Erhöhtes Anämierisiko bei schwangeren Frauen mit Übergewicht
Bei Menschen mit Übergewicht besteht häufig eine leicht erhöhte Entzündungsaktivität, wodurch die Eisenaufnahme durch eine Erhöhung der Hepcidinspiegel beeinträchtigt ist. Australische Wissenschaftler beschäftigten sich in einem Fachartikel mit der Frage, inwieweit der Entzündungszustand durch Übergewicht zu einem erhöhten Risiko für Eisenmangel und Eisenmangelanämie bei schwangeren Frauen und ihren Kindern führt. Das Fazit der Wissenschaftler war, dass Adipositas vor der Schwangerschaft und Übergewicht/Adipositas während der Schwangerschaft sowie nach der Schwangerschaft das Risiko für einen Eisenmangel oder für eine Eisenmangelanämie erhöhen, was auch die Kinder
betrifft.
Referenz:
Anna A. Wawer, Nicolette A. Hodyl et al.: Are Pregnant Women Who Are Living with Overweight orObesity at Greater Risk of Developing IronDeficiency/Anaemia? Nutrients 2021,13, 1572.
Therapieresistente Eisenmangelanämie
Zwei US-amerikanische Ernährungsmediziner publizierten ein Fallbeispiel einer Patientin, die sich bereits 2002 einem adipositaschirurgischen Eingriff unterzogen hatte. Bei der Patientin bestand eine massive Anämie bei einem extrem niedrigen Ferritinspiegel, weshalb intravenöse Eiseninfusionen verabreicht wurden. Durch die Eisentherapie konnte aber keine nachhaltige Besserung erreicht werden. Als ausschlaggebender Faktor erwies sich ein Kupfermangel, der durch den adipositaschirurgischen Eingriff erklärbar war. Nach einer adäquaten Verabreichung von Kupfer und Zink konnte die Häufigkeit der Eiseninfusionen bei der Patientin deutlich vermindert werden. Bei einer therapieresistenten Eisenmangelanämie sollte auch ein Kupfermangel in Betracht gezogen werden.
Referenz:
Vijaya Surampudi, Zhaoping Li: Refractory Iron Deficiency Anemia; Current Developments in Nutrition, Volume 4, Issue Supplement_2, June 2020, Page 1841
Anämie beeinflusst HbA1c
HbA1c gilt heute als der Goldstandard für die Diagnose eines Diabetes. Der HbA1c-Spiegel kann aber durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden einschließlich einer Anämie.
Bei der Auswertung von 18 Fachartikeln fanden US-Wissenschaftler eine Assoziation zwischen Hämoglobin und HbA1c. Große Studien zeigten, dass der HbA1c-Spiegel bei einer Eisenmangelanämie anstieg. Die Autoren des Fachartikels betonen die Notwendigkeit eines Screenings auf eine Anämie vor Beginn einer Therapie eines Diabetes, der auf der Basis des HbA1c-Spiegels diagnostiziert wurde. Vor Korrektur einer Anämie ist eine strikte HbA1c-Kontrolle nicht empfehlenswert.
Referenz:
Andrew B Song, BA, David J. Kuter et al.: Characterization of the Rate, Predictors, and Thrombotic Complications of Thrombocytosis in Iron Deficiency Anemia; Blood (2019) 134 (Supplement_1): 959.
Eisenmangelanämie erhöht Thromboserisiko
US-Wissenschaftler fanden bei Patienten mit Eisenmangelanämie in 32,6 Prozent der Fälle eine Erhöhung der Thrombozytenkonzentration. Die Thromboserate betrug 7,8 Prozent bei Patienten mit Eisenmangelanämie und 15,8 Prozent bei Patienten mit Eisenmangelanämie und erhöhten Thrombozytenwerten. Eine adäquate Behandlung der Eisenmangelanämie ist wichtig zur Vermeidung von Komplikationen durch eine Thrombose.
Referenz:
Andrew B. Song, David J. Kuter et al.: Characterization of the rate, predictors, and thrombotic complications of thrombocytosis in iron deficiency anemia; https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/ajh.25925
Eisenmangelanämie erhöht Risiko für psychiatrische Erkrankungen
Wissenschaftler aus Taiwan untersuchten in einer Studie das Risiko für psychiatrische Störungen bei Personen mit Eisenmangelanämie im Vergleich zu Personen ohne Eisenmangelanämie. Das Risiko für psychiatrische Störungen war bei Personen mit Eisenmangelanämie um den Faktor 1,5 höher im Vergleich zu Personen ohne Eisenmangelanämie. Bei Patienten mit Eisenmangelanämie bestand ein höheres Auftreten und ein höheres Risiko für Angststörungen, Depressionen Schlafstörungen und psychotische Störungen. Eine Eisen-Supplementierung bei den Patienten mit Eisenmangelanämie war im Vergleich zu Patienten ohne Eisentherapie mit einem signifikant niedrigeren Risiko für psychiatrische Störungen assoziiert.
Referenz:
Herng-Sheng Lee , Hsin-Hao Chao et al.: Psychiatric disorders risk in patients with iron deficiency anemia and association with iron supplementation medications: a nationwide database analysis; BMC Psychiatry, 2020 May 11;20(1):216. doi: 10.1186/s12888-020-02621-0.
Eisentherapie bei Anämie nach Geburt
Britische Wissenschaftler publizierten einen systematischen Übersichtsartikel und eine Metaanalyse über eine orale bzw. intravenöse Eisentherapie bei Anämie nach der Geburt. In die Auswertung wurden 15 Studien einbezogen. Bei einer intravenösen Eisentherapie waren die Hämoglobinkonzentrationen nach sechs Wochen etwa 1 g/Deziliter höher als bei den Frauen, die eine orale Eisentherapie erhielten. Die Autoren der Studie stellten fest, dass eine intravenöse Eisentherapie eine sinnvolle Therapieoption bei Anämie nach der Geburt darstellt. Bei einer oralen Eisentherapie ist der Hämoglobinanstieg geringer, außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für Magen- Darm-Beschwerden.
Referenz:
Sultan P, Bampoe S et al.: Oral vs intravenous iron therapy for postpartum anemia: a systematic review and meta-analysis; Am J Obstet Gynecol. 2019 Jul;221(1):19-29.e3. doi: 10.1016/j.ajog.2018.12.016. Epub 2018 Dec 19.
Vitamin-A-Supplementierung bei Anämie
250 schwangere Frauen in der späten Schwangerschaftsphase erhielten über einen Minimalzeitraum von zwölf Wochen entweder Eisen und Folsäure oder Eisen/Folsäure und Vitamin A 20.000 IU pro Woche.
Die Vitamin-A-Supplementierung erwies sich als sehr effektiv. Der Anstieg des Hämoglobins war deutlich stärker als in der Gruppe ohne Vitamin-A-Zusatz. Es kam in der Vitamin-A-Gruppe auch zu einem starken Anstieg der Ferritinkonzentration.
Referenz:
Shakun Singh, Rachna Chaudhary et al.: Impact of vitamin A supplementation in anaemia during pregnancy: a randomized double blind controlled clinical trial; ijrcog.org, Vol 7, No 6, 2018
HbA1c und Eisenmangelanämie
In verschiedenen Studien zeigte sich ein Zusammenhang zwischen einer Eisenmangelanämie und höheren HbA1c-Spiegeln. Wissenschaftler aus Italien untersuchten bei 2625 Patienten den Zusammenhang zwischen Hämoglobin und HbA1c. Die Durchschnittswerte bei HbA1c waren bei den Versuchsteilnehmern mit Eisenmangelanämie signifikant höher als bei den Studienteilnehmern ohne Anämie.
Die HbA1c-Spiegel waren invers mit den Hämoglobin-Spiegeln assoziiert. Die Autoren der Studie empfehlen deshalb bei Patienten mit Eisenmangelanämie eine Korrektur von HbA1c, basierend auf dem Hämoglobinspiegel, was für die Diagnostik eines Prädiabetes und zur Überwachung eines Diabetes notwendig sei.
Referenz:
Jari Intra PhD, Giuseppe Limonta MD et al.: Glycated haemoglobin and iron deficiency anaemia: a case-control study; Practical Diabetes, 7. June 2018-06-19
Eisenmangelanämie und Depression
Wissenschaftler aus Japan untersuchten den Zusammenhang zwischen einer Eisenmangelanämie und Depressionen per Befragung über das Internet. In die Untersuchung wurden 1000 Personen einbezogen, die selber über Depressionen klagten sowie 10.876 Kontrollpersonen. Zur Ermittlung psychologischer Stressfaktoren wurde ein entsprechendes Testverfahren durchgeführt. Personen, die eine Eisenmangelanämie angaben, berichteten auch vermehrt über Depressionen. Eine Eisenmangelanämie war auch mit einem höheren Distress assoziiert.
Referenz:
Hidese S, Saito K et al.: Association between iron deficiency anemia and depression: A web-based Japanese investigation; Psychiatry Clin Neurosci. 2018 Mar 30.
ADHS bei Frauen mit Eisenmangelanämie
Wissenschaftler aus der Türkei untersuchten bei 83 Patientinnen mit der Diagnose Eisenmangelanämie und bei 70 gesunden Kontrollpersonen das Vorhandensein von ADHS-Symptomen. Sie konnten zeigen, dass die Prävalenz von ADHS im Erwachsenenalter bei Patientinnen mit Eisenmangelanämie höher war als bei gesunden Kontrollpersonen. Patienten mit Eisenmangelanämie sollten also frühzeitiger auf ADHS-Symptome abgeklärt werden.
Referenz:
Kadir Demirci, Funda Yildirim Bas et al.: The investigation of Symptoms and Diagnoses of Adult-Attention Deficit/Hyperactivity Disorder in Women with Iron Deficiency Anemia; Arch Neuropsychiatry 2017; 54:72-7