Cortisol ist ein fettlösliches Steroidhormon, das in der Nebenniere gebildet wird. Die Freisetzung des Cortisols erfolgt aufgrund einer Signalfolge: Das CRH (Corticotropin Releasing Hormone), ein Hormon des Hypothalamus, bewirkt die Ausschüttung von ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) des Hypophysenvorderlappens und dieses wiederum veranlasst die Freisetzung von Cortisol.  

Cortisol ist neben den Katecholaminen (Adrenalin, Dopamin und Noradrenalin) eines der wichtigsten Stresshormone überhaupt. In psychischen und physischen Stresssituationen wird es vermehrt ausgeschüttet.

Cortisol gehört zu den Glucocorticoiden und kann den Blutzucker erhöhen. Darüberhinaus übt es eine Vielzahl von Funktionen im Stoffwechsel aus: Cortisol hat Einfluss auf den Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinstoffwechsel. Das Stresshormon wirkt immunsuppressiv, unterdrückt also Immunfunktionen, und wirkt u.a. entzündungshemmend Insofern hat Cortisol vielfältige Wirkungen auf verschiedene

 
Cortisolmangel

Bei einem Cortisolmangel spricht man von einem so genannten Hypocortisolismus.

Ein Cortisolmangel kann aufgrund einer Fehlfunktion der Nebennierenrinde ausgelöst werden, z.B. aufgrund eines Tumors der Nebennierenrinde. Ein Mangel kann auch durch eine verminderte ACTH-Produktion des Hypophysenvorderlappens hervorgerufen werden. Entzündungen, Wassereinlagerungen u.a. Symptome können ein Anzeichen für einen niedrigen Cortisolspiegel sein. Ein Cortisolmangel kann auch auf eine Addison-Krankheit hinweisen, die mit Symptomen wie niedriger Blutdruck, Erschöpfung, Ernergiemangel, veränderte Hautpigmentierung u.a. einhergeht.

Auch ein Dauerstress kann zu einem chronischen Cortisolmangel führen. Bei langandauernden Stresszuständen, z.B. bei einem Burnout sind die Cortisolspiegel zunächst dauerhaft erhöht. Irgendwann kommt es zu einer Verschiebung der Regelkreise, der Cortisol-Tagesrhythmus bricht zusammen und es tritt ein chronischer Cortisolmangel ein.

 

Cortisolüberschuss

Bei chronisch erhöhten Cortisolwerten spricht man von einem Hypercortisolismus. Der Cortisolspiegel steigt u.a. an bei Stress, Depressionen, Entzündungen, Verbrennungen, Übergewicht, Alkoholismus, akuten Krankheiten, aber auch in der Schwangerschaft. Chronisch erhöhte Cortisolspiegel können zum so genannten Cushing-Syndrom führen. Zu den Symptomen dieses Krankheitsbildes gehören u.a. vermehrte Bildung von Stammfett, Mondgesicht, Verringerung der Muskelmasse, Störungen des Elektrolythaushaltes und des Kohlenhydratstoffwechsels

 

 

Folgen erhöhter Cortisolwerte

Cortisol bzw. Glucocorticoide erhöhen die Wahrnehmungsschwellen für Sinnesreize, d.h. äußere Reize benötigen eine deutlich höhere Intensität, um noch wahrgenommen zu werden.

Erhöhte Glucocorticoidspiegel aufgrund von Stress beschleunigen das Altern des Gedächtnisses durch raschere Zerstörung der Hippocampus-Neuonen. Cortisol beschleunigt den Tryptophanabbau und begünstigt die Einprägung von Stresssituationen ins Gedächtnis.

Dauerstresssituationen wirken stark entzündungsauslösend, obwohl erhöhte Cortisolspiegel eigentlich Entzündungen verhindern müssten. Bei chronischem Stress kommt es aber zu einer Glucocorticoid-Resistenz bei Zellen des Nerven- und Immunsystems. Oxidativer Stress vermindert die Bindungsfähigkeit der Glucocorticoidrezeptoren für Cortisol. Cortisol und andere Glucocorticoide haben also nicht ausschließlich entzündungshemmende Funktionen, sondern können vor allem im Gehirn Immun- und Entzündungsreaktionen verstärken. Das gleichzeitige Wirken von Cortisol und Zytokinen ist besonders schädigend für das Gehirn.

 

Cortisolbestimmung im Speichel

Das in der Nebenniere produzierte Cortisol wird zu etwa 95 Prozent an CBG (Cortisol bindendes Globulin) gebunden und zu einem geringen Anteil an Albumin. Nur ca. 5 Prozent des Cortisols sind nicht an Proteine gebunden.
Speichel eignet sich ausgezeichnet zur Bestimmung der biologisch aktiven Hormone. In den Speichel können nur die biologisch aktiven Formen der Hormone übertreten. Bei einer Hormonbestimmung im Blut hingegen werden auch an Transporteiweiß gebundene, inaktive Hormone mitgemessen. Der Test von Hormonen im Speichel ist daher sogar besser geeignet als die Blutuntersuchung.

 

Cortisol wird vom Körper auf Vorrat produziert. Die Synthese bzw. die Freisetzung von Cortisol aus der Nebennierenrinde erfolgt in einem Zyklus, dem so genannten „zirkadianen Rhythmus“. In den Morgenstunden zwischen 6 und 8 Uhr, etwa 30 bis 90 Minuten nach dem Aufwachen, ist die Cortisolausschüttung am höchsten, danach fällt sie sehr rasch ab, um Mitternacht ist sie am niedrigsten.

In Ruhephasen werden beim Erwachsenen wischen 5 und 18 ng/ ml Cortisol gemessen, bei Stress kann der Wert auf das fast 10fache ansteigen.
Da die Konzentration von Cortisol tagsüber sehr stark schwankt, ist zur Bestimmung des Cortisolwertes ein entsprechendes Tagesprofil unter Beachtung der Probenabnahmezeiten notwendig. Dazu müssen mehrere Proben entnommen werden.

Bilder:
Cortisolpeaks: IBL International