Depressionen, Entzündungen und oxidativer Stress

Am 17. April 2015 erschien im Spiegel online ein Artikel mit der Überschrift "Wie Entzündungen Depressionen auslösen". Es mehren sich die Hinweise, dass Depressionen ihren Ursprung nicht allein in der Psyche haben, sondern dass dem Immunsystem bei der Entstehung dieses Krankheitsbildes eine große Bedeutung zukommt.

Im Blut von depressiven Patienten konnten wiederholt erhöhte Konzentrationen von Entzündungsmarkern nachgewiesen werden. Auch mittels bildgebender Verfahren wurde festgestellt, dass bestimmte Immunzellen bei Patienten mit Depressionen deutlich aktiver waren als bei den Gesunden. Depressionen werden häufig mit Stress in Verbindung gebracht. Hierbei kommt es zunächst zu einer vermehrten Ausschüttung von Cortiosol, wodurch das Immunsystem unterdrückt wird. Bei länger anhaltendem Stress nimmt aber die Empfindlichkeit des Körpers für dauerhaft erhöhte Cortisolspiegel ab, wodurch dann der Einfluss proinflammatorischer Zytokine zunimmt.

Oxidativer Stress, erhöhte Entzündungsaktivität und Depressionen stehen in einem engen Zusammenhang. Wissenschaftler des King´s College London publizierten im Januar 2015 einen Fachartikel, indem sie sich mit der Rolle von Entzündungen und oxidativem Stress bei der Major-Depression beschäftigten. Oxidativer Stress ist das Missverhältnis zwischen reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) und Antioxidantien, was zu Veränderungen von Biomolekülen und von zellulären Signalwegen führt. Die ROS fungieren als Signalmoleküle und können durch Aktivierung von NF-Kappa-B und der MAPK Stress-Kinasen in erheblichem Umfang entzündliche Reaktionen hervorrufen. Freie Radikale und eine erhöhte Entzündungsaktivität gelten als Hauptversursacher der Neuroprogression, die bei der Major-Depression beobachtet wird. Durch oxidativen Stress und Entzündungen werden verschiedene Transkriptionsfaktoren aktiviert, die für die Entstehung der Major-Depression eine Bedeutung haben.

Anhaltender psychischer Stress ist immer auch mit oxidativem Stress verbunden, wodurch es dann auch vermehrt zu entzündlichen Reaktionen kommt. Ein wichtiger Behandlungsansatz bei Depressionen ist auf jeden Fall die Verminderung des oxidativen Stress und der Entzündungsaktivität.

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