Autismus und Mikronährstoffe: Studien zum Thema

AutismusDas Asperger-Syndrom ist eine Unterform des Autismus. Gegenüber dem frühkindlichen Autismus entsteht keine Sprachentwicklungsverzögerung; die Erkrankung tritt in einem späteren Alter auf. Die betroffenen Kinder zeigen eine normale bis überdurchschnittliche Intelligenz. Etwa zwei bis drei pro 10.000 Kinder sind am Asperger-Syndrom erkrankt.

Sowohl beim frühkindlichen Autismus als auch beim Asperger-Syndrom kommen Verhaltenstherapie und Elterntraining zum Einsatz, gegebenenfalls mit unterstützender Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Im Einzelfall kann auch eine Therapie mit atypischen Antipsychotika in Frage kommen.

Autistische Störungen gelten als überwiegend genetisch bedingt, was aber durch neuere Studien zumindest relativiert wird. In einer schwedischen Studie, in die zwei Mio. Kinder einbezogen wurden, zeigte sich, dass autistische Störungen zu etwa 50 Prozent erblich sind. US-Wissenschaftler publizierten 2014, dass bei der Entstehung von Erkrankungen des autistischen Spektrums komplexe Interaktionen zwischen genetischen Faktoren und Umweltfaktoren, insbesondere Umweltgiften, in Frage kommen.

Eine wichtige Rolle beim Autismus spielen auch biochemische Besonderheiten. 30 bis 50 Prozent der Kinder mit Autismus weisen Biomarker auf, die mit einer mitochondrialen Dysfunktion konsistent sind. Mehrere Studien zeigten, dass Kinder mit Autismus und mit mitochondrialer Dysfunktion schwerere Verhaltensstörungen und kognitive Einbußen aufwiesen als Kinder mit Autismus ohne mitochondriale Dysfunktion.

Behandlungen, die typischerweise bei Patienten mit mitochondrialer Dysfunktion vorgenommen wurden, zeigten auch bei einigen Kindern mit Autismus deutliche Verbesserungen, z.B. eine Therapie mit Carnitin. Auch Antioxidantien wie Vitamin C, N-Acetylcystein, Coenzym Q10 und Carnosin hatten, Berichten zufolge, einen günstigen Effekt auf die Symptomatik bei autistischen Kindern.

Bei Autismus-Erkankungen sind häufig Störungen des Folsäurestoffwechsels nachweisbar. Die wohl bedeutendste Abnormalität sind Auto-Antikörper gegen den Folsäurerezeptor. Diese Auto-Antikörper führen zu einem Folsäuremangel im Gehirn. Durch eine Therapie mit  Folinsäure, einer reduzierten Form der Folsäure, konnte bei Autismuskindern eine deutliche Besserung erreicht werden.

Es ist weitgehend gesichert, dass bei Kindern mit Autismus ein abnormer Redoxstoffwechsel vorliegt, dies haben auch zwei fallkontrollierte Studien gezeigt. Die Störungen des Redoxstoffwechsels beinhalten eine signifikante Verminderung des reduzierten Glutathions. Bei Autismus-Kindern konnte der Glutathionstoffwechsel durch subkutane Injektionen von Mehthylcobalamin und Folinsäure verbessert werden. N-Acetylcystein (NAC) ist eine wichtige Vorstufe für die Glutathionsynthese. NAC wurde sowohl als Monotherapie als auch als Zusatzmedikation bei Autismuskindern eingesetzt. Die Kombination NAC/ Risperidon erwies sich im Vergleich zu einer Monotherapie mit Risperidon als wirksamer. Wissenschaftler der Stanford University konnten in einer Pilotstudie an 31 Patienten nachweisen, dass eine Supplementierung von NAC über einen Zeitraum von 12 Wochen zu einer signifikanten Verbesserung der Irritabilität bei Autismus-Kindern führte.

Hohe Spiegel von Homocystein und Markern des oxidativen Stresses sind mit Autismus assoziiert. Polnische Wissenschaftler publizierten 2013 einen Artikel über den Zusammenhang zwischen Homocystein und Autismus. Erhöhte Homocysteinspiegel seien ein diagnostisches Werkzeug zur Aufklärung von Nährstoffdefiziten bei Autismuspatienten.

In den letzten Jahren sind mehrere Fachartikel erschienen, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Vitamin D3 und Autismus beschäftigten. 2012 veröffentlichten Wissenschaftler der University of Glasgow, dass ein Vitamin-D3-Mangel in der Schwangerschaft oder in der frühen Kindheit ein Trigger für Autismus sein könnte. Chinesische Wissenschaftler konnten bei Kindern mit Autismus signifikant niedrigere Vitamin-D3-Spiegel nachweisen als bei gesunden Kindern. Auch in einer Studie auf den Färöer-Inseln wurden bei Autismuspatienten sehr niedrige Vitamin-D3-Spiegel gemessen.

US-Wissenschaftler beschäftigten sich mit der Frage, welche Rolle Vitamin D3 beim Autismus spielt. Bekanntlich sei Vitamin D3 ein Steroidhormon; ein Vitamin-D3-Mangel während der Entwicklung könne die Reparatur von DNA-Mutationen bei Föten und Kleinkindern behindern und dadurch zum Risiko für Autismus beitragen. Außerdem könne Vitamin D3 das Risiko oder den Schweregrad des Autismus durch folgende Eigenschaften reduzieren: antiinflammatorische und antiautoimmune Effekte, Erhöhung der Krampfschwelle, Schutz der Mitochondrien, Steigerung der Glutathionsynthese und einiges mehr.

Im Februar 2014 publizierten Wissenschaftler des Oakland Research Institute einen Fachartikel, der sich mit dem Zusammenhang zwischen der Vitamin-D-Aufnahme und Autismus beschäftigte. Wesentliche Aussagen dieses Fachartikels sind: Autismus ist durch ein abnormales Sozialverhalten charakterisiert. Erst vor Kurzem konnte nachgewiesen werden, dass bei Autismus niedrige Serotoninspiegel im Gehirn und niedrige Vitamin-D-Konzentrationen vorliegen. In der Studie der US-Wissenschaftler wurde gezeigt, dass Vitamin D3 das Gen aktiviert, das für die Bildung von Tryptophan-Hydroxylase 2 verantwortlich ist. Dieses Enzym wird zur Serotoninsynthese im Gehirn benötigt. Vitamin D3 blockiert außerdem das Enzym Tryptophan-Hydroxylase 1, das für die Serotoninproduktion im Darm und in anderen Geweben verantwortlich ist. Der entdeckte Zusammenhang erklärt z.B., dass bei Patienten mit Autismus niedrige Serotoninspiegel im Gehirn und hohe Serotoninspiegel in der Peripherie vorliegen. Das ist auch eine Erklärung dafür, dass Jungen häufiger unter Autismus leiden als Mädchen. Östrogene können bei Mädchen die Serotoninspiegel im Gehirn anheben. Auch verschiedene andere immunologische Phänomene sind durch den gefundenen Zusammenhang erklärbar.

Auch eine unzureichende Eisenversorgung ist an der Entstehung von Autismus beteiligt. Generell erhöht ein Eisenmangel das Risiko für psychiatrische Erkrankungen. Im Oktober 2013 haben Forscher der Harverd Medical School publiziert, dass Kinder mit Autismus signifikant niedrigere Ferritinspiegel aufwiesen als gesunde Kontrollpersonen.

Wissenschaftler aus Australien fanden bei Kindern mit Autismus oder globaler Entwicklungsverzögerung häufiger einen Eisenmangel oder eine Eisenmangelanämie als in der Bevölkerung.

Auch Veränderungen der Aminosäurenkonzentrationen wurden bei Autismuspatienten gefunden. Wissenschaftler der Standford University beobachteten bei Autismuskindern reduzierte Plasmaspiegel der meisten neutralen Aminosäuren und von Leucin. Außerdem zeigten Autismuspatienten keinen altersabhängigen Abfall der Glutamat- und Aspartatkonzentrationen sowie einen Anstieg von Isoleucin und Lysin.

Bereits 2003 bestimmten US-Wissenschaftler das Aminosäurenprofil von 36 Kindern mit Autismus und konnten feststellen, dass insbesondere die Kinder mit gluten- und caseinarmer Ernährung Aminosäurendefizite aufwiesen, vor allem auch bei Tyrosin und Tryptophan, die ja bekanntlich wichtige Neurotransmittervorstufen sind. Ein Wissenschaftler aus dem Iran veröffentlichte im August 2013 einen Übersichtsartikel zu Aminosäurenstudien bei Autismus. Die vorhandene Fachliteratur habe mehrere methodische Schwächen, was bei zukünftigen Studien zu verbessern sei. Die Spiegel von Glutamat und Cystein seien bei Autismus erhöht, während die Konzentrationen von Glutamin und Tryptophan vermindert seien.

Fazit:
Wie aus der Fachliteratur ersichtlich, sind bei Autismuspatienten häufig Mikronährstoffdefizite nachweisbar. Außerdem haben Mikronährstoffe das Potential, die Symptomatik bei Autismuspatienten zu verbessern. Wir empfehlen die Durchführung des DCMS-Neuro-Checks, um herauszufinden, welche Mikronährstoffe fehlen und um eine gezielte Supplementierung durchzuführen.


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