In einem im Dezember 2013 publizierten Fachartikel von amerikanischen und japanischen Wissenschaftlern geht es um die klinische Bedeutung von Taurin. Immer wieder werden bei Taurin neue Funktionen entdeckt. So weiß man seit relativ kurzer Zeit, dass Taurin auch für die mitochondriale Atmungskette eine zentrale Bedeutung hat. Taurin bildet ein Konjugationsprodukt mit Uridin, die Verbindung heißt 5-Taurinomethyluridin. Wenn die Bildung dieses Moleküls beeinträchtigt ist, kommt es auch zu einer Störung der Synthese verschiedener mitochondrialer Proteine, wodurch letzten Endes dann die ATP-Synthese abfällt.

Viele andere Funktionen von Taurin sind schon länger bekannt. In Japan ist Taurin inzwischen zur Behandlung der Herzinsuffizienz zugelassen. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz vermindert Taurin den oxidativen Stress und die Calciumüberladung, außerdem kommt es auch zu einer Abschwächung der neurohumoralen Aktivierung.

Die antioxidativen und antientzündlichen Eigenschaften von Taurin spielen eine zentrale Rolle für die Verminderung diabetischer Symptome. Taurin vermindert die Hyperglykämie sowohl beim Typ-1- als auch beim Typ-2-Diabetes, außerdem kann Taurin den Schweregrad diabetischer Folgeerkrankung abschwächen.

Es gibt einen inversen Zusammenhang zwischen der Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Taurinaufnahme. Taurin wirkt cholesterinsenkend, antientzündlich und antioxidativ. Außerdem vermindert Taurin die Thrombenbildung. Wenn Taurin vor einer Bypassoperation infundiert wird, kann es vor Reperfusionsschäden schützen. Verschiedene epidemiologische Studien haben gezeigt, dass eine vermehrte Taurinaufnahme das Risiko für Bluthochdruck vermindert. Taurin hat auch eine Schutzfunktion für die Nieren. Es kann zelluläre Schäden und Proteinverluste aufgrund von nefrotoxischen Substanzen vermindern. Ein Taurinmangel kann mit einer schweren Leberschädigung assoziiert sein. Die hepatoprotektive Wirkung von Taurin kann auch zur Behandlung der nicht alkoholischen Fettleber genutzt werden. Auch im zentralen Nervensystem hat Taurin wichtige Funktionen, z.B. die Modulierung der Nervenerregbarkeit, Osmoregulation und Verminderung von entzündlichen Prozessen. Die Myeloperoxidase-Reaktion spielt eine zentrale Rolle bei der Pathogenese der Entzündung. Taurin ist wichtig zur Begrenzung der Entzündungsaktivität, es kann z.B. die Freisetzung proinflammatorischer Zytokine verhindern.

Referenz:
Stephen W. Schaffer et al.: Clinical significance of taurine; Amino Acids, published online: 15 December 2013