Veränderter Aminosäurenstoffwechsel bei Covid-19
Wissenschaftler aus der Türkei untersuchten bei 35 Patienten mit Covid-19 und 35 Kontrollpersonen die Konzentrationen der Aminosäuren im Blut. Die statistische Auswertung der Messergebnisse zeigte eine signifikante Verminderung der Konzentrationen von Aspartat und Glutamin bei den Covid- Patienten. Auch Glycin war vermindert, allerdings ohne Signifikanz. Die Autoren der Studie bewerteten die Ergebnisse sinngemäß wie folgt: Bei Viruserkrankungen kommt es zu einer Veränderung der Stoffwechselwege bei sich schnell teilenden Zellen, die für die Körperabwehr wichtig sind. Bei Covid 19-Patienten spielt unter anderen der Warburg-Effekt und der Glutaminabbau eine wichtige Rolle. Durch eine zentrale oder parenterale Verabreichung der erwähnten Aminosäuren könne die Pathophysiologie bei Coronapatienten günstig beeinflusst werden.
Referenz:
Hüseyin Aydın , Yusuf Kenan Tekin et al.: Glutamine-Driven Metabolic Adaptation to COVID-19 Infection; Indian J Clin Biochem. 2022 Apr 8;1-11.
Citrullin als Marker für die Zöliakie
In einer iranischen Studie wurde untersucht, welche nicht-invasiven Biomarker für die Diagnostik der Zöliakie bei Kindern Verwendung finden könnten. Dabei erwiesen sich die Transglutaminnase-Antikörper sowie die Aminosäure Citrullin als aussagekräftige Biomarker für die Diagnose der Zöliakie und für die Beurteilung des Schweregrades der Atrophie des Darmepithels.
Referenz:
ParisaRahmani, GhobadHeidari et al.: Relationship of citrulline and tissue transglutaminase antibody with duodenal histopathology among children with celiac disease; Annals of Medicine and Surgery, Volume 76, April 2022, 103489
Arginin verbessert Hirnleistungsstörungen bei gebrechlichen Senioren mit Bluthochdruck
Wissenschaftler aus Italien untersuchten den möglichen Nutzen einer Arginin-Supplementierung bei kognitiver Dysfunktion. 35 gebrechliche ältere Menschen mit Bluthochdruck erhielten über einen Zeitraum von vier Wochen eine orale Supplementierung von Arginin, 37 Probanden erhielten ein Placebopräparat. Bei der Durchführung eines kognitiven Tests zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen der Arginin- und der Placebogruppe. Arginin konnte auch den oxidativen Stress der Endothelzellen vermindern. Eine orale Arginin-Supplementierung kann also die kognitive Leistungsfähigkeit bei gebrechlichen älteren Menschen mit Bluthochdruck verbessern.
Referenz:
Pasquale Mone, Antonella Pansini et al.: L-Arginine Improves Cognitive Impairment in Hypertensive Frail Older Adults; ront Cardiovasc Med. 2022 Apr 12; 9:868521
Taurin bei diabetischer Nephropathie
Forscher aus China publizierten einen systematischen Übersichtsartikel zur Bedeutung von Taurin bei der diabetischen Nephropathie. 14 Artikel wurden hierzu ausgewertet. An der Diabetes-induzierten Schädigung des Nierengewebes sind verschiedene Faktoren beteiligt: erhöhter oxidativer Stress, vermehrte Entzündungsaktivität, Verstärkung der Apoptose sowie die Schädigung verschiedener Moleküle. Taurin kann aufgrund seiner vielfältigen Eigenschaften die Aktivierung der oben erwähnten Schädigungsmechanismen verhindern und dadurch die Entwicklung einer diabetischen Nephropathie verlangsamen. Die antioxidative Eigenschaft von Taurin dürfte hierbei die größte Rolle spielen.
Referenz:
Jingru Ma, Zecheng Yang et al.: A systematic review of preclinical studies on the taurine role during diabetic nephropathy: focused on anti-oxidative, anti-inflammation, and anti-apoptotic effects; Toxicol Mech Methods. 2022 Jan 3;1-11.
Glutamin bei Typ-2-Diabetes
Wissenschaftler aus Schweden und Dänemark publizierten einen Fachartikel zur Bedeutung von Glutamin für die Regulierung des Muskelstoffwechsels bei Typ-2-Diabetikern.
Eine Dysregulation des Stoffwechsels der Skelettmuskulatur beeinflusst die Insulinsensitivität sowie die Glukose-Homöostase. Glutamin ist eine Schlüsselaminosäure, die invers mit dem BMI und dem Homa-IR korreliert. Der Glutaminspiegel kann direkt die Entzündungsaktivität des Skelettmuskels beeinflussen. Eine Supplementierung von Glutamin könnte eine therapeutische Maßnahme sein zur Verminderung oder Verzögerung der Entwicklung einer Insulinresistenz bei Übergewicht. Der Wirkmechanismus ist die Verminderung von Entzündungsmarkern und die Verbesserung der Insulinsensitivität der Skelettmuskulatur.
Referenz:
Lucile Dollet , Michael Kuefner et al.: Glutamine Regulates Skeletal Muscle Immunometabolism in Type 2 Diabetes; Diabetes. 2022 Apr 1;71(4):624-636. doi: 10.2337/db20-0814.
Schwefelhaltige Aminosäuren und Typ-2-Diabetes
Es ist bekannt, dass die Cystein-Konzentration im Plasma mit der Fettmasse und Insulinresistenz assoziiert ist. Die Konzentration von Taurin hingegen ist invers mit dem Diabetesrisiko verbunden. Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern bestimmten bei 2.564 Studienteilnehmern verschiedene schwefelhaltige Aminosäuren sowie Glutamin, Glutaminsäure, Glutathion und Serin. Die Probanden hatten zu Beginn der Studie keinen Diabetes, in der Folgezeit entwickelten 4,6 Prozent der Studienpopulation einen Diabetes. Die Studienteilnehmer im obersten Drittel der Konzentrationen von Cystein und Cystathion hatten im Vergleich zu den Probanden im untersten Drittel ein fünffach erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes. Höhere Serinkonzentrationen waren unabhängig mit einem geringeren Diabetesrisiko assoziiert. Höhere Spiegel von Glutaminsäure erhöhten das Diabetesrisiko; bei der Aminosäure Glutamin war dies genau umgekehrt. Die Konzentration von Gesamtglutathion war invers mit dem Diabetesrisiko verbunden. Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass Veränderungen im Stoffwechsel der schwefelhaltigen Aminosäuren frühzeitige Marker für die Entwicklung eines Diabetes darstellen könnten.
Referenz:
Amany K Elshorbagy, Cheryl Turner et al.: The association of serum sulfur amino acids and related metabolites with incident diabetes: a prospective cohort study; Eur J Nutr . 2022 Apr 13.
Cystin und Glutamin stabilisieren Darmbarriere nach Belastung
Es ist bekannt, dass eine starke körperliche Belastung die Darmbarriere schädigen kann. Japanische Wissenschaftler untersuchten in einer Studie, inwieweit eine Supplementierung von Cystin und Glutamin eine Schädigung der Darmbarriere nach einem anstrengenden Dauerlauf verhindern kann. An der Studie nahmen 16 sportlich aktive jüngere Männer teil. Durch die Supplementierung der erwähnten Aminosäuren kam es zu einer Verminderung der Marker der gastrointestinalen Permeabilität. Die Aminosäuren Cystin und Glutamin haben also einen gewissen Schutzeffekt auf die Darmbarriere nach körperlichem Stress.
Referenz:
Yusei Tataka, Miki Haramura: Effects of oral cystine and glutamine on exercise-induced changes in gastrointestinal permeability and damage markers in young men; Eur J Nutr . 2022 Feb 1.