Fibromyalgie und Mikronährstoffe

fibromyalgie

 


Darum geht es
Mikronährstoffe vermögen die antioxidative Kapazität zu beeinflussen, die Mitochondrienfunktion, den Muskelstoffwechsel, den Neurotransmitterstoffwechsel etc. -allsamt Aspekte, die auch bei der Fibromyalgie eine Rolle spielen. Weltweit wurden die Konzentrationen verschiedener Mikronährstoffe bei Fibromyalgiepatienten untersucht und auch die Wirksamkeit verschiedener Mikronährstoffsupplemente.


 

Was ist Fibromyalgie?


Das Fibromyalgie-Syndrom (Fibromyalgie) ist eine häufig auftretende chronische Schmerzerkrankung. Die Schmerzen treten in mindestens drei Körperregionen auf, meist in der Nähe von Gelenken und Muskeln. Nahezu immer ist auch die Wirbelsäule betroffen. Früher war die Druckschmerzhaftigkeit bestimmter Punkte Kriterium für die Fibromyalgie-Diagnose. Diese sogenannten „Tenderpoints“ spielen heute keine Rolle mehr. Weitere Diagnosekriterien sind körperliche und mentale Müdigkeit und Schlafstörungen länger als drei Monate sowie Schwellungen und Steifheitsgefühl an Händen und Füßen. Die betroffenen Patienten klagen häufig auch über Magen- und Darmbeschwerden, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Herzrasen, Luftnot und einiges mehr.

Die Prävalenz der Fibromyalgie beträgt ca. drei Prozent der Bevölkerung, Frauen sind sechs- bis siebenmal häufiger betroffen als Männer. Die genauen Ursachen der Fibromyalgie sind bis heute nicht bekannt. Es gibt auch keine Laborwerte, die typisch für Fibromyalgie sind. Als Risikofaktoren gelten psychischer und beruflicher Stress, geringe körperliche Aktivität, Übergewicht und Rauchen. Laut Wikipedia wird als Hauptfaktor für die Entstehung der Fibromyalgie eine nervliche Sensibilisierung einschließlich einer zentralen Sensitivierung angesehen. Die Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem ist so gestört, dass das Gehirn Schmerzen wahrnimmt, ohne dass ein schädigender Reiz vorliegt. Auch gibt es Hinweise auf eine veränderte Anzahl und Zusammensetzung der sensorischen Nervenenden im Unterhautbindegewebe.

 

Mögliche Ursachen der Fibromyalgie


In der Fachliteratur sind auch eine Reihe von Erkenntnissen nachzulesen, die für das Verständnis der Pathogenese der Fibromyalgie wichtig sind. Bei Fibromyalgie-Patienten wurde ein Hypocortisolismus nachgewiesen, was auf eine Störung der HPA-Achse hindeutet. Außerdem fanden sich bei Fibromyalgie-Patienten erhöhte Plasmaspiegel von Noradrenalin sowie verminderte Konzentrationen von Dopamin und Serotonin im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen.

Eine wichtige Rolle in der Pathogenese von Fibromyalgie spielt oxidativer Stress. Es wurde ein Zusammenhang zwischen prooxidativen Prozessen und der Schmerzempfindlichkeit festgestellt. Man kann auch davon ausgehen, dass eine mitochondriale Dysfunktion an der Entstehung der Fibromyalgie- Symptomatik beteiligt ist.

Es gibt inzwischen eine beträchtliche Anzahl von Studien, in denen bei Fibromyalgie-Patienten Mikronährstoffmängel aber auch günstige Effekte einer Mikronährstoff-Supplementierung nachgewiesen wurden.

 

Mikronährstoffe

 

Vitamin D

Vitamin D ist wichtig für die Regulierung der Neurotransmitter Dopamin, Acetylcholin und Serotonin. Eine Fehlregulation dieser Neurotransmitter spielt bei der Schmerzverarbeitung bei Fibromyalgie eine zentrale Rolle. Ein Vitamin-D-Mangel fördert auch das Auftreten von Muskelschmerzen.

  • Wissenschaftler aus China publizierten 2022 eine Metaanalyse von randomisierten kontrollierten Studien zur Wirksamkeit von Vitamin D bei der Behandlung der Fibromyalgie. Die Auswertung von fünf Studien mit 315 Teilnehmern zeigte, dass Vitamin D wirksam Fibromyalgie-Beschwerden senken konnte.
  • Türkische Wissenschaftler konnten bei 180 Frauen mit Fibromyalgie nachweisen, dass eine Vitamin-D-Supplementierung einen positiven Effekt auf die Lebensqualität sowie auf die Reduzierung von Schmerzen hatte.
  • Forscher aus Italien kamen nach Auswertung von acht Studien zu dem Schluss, dass eine Vitamin-D-Supplementierung Schmerzen bei Fibromyalgie-Patienten senken konnte, besonders bei den Patienten mit einem Vitamin-D-Mangel.
  • Ein Vitamin-D-Mangel war bei Fibromyalgie-Patienten mit höheren Spiegeln proinflammatorischer Zytokine assoziiert. Höhere Spiegel dieser Entzündungsmediatoren verschlechterten wiederum die Fibromyalgie-Symptomatik.

 

B-Vitamine

  • Türkische Wissenschaftler konnten bei 180 Frauen mit Fibromyalgie nachweisen, dass eine Vitamin-D-Supplementierung einen positiven Effekt auf die Lebensqualität sowie auf die Reduzierung von Schmerzen hatte.
  • Forscher aus Italien kamen nach Auswertung von acht Studien zu dem Schluss, dass eine Vitamin-D-Supplementierung Schmerzen bei Fibromyalgie-Patienten senken konnte, besonders bei den Patienten mit einem Vitamin-D-Mangel.
  • Ein Vitamin-D-Mangel war bei Fibromyalgie-Patienten mit höheren Spiegeln proinflammatorischer Zytokine assoziiert. Höhere Spiegel dieser Entzündungsmediatoren verschlechterten wiederum die Fibromyalgie-Symptomatik.
  • Die Einnahme von 1000 µg Vitamin B12 als Sublingualtablette über einen Zeitraum von 50 Tagen verbesserte bei 28 Fibromyalgie- Patienten signifikant den Schweregrad der Symptomatik.

 

Antioxidantien

  • 2022 publizierten Wissenschaftler aus Spanien einen systematischen Übersichtsartikel über die Wirksamkeit von Antioxidantien auf die Schmerzwahrnehmung bei Fibromyalgie-Patienten. Eine zentrale Aussage in diesem Fachartikel ist, dass oxidativer Stress für die Pathogenese von Fibromyalgie eine wichtige Rolle spielt. Bei Fibromyalgiepatienten kann ein Abfall der Antioxidantienspiegel Schmerzen verstärken.
  • Forscher aus Polen veröffentlichten ebenfalls 2022 einen Fachartikel über oxidativen Stress bei Fibromyalgie. Nachgewiesen ist, dass eine Verminderung der Q10-Spiegel zu einer Verschlechterung der Fibromyalgiesymptome führt. Niedrige Q10-Spiegel tragen zu einer mitochondrialen Dysfunktion und zu oxidativem Stress bei.
  • Forscher aus Brasilien kamen nach der Auswertung von 20 Studien zu dem Schluss, dass Coenzym Q10 eine wirksame komplementäre Behandlung bei rheumatoider Arthritis und Fibromyalgie darstellt.
  • Eine Supplementierung von Coenzym Q10 kann häufig auch eine mentale Müdigkeit wirksam bessern. Therapeutisch wirksame Q10-Spiegel liegen über 2,5 µg/Milliliter, was meist eine höhere Dosierung von Q10 erfordert.

 

Mineralstoffe, Spurenelemente und andere Mikronährstoffe

  • Magnesium gilt als der Anti-Stress-Mikronährstoff und hat auch eine entspannende Wirkung auf die Muskulatur. Ein Magnesiummangel geht auch mit einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit einher. Türkische Wissenschaftler fanden bei Patienten mit Fibromyalgie im Vergleich zu Kontrollpersonen signifikant niedrigere Konzentrationen von Magnesium im Serum und in den Erythrozyten. Magnesium sollte also auf jeden Fall dann supplementiert werden, wenn die Konfigurationen im Serum oder Vollblut niedrig sind.
  • Patienten mit Fibromyalgie haben im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen signifikant verminderte Ferritinkonzentrationen im Serum. Dies ist nachzulesen in dem bereits erwähnten Fachartikel polnischer Wissenschaftler über oxidativen Stress bei Fibromyalgie. In einer türkischen Studie, 2008 publiziert, wurde ein erhöhtes Fibromyalgie-Risiko bei Patienten mit Eisenmangelanämie nachgewiesen.
  • Bei Fibromyalgiepatienten wurden auch deutlich verminderte Zinkkonzentration im Serum festgestellt. Eine Supplementierung von Zink ist bei der Fibromyalgie sicher besonders dann sinnvoll, wenn die gemessenen Konzentrationen im Serum oder Vollblut niedrig sind.

 

Aminosäuren

Studien über Aminosäuren-Konzentrationen bei Fibromyalgiepatienten lieferten uneinheitliche Ergebnisse. Es ist also nicht davon auszugehen, dass bei der Fibromyalgie ein bestimmtes Defizitmuster an Aminosäuren vorliegt. Kandidaten für eine Aminosäuren-Supplementierung sind sicherlich die verzweigtkettigen Aminosäuren, die für den Muskelstoffwechsel eine wichtige Rolle spielen. Chronischer psychischer und körperlicher Stress kann zu einer Glutaminverarmung des Organismus führen, so dass bei vielen Fibromyalgiepatienten auch eine Glutaminsupplementierung infrage kommt. Zur Einschätzung der Notwendigkeit einer Aminosäuren-Supplementierung sollte in jedem Fall eine Aminosäurenanalyse vorausgehen. Die Einnahme von höheren Mengen von Aminosäuren ohne nachgewiesene Mängel kann durchaus auch zu nachteiligen Effekten führen.

 

Vitaminoide

Carnitin besitzt immunmodulierende und entzündungshemmende Eigenschaften. Carnitin kann oxidativen Stress vermindern sowie den Energiestoffwechsel verbessern und ist auch eine therapeutische Option bei der Behandlung von Fibromyalgie.

 

Fazit
Das Fibromyalgiesyndrom ist ein komplexes, noch unzureichend verstandenes Krankheitsbild. Eine gezielte Supplementierung von Mikronährstoffen kann bei der Behandlung dieser Erkrankung eine wirksame Hilfe sein. Wichtig ist aber zu wissen, welche Mikronährstoffe fehlen. Dazu ist eine geeignete Mikronährstoffuntersuchung erforderlich. Hierzu empfehlen wir das DCMS-Stoffwechsel-Profil.

 

Referenzen

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  • Wikipedia: Fibromyalgie
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