Teil 2: Wie Mikronährstoffe bei Arthrose, Rheumatoider Arthritis und Osteoporose helfen können

Auf welche Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Fettsäuren es ankommt

 

Shownotes

Für die Knochengesundheit spielt nicht nur eine ausreichende Versorgung mit Calcium eine Rolle, sondern es sind zahlreiche weitere Mikronährstoffe am Knochenstoffwechsel beteiligt

 

Transkript

 

Musik

 

Moderator:

Wir kommen zum zweiten Teil „Wie Mikronährstoffe bei Arthrose, rheumatoider Arthritis und Osteoporose helfen können“. Herzlich willkommen sagen Dr. Hans- Günter Kugler und Karin Großhardt vom Diagnostischen Centrum.

Im letzten Podcast haben wir Grundlegendes zu dem Thema besprochen, und wir haben auch über die Funktionen der Aminosäuren gesprochen. Heute geht es um die weiteren Mikronährstoffe.

Fangen wir mal mit dem Calcium an: 99 Prozent des Gesamtkörperbestandes von Calcium befinden sich in den Knochen. Das ist ganz schön viel. Eine ausreichende Calciumzufuhr ist wichtig für die Knochengesundheit, das ist auch bekannt.

 

Dr. Kugler:

Es müssen aber auch Ernährungsfaktoren beachtet werden, die die Calciumbilanz verschlechtern. Eine hohe Calciumzufuhr ohne vermehrt Bewegung ist eher eine Belastung für den Organismus.

 

Moderator:

Die Knochen haben aber auch einen hohen Bedarf an Magnesium.

 


Dr. Kugler:

Das ist richtig. 60 Prozent des Gesamtkörperbestandes von Magnesium befinden sich in den Knochen. Magnesium ist beteiligt an der Knochenmineralisation und am Aufbau der Knochenmatrix. Magnesium ist auch wichtig zur Aktivierung von Vitamin D.

 

Moderator:

Was ist über Kalium und Natrium zu sagen?

 

Dr. Kugler:

Basische Kaliumverbindungen, z. B. Kaliumcitrat oder Kaliumbicarbonat, haben einen positiven Einfluss auf die Knochendichte. Sie vermindern Calciumverluste. Die Kochsalzzufuhr, also die Natriumzufuhr, in Deutschland ist zu hoch, Salz begünstigt die Calciumausscheidung über die Nieren.



Moderator:

Warum ist eigentlich Eisen und Kupfer wichtig für die Knochen?



Dr. Kugler:

Da kommen wir zunächst zum Eisen: Eisen ist wichtig für die Stabilität der Kollagene. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Eisenaufnahme und der Knochendichte. Ein Eisenmangel begünstigt Stressfrakturen der Knochen.

Jetzt geht es um Kupfer: Auch ein Kupfermangel hat einen nachteiligen Effekt auf die Knochendichte. Man kann beobachten, dass es bei älteren Menschen beim Kupfermangel zu einem vermehrten Auftreten von Schenkelhalsfrakturen kommt. Bei Kleinkindern sind dann vermehrt brüchige Knochen zu finden. Grundsätzlich ist Kupfer wichtig für die Quervernetzung von Kollagenen und Elastin - das entsprechende Enzym heißt Lysyloxidase. Es gibt auch Hinweise, dass Kupfer einen möglichen Nutzen hat bei rheumatoider Arthritis.

 

Moderator:

Welche Spurenelemente sind noch wesentlich für die Knochengesundheit?

 

Dr. Kugler:

Ganz sicherlich spielt Zink eine wichtige Rolle. Ein Zinkmangel vermindert z. B. die Aktivität der Osteoklasten. Das sind ja die Zellen, die die Knochensubstanz aufbauen. Ein Zinkmangel führt zu Wachstumsstörungen bei Kindern, und ein Zinkmangel bei älteren Menschen ist ein beträchtlicher Risikofaktor für Osteoporose.

Insgesamt befindet sich ein Drittel des gesamten Körperzinkbestandes in den Knochen.
Auch bei der Arthritis hat eine Zinktherapie einen günstigen Effekt. Es können dadurch die Symptome der Arthritis gebessert werden.
Dann gibt es noch zwei weitere Spurenelemente, die wichtig sind: Selen und Mangan. Beginnen wir mal mit Selen. Selen ist ein wichtiges antioxidatives Spurenelement, und rheumatische Erkrankungen gehen oft mit einem niedrigen Selenstatus einher. Grundsätzlich ist ja Selen immer wichtig, wenn es um Krankheiten geht, die durch freie Radikale hervorgerufen werden.

Dann zu Mangan: Mangan ist wichtig für die Bildung von Proteoglykanen. Das sind wichtige Bausteine von Knorpel und Knochen. Es gibt allerdings beim Menschen nur wenige Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Manganmangel und Knochenqualität.

 

Moderator:

Kommen wir zu den Vitaminen. Diese sind ja auch von zentraler Bedeutung für die Knochengesundheit. Eine unzureichende Versorgung beeinflusst nachteilig die Knochendichte und Mineralisierung des Knochens. Warum eigentlich?

 

Dr. Kugler:

Ja, beginnen wir zunächst mit dem Vitamin D, das man ja wahrscheinlich am stärksten mit dem Knochenstoffwechsel in Verbindung bringt. Das Vitamin D ist wichtig für die Einlagerung von Calcium in die Knochen.

Ein Vitamin-D-Mangel begünstigt eine vorzeitige Knochenalterung. Das Vitamin D ist auch wichtig für die Integrität des Gelenkknorpels. Vitamin D hat einen antientzündlichen Effekt, und bei einem Vitamin-D-Mangel kommt es auch häufig zu einer muskulären Schwäche und diffusen Knochen-Muskelschmerzen.

 

Moderator:

Das heißt z. B., ältere Menschen die knicken öfters mal um?

 

Dr. Kugler:

Genau, also bei älteren Menschen ist auch das Sturzrisiko erhöht bei einem Vitamin-D-Mangel.

 

Moderator:

Jetzt noch mal so ein klassisches Beispiel: Ein Vitamin-C-Mangel führte in früheren Zeiten zu Skorbut. Den Leuten fielen die Zähne aus, sie litten unter Infektionskrankheiten, Knochenleiden und vieles mehr. Warum ist Vitamin C so wesentlich für die Knochengesundheit?



Dr. Kugler:

Vitamin C ist notwendig für die Bildung der Kollagene. Unter Skorbut versteht man einen ausgeprägten Vitamin-C-Mangel. Skorbut ist ja eine berühmte Seefahrerkrankheit, die eigentlich als ausgestorben gilt in der heutigen Zeit. Aber es gibt immer wieder Fälle, wo man auch heute noch Skorbut nachweisen kann.

Vitamin C ist ein wichtiges wasserlösliches Antioxidans, und eine gute Vitamin C Versorgung hat einen günstigen Effekt auf die Knochendichte.

Eine höhere Vitamin-C-Aufnahme kann Knorpelverluste reduzieren und verlangsamt auch den Krankheitsprozess bei der Kniegelenksarthrose.

 

Moderator:

Wie sieht es mit den B-Vitaminen aus?

Dr. Kugler:

Erhöhte Homocysteinkonzentrationen gelten inzwischen als erheblicher Risikofaktor für die Entwicklung einer Osteoporose. Homocystein ist ein Stoffwechselprodukt im Aminosäurestoffwechsel. Für den Homocysteinabbau sind die Vitamine B6, B12 und Folsäure notwendig, indirekt auch Vitamin B2. Das heißt, Homocystein muss regelmäßig abgebaut werden, damit es keine schädlichen Wirkungen entfaltet.
Patienten mit rheumatoider Arthritis haben häufig erhöhte Homocysteinkonzentrationen.

Grundsätzlich können die B-Vitamine auch zur Schmerzbehandlung bei Kniegelenksarthrose eingesetzt werden, z. B. Vitamin B1, B6 und B12 und das Vitamin B3. Das Niacinamid kann bei Arthrosen die Gelenkbeweglichkeit verbessern.



Moderator:

Ein wichtiges fettlösliches Antioxidans mit antientzündlichen Eigenschaften ist Vitamin E. Sicherlich hat dieses Vitamin auch einen Einfluss bei entzündlichen Knochenerkrankungen.

 

Dr. Kugler:

Es ist bekannt, dass bei Rheumapatienten die Vitamin-E-Konzentrationen häufig vermindert sind. Vitamin E reduziert die Bildung von Prostaglandinen. Das sind Botenstoffe, die Entzündungen und Schmerzen auslösen können. Eine Supplementierung ist häufig auch sinnvoll bei normalen Konzentrationen zur Besserung von Arthrosen und rheumatischer Arthritis.

 

Moderator:

Ein weiteres fettlösliches Vitamin, das für die Knochen erforderlich ist, ist das Vitamin K. Immer wieder liest man in letzter Zeit, dass Vitamin K und Vitamin D kombiniert genommen werden müssen.

 

Dr. Kugler:

Ja, zunächst einmal einige Bemerkungen, wie Vitamin K wirkt. Vitamin K ist erforderlich für die biologische Aktivierung bestimmter Proteine im Knochen und Knorpel, z. B. Osteocalcin. Das Vitamin K2 aktiviert das Matrix-GLA-Protein. Dieses Protein führt zu einer vermehrten Calciumbindung im Knochen.

Und grundsätzlich kann man sagen, dass Vitamin D und K nicht unbedingt kombiniert werden müssen. Man kann Vitamin K dazu geben, wenn man Vitamin D einnimmt, man muss aber nicht.

 

Moderator:

Wie sieht es mit den Fettsäuren aus, welche sind zu bevorzugen?

 

Dr. Kugler:

Ja, häufig fehlen bei Rheumapatienten z. B. oder bei Arthrosepatienten die Omega-3-Fettsäuren, und die Omega-3-Fettsäuren reduzieren die Entzündungsaktivität.

 

Moderator:

Die Omega-3-Fettsäuren die sind ja im Fisch. Soll man jetzt Fisch essen? Wird ja gerne so propagiert: Fisch ist gesund.

 

Dr. Kugler:

In der heutigen Zeit ist es nicht mehr erforderlich, dass man Fisch isst, um Omega-3-Fettsäuren aufzunehmen, es gibt inzwischen verschiedene Algenölpräparate.

Grundsätzlich sind ja die Algen die Produzenten von EPA und DHA, und jetzt stehen eben solche Algenölpräparate zur Verfügung. Man muss also deshalb keine Fische mehr fangen und essen.

Man kann auch sagen, dass der Verzicht auf Arachidonsäure noch wichtiger ist, als die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren.



Moderator:

Arachidonsäure ist ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten, insbesondere in Fleisch und Wurst.

 

Dr. Kugler:

Besonders wirksam bei Arthrosen und rheumatoider Arthritis ist die vegane Ernährung, also eine Ernährung ohne tierische Produkte - das sei noch einmal betont.



Moderator:

Man kann also sagen, eine gesunde Ernährung und eine ausgewogene Versorgung mit Mikronährstoffen ist fundamental für die Knochengesundheit.

Es lohnt sich also, den Mikronährstoffhaushalt von Zeit zu Zeit zu überprüfen, um zu schauen, welche Mikronährstoffe fehlen und dann gegebenenfalls mit gezielten Mikronährstoffgaben den Mikronährstoffhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Fachinfos zu dem Thema finden Sie auch auf unserer Homepage www. diagnostisches-centrum.de
Liebe Hörer vielen Dank fürs Zuhören.

 

Dr. Kugler, Moderator:

Auf Wiederhören.


Musik