viele Menschen betroffen. 2014 gab es laut Aussage einer internationalen Studie weltweit 641 Mio. Menschen, die stark übergewichtig waren, d.h. einen BMI größer 30 aufwiesen. Das sind mehr als sechs Mal so viel wie noch Mitte der siebziger Jahre. Erstmals leben auf der Erde mehr adipöse Menschen als untergewichtige. Eisenmangel ist weltweit der am häufigsten zu beobachtete Nährstoffmangel, wobei in Entwicklungsländern mehr als ein Drittel der Bevölkerung Eisenmangelsymptome aufweisen. Nach Schätzungen der WHO leiden etwa 600 bis 700 Mio. Menschen an eine Eisenmangelanämie.
Interessant ist jetzt natürlich die Frage, ob Eisenmangel und Adipositas irgendetwas miteinander zu tun haben. Tatsächlich haben zahlreiche Studien gezeigt, dass bei Erwachsenen mit zunehmendem Body-Mass-Index niedrigere Eisenkonzentrationen gemessen wurden. Auch die Transferrinsättigung verminderte sich bei zunehmendem BMI. Ähnliches gilt für Heranwachsende. Mehrere Studien bewiesen, dass das Risiko für einen Eisenmangel bei übergewichtigen Heranwachsenden doppelt so hoch war als bei Normalgewichtigen. Ein zentraler Befund bei übergewichtigen Personen ist die verminderte Fähigkeit des Zwölffingerdarms Eisen zu absorbieren. Das Hormon Hepcidin ist ein Hauptregulator des Eisenstoffwechsels. Seine Rolle wurde auch in Zusammenhang mit Übergewicht untersucht. Bei Übergewichtigen wird häufig eine Erhöhung der Hepcidinkonzentration beobachtet, was zu einer verminderten Eisenabsorption im Darm führt.
Eine Hochregulierung der Hepcidin-Expression bei Übergewicht dürfte auf die erhöhte Entzündungsaktivität bei Übergewicht/ Adipositas zurückzuführen sein. Bei übergewichtigen Menschen ist eine orale Eisentherapie häufig nicht erfolgversprechend, da die erhöhten Hepcidinwerte die Eisenabsorption einschränken.
In den letzten Jahren liest man vermehrt über das "dysmetabolic iron overload syndrome (DIOS)". Hierbei handelt es sich um eine Erhöhung der Ferritinkonzentration bei normaler oder allenfalls leicht erhöhter Transferrinsättigung. Dieses Phänomen wird bei ungefähr einem Drittel der Patienten mit metabolischem Syndrom oder nichtalkoholischer Fettlebererkrankung beobachtet. Es ist also eine sehr häufige Konstellation und die häufigste Differenzialdiagnose für erhöhte Ferritinkonzentrationen. 2009 haben Wissenschaftler aus Frankreich publiziert, dass bei übergewichtigen Personen mit normalen Eisenspeichern die Eisenabsorption durch eine Hepcidinhochregulierung vermindert ist. Bei Patienten mit DIOS war dieser Effekt noch ausgeprägter. Im März 2016 veröffentlichten Wissenschaftler aus Italien die Ergebnisse eines Eisenbelastungstests bei 18 Patienten mit DIOS, 18 Patienten mit Fettlebererkrankung, 23 gesunden Personen und 10 Patienten mit Hämochromatose. Sie konnten nachweisen, dass bei den DIOS-Patienten möglicherweise eine Hepcidinresistenz vorliegen könnte. In dieser Patientengruppe konnte Hepcidin die Eisenabsorption nach einem Eisenprovokationsversuch nicht mehr kontrollieren.
Kommentar:
Bei der Bewertung von Laborparametern des Eisenstoffwechsels findet sich sehr häufig die Konstellation relativ hohes Ferritin bei normaler oder leicht verminderter Transferrinsättigung, ohne dass eine erhöhte Entzündungsaktivität messbar wäre. Die Beschreibung der Eisenhomöostase bei adipösen Menschen und die Erkenntnisse zum "dysmetabolic iron overload syndrome" bieten nun eine sinnvolle und nachvollziehbare Erklärung für die beobachteten Veränderungen der Laborparameter. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang vor allem auch, dass übergewichtige Menschen als Risikogruppe für einen Eisenmangel anzusehen sind, was in der Praxis deutlich mehr Beachtung finden sollte.
Referenz:
- Aigner E, Feldman A et al.: Obesity as an emerging risk factor for iron deficiency; Nutrients. 2014 Sep 11;6(9):3587-600.
- Ruivard M, Lainé F, Ganz T et al.: Iron absorption in dysmetabolic iron overload syndrome is decreased and correlates with increased plasma hepcidin; J Hepatol. 2009 Jun;50(6):1219-25
- Chen LY1, Chang SD et al.: Dysmetabolic hyperferritinemia is associated with normal transferrin saturation, mild hepatic iron overload, and elevated hepcidin; Ann Hematol. 2011 Feb;90(2):139-43.
- Rametta R, Dongiovanni P et al.: Hepcidin resistance in dysmetabolic iron overload; Liver Int. 2016 Mar 21. doi: 10.1111/liv.13124.