ADS/ ADHS-Screening

adhs-screeningDie Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) ist eine chronische Erkrankung, die im Kindesalter beginnt und sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen kann. Die Prävalenz weltweit wird mit 3,4 Prozent angegeben, in Deutschland etwa mit 3,1 Prozent. Dabei ist das männliche Geschlecht zwei- bis dreimal häufiger betroffen als das weibliche.

Für den Verlauf und die individuelle Ausprägung der Erkrankung spielen psychosoziale Faktoren und Umweltbedingungen eine wichtige Rolle. An der Pathogenese dürften ebenfalls verschiedene Einflussfaktoren beteiligt sein. Es wurden genetische Veränderungen nachgewiesen sowie Funktionsabweichungen in verschiedenen Transmittersystemen. Eine Veränderung der Transmittersysteme ist auch deshalb naheliegend, weil Substanzen, die den Dopamintransporter bzw. den Noradrenalintransporter beeinflussen, eine therapeutische Wirksamkeit bei ADHS besitzen.

Neben dem dopaminergen und noradrenergen System dürften auch andere Neurotransmitter eine Rolle spielen. Es gibt zunehmend auch Hinweise auf die Bedeutung von Serotonin bei der ADHS-Symptomatik. Erst im Dezember 2011 wurde eine Studie publiziert, in der nachgewiesen wurde, dass der Tryptophantransport bei ADS-Kindern geringer ist als bei gesunden Kontrollpersonen. Bekanntlich ist Tryptophan die Ausgangssubstanz des Neurotransmitters Serotonin.  Häufig wird ADHS heute als Folge einer Dysfunktion des präfrontalen Cortex angesehen. Für die Funktion dieser Hirnregion spielen Dopamin und Noradrenalin eine wichtige Rolle. Es ist aber gut zu wissen, dass diese beiden Neurotransmitter durch andere Neurotransmitter wie Acetylcholin, Glutamat oder Serotonin moduliert werden.

 

Grundsätzlich ist der Stoffwechsel der Neurotransmitter von einer ausreichenden Verfügbarkeit von Mikronährstoffen abhängig. Für die Bildung und den Abbau von Neurotransmittern werden verschiedene Aminosäuren, Vitamine und Spurenelemente benötigt. Auch die Aktivität von Neurotransmitterrezeptoren ist teilweise von der Konzentration bestimmter Spurenelemente abhängig.

Mehrfach wurden bei ADHS-Patienten in Studien auch Mängel in der Mikronährstoffversorgung festgestellt. Dazu im Folgenden einige Erkenntnisse.

 

Glycin

Glycin ist ein wichtiger inhibitorischer Neurotranmitter an eigenen glycinergen Rezeptoren. Außerdem ist Glycin ein Co-Agonist an NMDA-Rezeptoren, die für das Lernen und für die Gedächtnisbildung eine zentrale Rolle spielen. Glycinsupplemente hatten in einer Doppelblindstudie einen postiven Einfluss auf Gedächtnis und Aufmerksamkeit. Untersuchungen neueren Datums konnten auch eine Besserung der Schlafqualität durch Glycinsupplemente nachweisen.


Tryptophan

Tryptophan ist die Ausgangssubstanz für die Bildung des Neurotransmitters Serotonin und des Epiphysenhormons Melatonin. Serotonin spielt eine wichtige Rolle für die Regulierung von Stimmung, Schlaf-Wach-Rhythmus, Sozialverhalten und vieles mehr. Die Serotoninverfügbarkeit im Gehirn ist in hohem Maße von der Tryptophankonzentration im Blutserum abhängig. 2011 wurde eine Studie publiziert, in der das Tryptophan-Transportsystem bei Fibroblasten von ADHS-Patienten untersucht wurde. Die Fibroblasten verwenden das gleiche Transportsystem wie die Blut-Hirn-Schranke. Da bei den ADHS-Patienten eine verminderte Transportkapazität von Tryptophan nachgewiesen wurde, kann man auch davon ausgehen, dass der Tryptophantransport ins Gehirn bei diesen Patienten beeinträchtigt ist.

Wie man von zahlreichen Studien weiß, kann eine Verminderung der Tryptophanzufuhr ins Gehirn erhebliche Veränderungen von Verhalten und Stimmung sowie Störungen der Hirnleistungsfähigkeit hervorrufen.

Serin

Serin ist die Ausgangssubstanz für die Bildung von Cholin, Acetylcholin und von Phospholipiden. Außerdem spielt Serin eine bedeutende Rolle im Homocysteinstoffwechsel. Durch einen Serinmangel kann es zu einer Beeinträchtigung des Neurotransmittermetabolismus kommen. Acetylcholin selbst ist ein bedeutender Nervenbotenstoff, der für das Lernen und für die Gedächtnisbildung benötigt wird.

Magnesium

Magnesium ist ein wichtiger Antistress-Mikronährstoff. Ein Magnesiummangel kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, u.a. auch zu Hyperaktivität und verstärkter innerer Unruhe. In einer polnischen Studie konnte durch eine Magnesiumtherapie eine deutliche Verminderung der Hyperaktivität erreicht werden.

Eisen

Eisen hat mehrere Funktionen im Stoffwechsel des Gehirns. Es ist für die Myelinsynthese, für den Energiestoffwechsel der Nervenzellen, für die Ausbildung von Synapsen und Dentriten und auch für die Bildung von Dopamin und Serotonin erforderlich. Bei einem Eisenmangel kann es zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Hirnstoffwechsels kommen. Insbesondere ein Eisenmangel im Säuglingsalter oder in der frühen Kindheit kann mit gravierenden und vor allem auch anhaltenden Hirnleistungsstörungen assoziiert sein. In mehreren Studien zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Konzentration des Eisenspeicherproteins Ferritin und dem Schweregrad einer ADS-Symptomatik. Es gibt auch Hinweise dafür, dass ein Einsenmangel die neurotoxischen Effekt von Blei erhöht.

Zink

Zink ist für die Funktionsfähigkeit verschiedener Neurotransmittersysteme erforderlich (Glutamat, GABA, Glycin). Ein Zinkmangel ist deshalb häufig mit Hirnleistungsstörungen und/ oder psychischen Befindlichkeitsstörungen assoziiert. Wie aus einer aktuellen Publikation hervorgeht, spielt Zink auch eine wichtige Rolle für die Regulierung von Dopamin. Über die Zinkkonzentration wird die Aktivität des Dopamintransporters reguliert. Ähnlich wie bei Eisen wurde auch bei Zink ein enger Zusammenhang zwischen der Konzentration von Zink und dem Schweregrad einer ADHS-Symptomatik nachgewiesen. Eine Zinksupplementierung kann bei der Behandlung von ADHS sinnvoll sein. Günstige Wirkungen von Zink wurden sowohl mit Methylphenidat als auch ohne Methylphenidat erzielt. Unabhängig von der Diagnose ADHS konnte durch eine Zinksupplementierung eine Vebesserung der Konzentrationsfähigkeit und der Lernleistung bei Schulkindern beobachtet werden.

Vitamin B6

Grundsätzlich ist Vitamin B6 von zentraler Bedeutung für den Stoffwechsel der Neurotransmitter. Durch eine Kombination von Vitamin B6 und Magnesium, die zwei Monate lang verabreicht wurde, konnte eine deutliche Verbesserung der Symptomatik bei ADHS-Kindern erreicht werden.

Folsäure

Wie die Nationale Verzehrstudie II gezeigt hat, ist die Folsäureversorgung in weiten Teilen der Bevölkerung unzureichend, auch bei Kindern und Jugendlichen. Folsäure wird für die Bildung von Nervenbotenstoffen benötigt. Es gibt zwar derzeit keine Studien über einen Zusammenhang zwischen dem Folsäurestatus und ADHS, eine Bestimmung dieses Vitamins ist aber bei allen psychischen Befindlichkeitsstörungen und Hirnleistungsstörungen sinnvoll, da erfahrungsgemäß recht häufig Mängel vorliegen.

Carnitin

In einer niederländischen Studie konnte durch eine Carnitin-Supplementierung eine signifikante Verbesserung der ADS-Symptomatik erreicht werden. Der wahrscheinlichste Grund ist  eine Verbesserung des Energiestoffwechsels der Nervenzellen.


Referenzen:
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  • Van Oudheusden LJ, Scholte HR: Efficacy of carnitine in the treatment of children with attention-deficit hyperactivity disorder; Prostaglandins Leukot Essent Fatty Acids, 2002 Jul; (7(1): 33-8
Foto: © Gelpi - Fotolia.com

Laborparameter


Bestimmt im Blut/ Serum werden:

• Glycin
• Serin
• Tryptophan
• Tyrosin
• Magnesium
• Ferritin
• Zink
• Vitamin B6
• Folsäure
• Carnitin

 
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